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Wiederzulassung

Wird China zum Stolperstein für die Boeing 737 Max?

Chinesische Airlines sind wichtige Kunden für Boeing und die 737 Max. Doch Peking könnte die erneute Zulassung des Modells verzögern und als politisches Druckmittel verwenden.

Am Tag nach dem Absturz von Ethiopian-Airlines-Flug ET302 groundete die chinesische Luftfahrtbehörde CAAC die Boeing 737 Max. Kein anderer Staat verhängte schneller ein landesweites Flugverbot gegen das Flugzeugmodell. Der Rest der Welt folgte nach den Chinesen am am 11. März 2019 aber zügig.

Nun sieht es aus, als könnte China das letzte Land sein, welches das Grounding der 737 Max wieder aufhebt. Die amerikanische Luftfahrtbehörde FAA machte den Schritt am 18. November, ihr brasilianisches Pendant Anac folgte eine Woche später und die europäische Easa arbeitet auf ein Ende des Groundings im Januar hin. Die kanadische Behörde Transport Canada lässt sich mehr Zeit, dürfte aber einen ähnlichen Kurs wie die Easa einschlagen.

737 Max als politisches Druckmittel

Die Civil Aviation Administration of China CAAC erklärte dagegen direkt nach der Aufhebung des Groundings durch die FAA, dass die Boeing 737 Max in China vorerst weiter am Boden bleibe. Einen Zeitplan für die Rückkehr des Modells gebe es nicht. Und so wächst in den Vereinigten Staaten die Befürchtung, China könnte die Max-Freigabe als Druckmittel im Handelskonflikt zwischen den beiden Ländern nutzen.

Ein ehemaliger Boeing-Manager, der im Rahmen des 737-Max-Programmes mit chinesischen Airlines und Behörden zu tun hatte, sagt gegenüber dem Portal The Air Current: «Sie hatten immer vor, die Max-Zertifizierung als Druckmittel zu nutzen.» Auch die USA machen Druck im Bereich Luftfahrt. So berichtet die Nachrichtenagentur Reuters, die Regierung Donald Trump arbeite daran, einer Reihe chinesischer Firmen mit Verbindungen zum Militär künftig den Kauf von Teilen aus amerikanischer Produktion zu untersagen. Darunter sollen sich auch die Flugzeugbauer Comac und Avic befinden.

Chinesische Airlines haben schon viele Max

Chinesische Airlines und Leasingfirmen haben schon vor dem Grounding viele Boeing 737 Max erhalten. Von insgesamt 387 ausgelieferten Fliegern gingen 81 nach China. Die Kunden heißen 9 Air, Air China, China Eastern, China Southern, Hainan Airlines, ICBC Leasing, Shandong Airlines, Shenzen Airlines und Xiamen Airlines.

Bei den offenen Max-Orders ist der Anteil geringer. Während Boeing insgesamt offene Bestellungen für 4102 der Jets aufführt (inklusive der unsicheren Orders), gehen davon nur 104 aus China. Sie sind für die Fluglinien China Southern, Donghai Airlines, Okay Airways und Ruili Airlines bestimmt.

Wichtiger Markt für die Zukunft

China ist für Boeing allerdings auch ein wichtiger Markt für kommende Bestellungen. «Obwohl Covid-19 alle Passagiermärkte weltweit schwer trifft, hat China bei seiner Fähigkeit zur wirtschaftlichen Erholung einen relativen Vorteil im Vergleich zu anderen Ländern bewiesen», schreibt der Flugzeugbauer in seinem Marktausblick für das Land. Der große Inlandsmarkt sei vorteilhaft für chinesische Airlines und helfe ihnen, schneller zurückzukommen als Fluggesellschaften in anderen Ländern. China wird gemäß Experten in den kommenden Jahren der größte Luftverkehrsmarkt der Welt.