Piste 32 des Flughafens Zürich: Steht eine Umbenennung an?

Piste 32 des Flughafens Zürich: Steht eine Umbenennung an?

Simeon Lüthi/aeroTELEGRAPH

Magnetfeldverschiebung

Wie der magnetische Nordpol Pisten beeinflusst

Der magnetische Nordpol wandert. Das hat Folgen für die Luftfahrt - etwa bei der Benennung der Pisten. Flughäfen wie der von Zürich prüfen, ob sie Bahnen umtaufen müssen.

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Es nennt sich Weltmagnetmodell oder in der globalen Wissenschaftssprache World Magnetic Model. Die Forscher selbst sprechen aber einfach vom WMM. Hinter den drei Buchstaben verstecken sich komplizierte Annahmen und Berechnungen über das Magnetfeld der Erde, die auch für die Luftfahrt relevant sind.

Für die Navigation der Flugzeuge ist beim Weltmagnetmodell insbesondere wichtig, wie weit der magnetische Nordpol vom geografischen Nordpol entfernt liegt. Nur wenn man das weiß, kann man sich wirklich genau orientieren. Die Nadel eines Kompasses zeigt nämlich nicht genau nach Norden, sondern zum geomagnetischen Nordpol. Und der liegt nicht genau dort, wo der geographische Nordpol liegt.

Der magnetische Nordpol wandert

Und er bewegt sich. Lag der magnetische Nordpol einst im nördlichsten Kanada, strebt er inzwischen in Richtung Russland. Rund 55 Kilometer ist er seit dem Jahrtausendwechsel jährlich gewandert.

Jetzt hat sich die Bewegung auf rund 40 Kilometer pro Jahr verlangsamt, wie das National Center for Environmental Information der USA (NOAA) Anfang Dezember bei der neuesten regulären Festlegung des Weltmagnetmodells mitteilte. Der Trend bleibe aber gleich, so das staatliche Institut. Der geomagnetische Nordpol steuert Richtung Taimyrhalbinsel.

Die Wanderung des Magentischen Nordens über die Jahre bis 2020. Grafik: NOAA

Kompass weiterhin wichtig

Auch wenn der Kompass in der Luftfahrt längst durch das Global Positioning System GPS abgelöst wurde, bleibt das Weltmagnetmodell auch für Piloten wichtig. Das satellitengestützte System liefert zwar eine genaue Ortsbestimmung. Aber die Flugrichtung kann es nur dann aufzeigen, wenn sich das Flugzeug stetig bewegt. Zudem können GPS-Signale aufgrund von Hindernissen oder ungünstigem Wetter ausfallen.

Daher ergänzen Kompasse die Geräte. Nur so seien «präzise und unmittelbare Navigationskursangaben zu erhalten», erklärt das National Center for Environmental Information. Elektronische Kompasse und das Weltmagnetmodell existierten in GPS-Empfängern häufig nebeneinander.

Pistenausrichtung nicht mehr exakt

Nicht nur bei der Navigation ist das Weltmagnetmodell die Luftfahrt wichtig. Es kann auch Einfluss auf Flughäfen haben. Denn sie bezeichnen ihre Pisten weltweit gemäß ihrer Ausrichtung, wobei eine Kompassrose als Grundlage genommen wird. Eine genau nach Süden zeigende Start- und Landebahn würde demnach 18 heißen, wobei das 18 für 180 Grad steht. In die Gegenrichtung würde sie als 36 bezeichnet, weil sie dann nach Norden zeigt. Eine genau nach Osten zeigende Bahn würde demnach 09 heißen, wobei das 09 für 90 Grad steht, in Gegenrichtung wäre sie die 27.

Die Piste des Flughafens Memmingen beispielsweise heißt 06/24. Sie zeigt also in die eine Richtung nach 60 Grad, in die Gegenrichtung nach 240 Grad. Mit der Wanderung des geomagnetischen Nordpols können diese Angaben mit der Zeit allerdings nicht mehr exakt sein. Eine Piste, die einst Richtung 182 Grad zeigte, kann beispielsweise Richtung 185 Grad zeigen. Dann muss sie gemäß internationalen Gepflogenheiten eigentlich umbenannt werden.

Umbenennung kommt immer wieder vor

Das wird auch tatsächlich getan. Alle fünf Jahre überprüft beispielsweise in den USA die Luftfahrtbehörde FAA die Ausrichtung der Pisten. Und danach entscheidet sie über Anpassungen. So wurde dem Wichita Dwight D. Eisenhower National Airport beschieden, er müsse seine Pisten umbenennen – zum ersten Mal in seiner Geschichte. Die Bahnen 1L/19R, 1R/19L und 14/32 werden zu 2L/20R, 2R/20L und 15/33. Der Flughafen tut das, sobald sowieso Reparaturarbeiten anstehen.

Auch der Flughafen Las Vegas muss wegen der Verschiebung des magnetischen Nordpols seine Pisten neu benennen. Längst nicht nur die USA sind betroffen. In Finnland wurden schon vor vier Jahrzehnten am Flughafen Jyväskylä aus Piste 13/31 12/30 und in Mariehamn auf Aland aus 02/20 wurde 03/21.

Genf hat es bereits getan

Am Flughafen Genf ist der Wechsel nicht so lange her. Im Herbst 2018 entfernte er auf seinen parallelen Pisten das 05/23 sowie o5L/23R und ersetzte es durch 04/22 sowie 04L/22R. Und wie sieht es anderswo in Deutschland, der Schweiz und Österreich aus?

Solche Arbeiten stehen in Frankfurt und München in nächster Zeit nicht an, wie Vertreter der Airports bestätigen. Auch in Wien braucht es vorerst keine Anpassungen. «Die letzte Änderung liegt rund 25 Jahre zurück und hat die Piste 11/29 betroffen. In frühestens 20 Jahren, vielleicht auch später, wird die Piste 16/34 betroffen sein, die dann 15/33 heißen würde», erklärt ein Sprecher des Flughafens der österreichischen Hauptstadt.

Zürich startet Projekt

In Zürich kennt man die Problematik der sich verändernden Ausrichtung ebenfalls. «Wir werden das Ganze 2020 im Rahmen eines Projektes prüfen», heißt es von einer Sprecherin des Flughafens. Das Thema genieße aber nicht oberste Priorität.

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