Pharma-Drehkreuz in Frankfurt
Zu Besuch in Lufthansa Cargos Impfstoffzentrale
Das Pharma Hub von Lufthansa Cargo soll Deutschlands wichtigstes Zentrum für die internationale Verteilung von Corona-Impfstoff werden. Ein Besuch vor Ort.
Der leere obere Frachtraum einer Boeing 777 F von Lufthansa Cargo: Hier wird auch Corona-Impfstoff Platz finden.
Während gewisse Arzneimittel, wie hier vorne links im Bild zu sehen, keine präzise Kühlung benötigen, …
… wird temperatursensibler Impfstoff in Containern mit einem automatischen Kühlsystem transportiert. Vorne im Bild: Karin Krestan, Chefin des Pharma Hubs von Lufthansa Cargo in Frankfurt.
Temperaturanzeige: Mit voll aufgeladenen Batterien können die Container die Medikamente bis zu 120 Stunden autonom kühlen.
Dazu wird Trockeneis in die Spezialcontainer gefüllt.
Lufthansa Cargo besitzt selber rund 300 solcher Container. Kunden und Speditionen bringen aber auch eigene zum Einsatz.
Im Raum, der zwischen 2 und 8 Grad kalt ist: Eine Ladung steriles Wasser für Masernimpfungen. Diese Fracht geht von Indien nach Afrika und lagert mangels Direktflug kurz bei Lufthansa Cargo in Frankfurt zwischen.
Kommt solch eine Fracht, die keinen Spezialcontainer braucht, im Pharma Hub an oder verlässt ihn wieder, wird sie oft durch spezielle Abdeckungen geschützt.
Diese Paletten mit Medikamenten werden aufs Vorfeld zum Flugzeug gefahren, wo sie verladen werden.
Dort steht dann zum Beispiel eine Boeing 777 F bereit oder …
… eine McDonnell Douglas MD-11 F.
Der leere obere Frachtraum einer Boeing 777 F von Lufthansa Cargo: Hier wird auch Corona-Impfstoff Platz finden.
Während gewisse Arzneimittel, wie hier vorne links im Bild zu sehen, keine präzise Kühlung benötigen, …
… wird temperatursensibler Impfstoff in Containern mit einem automatischen Kühlsystem transportiert. Vorne im Bild: Karin Krestan, Chefin des Pharma Hubs von Lufthansa Cargo in Frankfurt.
Temperaturanzeige: Mit voll aufgeladenen Batterien können die Container die Medikamente bis zu 120 Stunden autonom kühlen.
Dazu wird Trockeneis in die Spezialcontainer gefüllt.
Lufthansa Cargo besitzt selber rund 300 solcher Container. Kunden und Speditionen bringen aber auch eigene zum Einsatz.
Im Raum, der zwischen 2 und 8 Grad kalt ist: Eine Ladung steriles Wasser für Masernimpfungen. Diese Fracht geht von Indien nach Afrika und lagert mangels Direktflug kurz bei Lufthansa Cargo in Frankfurt zwischen.
Kommt solch eine Fracht, die keinen Spezialcontainer braucht, im Pharma Hub an oder verlässt ihn wieder, wird sie oft durch spezielle Abdeckungen geschützt.
Diese Paletten mit Medikamenten werden aufs Vorfeld zum Flugzeug gefahren, wo sie verladen werden.
Dort steht dann zum Beispiel eine Boeing 777 F bereit oder …
… eine McDonnell Douglas MD-11 F.
Es ist ein ganz besonderer Ort: Auf 8800 Quadratmetern lagern hier Impfstoffe, Insulin und andere Arzneimittel. Lange bleiben sie aber nicht. Im Pharma Hub von Lufthansa Cargo am Flughafen Frankfurt werden sie kurzzeitig aufbewahrt, bevor sie vom Lkw ins Flugzeug geladen werden oder umgekehrt. Etwa 100 Mitarbeitende kümmern sich vor Ort um die hochsensiblen Güter.
aeroTELEGRAPH hat sich das Drehkreuz angeschaut, über das monatlich rund 5000 Tonnen Pharmazeutika befördert werden und das bald zum wichtigsten Verteilzentrum für Corona-Impfstoff in Deutschland wird. Es besteht aus zwei großen Hallen, deren Temperatur stets zwischen 15 und 20 Grad liegt, und drei kleineren Hallen mit einer Temperatur zwischen 2 und 8 Grad. Zudem gibt es einen Raum, in dem minus 20 Grad herrschen.
Fünf Tonnen Trockeneis pro Woche
Weniger sensible Medikamente oder deren Rohstoffe können in diesen Räumen ohne weitere Maßnahmen auf konstanter Temperatur gehalten werden. Wenn sie in die Hallen kommen oder sie wieder verlassen, sind die Paletten oft mit Spezialabdeckungen geschützt.
