Cockpit: Pilotinnen und Piloten werden auf Extremsituationen vorbereitet.

Cockpit: Pilotinnen und Piloten werden auf Extremsituationen vorbereitet.

aeroTELEGRAPH

Umgang mit Stress

Wie Pilotinnen und Piloten Zwischenfälle verarbeiten

Zwischenfälle können Pilotinnen und Piloten stark belasten. Damit die Verarbeitung gelingt, investieren Airlines in Ausbildung und spezielle Hilfsprogramme.

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Bilder wie die der Boeing 747 von UPS, die mit einem brennenden Triebwerk in Hongkong landet, oder des Wracks der Boeing 737 von Transair am Meeresgrund vor Hawaii lassen viele Betrachter schaudern. Doch so beängstigend sie sind, so selten sind solche Unfälle und ernsthaften Zwischenfälle, bei denen Menschen oder das Flugzeug Schaden nehmen oder hätten nehmen können.

Doch wie fühlt es sich für die Pilotinnen und Piloten an, ein solches Extremereignis zu überstehen? Und kann man danach überhaupt nochmal ins Flugzeug steigen? Man werde auf solche Situationen mental vorbereitet, sagt Pilotin Leila Belaasri. «Das Sicherheitsmanagement und -training wird so abgestimmt, dass wir im Hochrisikoumfeld sicher und stressresistent agieren», erklärt sie, die auch Sprecherin der Gewerkschaft Vereinigung Cockpit ist.

Regelmäßiges Training von Extremsituationen

Dazu gehöre auch, dass man im Simulator Vorfälle wie Notlandungen und Notwasserungen regelmäßig trainiere. Auch wenn die Wahrscheinlichkeit verschwindend gering sei, so Belaasri, «solche Extremsituationen sind etwas, was als Möglichkeit im Hinterkopf immer mitschwingt.» Das ermögliche es den Pilotinnen und Piloten, in der Situation zu funktionieren und handlungsfähig zu bleiben, während andere Menschen vor Angst gelähmt wären.

Doch, wir alle kennen es in abgeschwächter Form: Wenn eine Stresssituation überstanden ist, beginnt man erst so richtig, sich damit auseinanderzusetzen. Jeder hat wohl schon einmal nachts wach gelegen, und brenzlige oder belastende Situationen im Kopf noch einmal durchgespielt. Damit die Crews nach einem Zwischenfall mit ihren Gedanken nicht alleine sind, gibt es ein mehrstufiges System.

«Über die Dinge zu reden, kann Gold wert sein»

Zunächst, so berichtet Belaasri, könne man sich an ein Critical Incident Stress Management wenden. Das ist ein Team, das zum Gespräch bereitsteht – oder an Vertrauenspilotinnen und -piloten. «Das sind Kolleginnen und Kollegen, die als psychologische Ersthelfer gelten und erst einmal die Möglichkeit zu einem Gespräch bieten», sagt sie. Im besten Fall, und wenn die Crew körperlich unversehrt ist, geschehe das innerhalb von 24 Stunden nach dem Vorfall.

«Auch wenn das banal klingt, über die Dinge zu reden, kann Gold wert sein», so die Pilotin, die Teil eines solchen Teams ist. In der Folge werde auch nach einer Weile noch einmal ein Gespräch gesucht, um zu schauen, ob es den Crews gut geht. In wirklich extremen Fällen gibt es zudem Luftfahrtpsychologen, die dafür ausgebildet sind, genau solche Probleme anzugehen. Dank des Trainings und des Betreuungsangebots passiert es nur selten, dass Pilotinnen und Piloten dauerhaft den Job aufgeben.

Vier Monate nach Wunder vom Hudson zurück im Cockpit

Manchmal kann es aber eine Weile dauern – wie zum Beispiel bei Chesley Sullenberger, der inzwischen wohl einer der bekannteste Pilot der Welt ist. Im Januar 2009 landete er einen Airbus A320 von US Airways im New Yorker Hudson River, nachdem Vogelschlag beide Triebwerke ausfallen ließ. Im Oktober desselben Jahres saß er wieder im Cockpit.

Allerdings hatte er in der Zwischenzeit auch noch ein Buch geschrieben. Jeffrey Skiles, der als erster Offizier beim Wunder vom Hudson dabei gewesen war, saß bereits im April desselben Jahres wieder im Cockpit einer Passagiermaschine.

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