Der Hebel zum Ein- und Ausfahren des Fahrwerks im Cockpit der Let L410 NG: Hier ist der Griff wirklich ein kleines Rad. Ganz so deutlich...

Der Hebel zum Ein- und Ausfahren des Fahrwerks im Cockpit der Let L410 NG: Hier ist der Griff wirklich ein kleines Rad. Ganz so deutlich...

aeroTELEGRAPH

Hilfe für Piloten und Pilotinnen

Wie ein radförmiger Hebel im Cockpit Unglücke verhindert

Manche Schalter, Hebel und Knöpfe im Cockpit erinnern durch ihre Form daran, was man mit ihnen bedient. Die Designidee entstand, um tödliche Verwechslungen zu stoppen.

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Es geschah ganz ohne Feindeinwirkung. Im Zweiten Weltkrieg verlor die amerikanische Luftwaffe immer wieder Boeing-B-17-Bomber durch Landeunfälle. Sie beauftragte die Psychologen und Soldaten Alphonse Chapanis und Paul Fitts, den Grund für das Problem zu finden. Sie sprachen mit Piloten, analysierten Unfallhergänge, schauten sich Cockpits an.

Dabei bemerkten Chapanis und Fitts, dass die Schalter zum Ein- und Ausfahren des Fahrwerks und zur Bedienung der Landeklappen nicht nur nahe beieinander lagen, sondern auch die gleiche Form hatten. Die nach dem Einsatz erschöpften Piloten verwechselten die Schalter und verursachten so die Landeunfälle. Da die Bedienelemente nicht einfach räumlich versetzt werden konnten, empfahl Chapanis, die Schalter zu ergänzen - den für das Fahrwerk um ein radförmiges Element, den für die Klappen um ein keilförmiges.

Easa schreibt vier Formen vor

Durch die Änderung fühlten die Piloten, wenn sie zum falschen Schalter griffen, und begingen den Fehler nicht mehr. Die Idee setzte sich durch und wurde für Flugzeugbauer zur Pflicht. So schreibt etwa auch die europäische Luftfahrtbehörde Easa heute bei großen Flugzeugen Formen für vier Bedienelemente im Cockpit vor, die daran erinnern, was bedient wird. Für kleine Flugzeuge gibt es sogar noch weitere Formvorschriften.



Zu beachten sind die Formen, aber nicht die genauen Größen oder Proportionen. Bild: Easa

So muss der Hebel zum Ein- und Ausfahren des Fahrwerks auch heute einen Griff in Radform haben. Das Bedienelement für die Landeklappen oder im Englischen Flaps ist oben verpflichtend der Form einer Landeklappe nachzuempfinden. Und die Hebel für den Schub der Triebwerke sowie bei Propellerflugzeugen für die Einstellung der Drehzahl der Propeller sind am Griff so zu gestalten, dass sie Formen von Triebwerken und Propellern andeuten.

Schalter in Form von Scheinwerfern

Zwar kommen die heutigen Verkehrspilotinnen und -piloten weder erschöpft von Kampfeinsätzen zurück, noch liegen die Bedienelemente so nah beieinander wie einst. Dennoch ist die haptische Unterscheidbarkeit wichtig, damit sich die Männer und Frauen im Cockpit etwa auch bei starken Vibrationen oder dichtem Rauch zurechtfinden.

Andere Elemente außer den genannten vier müssen Flugzeugbauer durch Kombinationen aus Form, Farbe, Lage und Beschriftung eindeutig identifizierbar machen. Ein Beispiel, bei dem die Schalter ebenfalls der Form von dem nachempfunden sind, was bedient wird, sind die Schalter für die Landescheinwerfer - sie haben oft eine Kontur in Scheinwerferform.

Menschliche Intuition und Technik

Luftfahrtbehörden geben heute auch vor, welche Bedienelemente sich wo und in welchem Abstand befinden müssen und in welche Richtung sie bewegbar sein dürfen. Und nicht nur bei der Form geht es um die Idee, Intuition und Technik in Einklang zu bringen: Wo immer dies möglich ist, soll die Bewegungsrichtung eines Bedienelementes der Richtung der Bewegung entsprechen, die am Flugzeug oder dem entsprechenden Teil ausgelöst wird.

In der oben stehenden Bildergalerie sehen Sie Beispiele aus verschiedenen Cockpits.

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