Viele Arzneimittel müssen jedoch auch mit einer aktiven Kühlung oder Beheizung auf einer exakten Temperatur gehalten werden. Bei der Kühlung funktioniert das etwa mithilfe von Trockeneis in Spezialcontainern mit eingebautem Kühlsystem. «Pro Woche verbrauchen wir hier rund fünf Tonnen Trockeneis», erklärt die Leiterin des Pharma Hubs von Lufthansa Cargo, Karin Krestan. In ihren Hallen werden auch die Batterien der Container aufgeladen.
Container bis zu 120 Stunden autonom
«Die Container dürfen unseren Hub nur mit komplett aufgeladenen Akkus verlassen», sagt Krestan. Dann können die Medikamente im Inneren 100 bis 120 Stunden autonom auf der richtigen Temperatur gehalten werden. Denn im Flugzeug- oder Lkw wird die Temperatur des Frachtraums zwar reguliert, doch einen Stromanschluss für die Container gibt es nicht.
«Die Container nur halb aufgeladen loszuschicken, wäre zu riskant», so die Leiterin des Hubs. Zwar ist Lufthansa Cargo nur für den Transport von Flughafen zu Flughafen zuständig, darf aber auch nicht vergessen, wie die Kunden die Medikamente danach weitertransportiert.
Nach jedem Transport eine Wartung
«Kürzlich ging von hier aus zum Beispiel eine Lieferung im Laster über die Alpen nach Italien», so Krestan. Eingeplant waren 18 Stunden Reisezeit. «Dann war aber ein Alpenpass verschneit. Dazu kommen in so einer Situation auch noch die Spezialanforderungen an Gefahrguttransporte und Ruhezeiten der Fahrer. So wurden es auf einmal 36 Stunden.»
Bei Lufthansa Cargo in Frankfurt werden allerdings nicht nur die Batterien aufgeladen. Nach jedem Pharmatransport muss der Spezialcontainer auch desinfiziert und technisch inspiziert werden, bevor mit ihm wieder Arzneimittel befördert werden dürfen. Und diese Wartung geschieht ausschließlich in Frankfurt, auch wenn Lufthansa Cargo mittlerweile Pharma-Standorte auch in München, Chicago, Wien und Brüssel betreibt.
Biontech/Pfizer hat die höchsten Anforderungen
Wird also beispielsweise Insulin aus Europa in die USA geflogen, darf im selben Container auf dem Rückweg nicht etwa Grippeimpfstoff aus den Vereinigten Staaten nach Deutschland gebracht werden. Die Container können auf diesen Reisen allerdings mit anderer Fracht gefüllt werden, die nicht auf solch eine präzise Kühlung angewiesen sind.
Die drei Corona-Impfstoffe, die der Zulassung in Europa am nächsten sind, haben unterschiedliche Temperaturanforderungen. Das Mittel der amerikanischen Firma Moderna und das des britisch-schwedischen Unternehmens Astra Zenenca können zwischen 2 und 8 Grad transportiert werden. Der Impfstoff des deutsch-amerikanischen Bündnisses Biontech/Pfizer muss dagegen auf etwa minus 70 Grad gekühlt werden. Das ist das Kälteste, was Container mithilfe von doppeltem Trockeneis-Einsatz leisten können.
Neun Boeing 777F und die letzten MD-11
Lufthansa Cargo fühlt sich bereit für den Corona-Impfstofftransport. Zwar sind noch etliche Fragen offen, zum Beispiel, welcher Impfstoff wo produziert und wohin geliefert wird. Umbauten im Pharma Hub waren zur Vorbereitung aber nicht nötig, da das Frankfurter Drehkreuz bereits alle Voraussetzungen erfüllte. Und die Kapazität ist begrenzt durch die Zahl der Jets.
Lufthansa Cargos Frachtflotte besteht aus neun Boeing 777 F sowie derzeit noch aus fünf McDonnell Douglas MD-11 F. Ab Anfang 2021 werden es dann nur noch drei MD-11 sein. Dazu kommen die Kapazitäten in den Laderäumen der Passagierflugzeuge der Gruppe.
Corona-Impfstoff wird nicht alles verdrängen
Pharma-Hub-Chefin Karin Krestan stellt zudem klar, dass ihre Hallen bald auch nicht allein mit Corona-Impfstoff-Lieferungen belegt sein werden. «Auch während der weltweiten Verteilung von Covid-Vakzinen werden alle anderen lebenswichtigen Medikamente wie Insulin genauso weiter gebraucht werden», sagt Krestan.
In der oben stehenden Bildergalerie werfen Sie einen Blick in Lufthansa Cargos Pharma Hub.