Weltumrundung mit Boeing 314
Wie Pearl Harbor eine Crew von Pan Am zwang, Geschichte zu schreiben
Vor 80 Jahren fand der Angriff auf Pearl Harbor statt. Die Crew eines Flugschiffs von Pan Am konnte deshalb nicht auf ihrer geplanten Route aus Neuseeland zurück reisen. Es begann die gefährlichste Reise ihres Lebens.
Boeing 314 Clipper in Indonesien: Das Flugzeug war auch für das Militär wertvoll.
So sah es in der Boeing 314 von Pan Am aus.
Der Angriff der Japaner auf Pearl Harbor ließ die Crew in Auckland stranden.
Szenen der Zerstörung.
Pacific Clipper in Auckland – hier noch mit Pan-Am-Logo. Damit das Flugzeug nicht von den Japanern als amerikanisch identifiziert wird, wurde die Bemalung entfernt.
Der Angriff auf den Hafen in Hawaii bedeutete den Einstieg der USA in den Krieg.
Boeing 314 Clipper in Indonesien: Das Flugzeug war auch für das Militär wertvoll.
So sah es in der Boeing 314 von Pan Am aus.
Der Angriff der Japaner auf Pearl Harbor ließ die Crew in Auckland stranden.
Szenen der Zerstörung.
Pacific Clipper in Auckland – hier noch mit Pan-Am-Logo. Damit das Flugzeug nicht von den Japanern als amerikanisch identifiziert wird, wurde die Bemalung entfernt.
Der Angriff auf den Hafen in Hawaii bedeutete den Einstieg der USA in den Krieg.
18 Stunden und fünf Minuten dauert der längste Linienflug der Welt planmäßig. Den Rekord hält Singapore Airlines mit dem mehr als 15.000 Kilometer weiten Flug von Singapur nach New York. Doch einen Rekord übertrifft die Airline damit nicht, denn den hält seit 1941 Pan American Airways. Die Crew der Boeing 314 mit Registrierung NC18602 legte den längsten kommerziellen Flug nach Distanz zurück. Mehr als 50.000 Kilometer weit flog das legendäre Flugschiff.
Und es legte dabei auch die erste Weltumrundung eines kommerziellen Passagierflugzeugs hin. Doch freiwillig geschah das nicht. Der Überraschungsangriff der Japaner auf den Hafen von Pearl Harbor auf Hawaii am 7. Dezember 1941 zwang die zehn Besatzungsmitglieder, sich auf eine weltweite Odyssee mit ungewissem Ausgang und keinerlei Unterstützung ihrer Airline zu begeben.
Kostenpunkt: 760 Dollar für eine Strecke
Auf der Hinreise war alles noch ganz normal – sofern man die Reise in einem Luxus-Kreuzfahrtschiff der Lüfte denn als normal bezeichnen kann. Die Boeing 314 Clipper von Pan Am war mit einer Länge von rund 32 Metern, einer Spannweite von 46 Metern und eine Höhe von mehr als acht Metern ein Riese in der kommerziellen Luftfahrt. Das Flugschiff flog transpazifische Verbindungen zwischen den USA und Ozeanien in größtem Luxus.
Die Kabine bestand aus fünf Räumen, in denen je fünf Personen Platz fanden. Eine Hochzeitssuite konnte vier Personen fassen, der Speiseraum 14. Zusätzlich gab es noch verschiedene Lounges und auch die Crew hatte große und geräumige Quartiere an Bord. Die Speisen wurden frisch zubereitet und auf feinstem Geschirr und mit Tafelsilber serviert. Kostenpunkt: 760 Dollar für eine Strecke, etwa nach Fernost. Das klingt nach nicht sehr viel für so viel Luxus. Doch rechnet man die Teuerung mit ein, würde man heute für einen solchen Flug 15.000 Dollar zahlen.
Das Schicksal der Besatzung war zweitrangig
Auf dem Flug der NC18602 nach Auckland in Neuseeland, die später in die Geschichte eingehen sollte, waren nur zehn Reisende an Bord – weniger als die 12 Crewmitglieder. Sie befanden sich nach acht Tagen Reise mit Stopps unter anderem in Los Angeles, auf Hawaii, Fiji und Neukaledonien, am 7. Dezember 1941 auf dem letzten Teil der Reise nach Auckland, als über den Funk die Meldung kam, die alles veränderte: Die Japaner haben den Hafen Pearl Harbor in Honolulu attackiert, die USA sind im Krieg.
Kapitän Robert Ford wusste, was das heißt, und er musste es seiner Crew nun beibringen. Vor dem Abflug in San Francisco hatte man ihm einen Brief mit der Kennzeichnung Top Secret ausgehändigt, in dem die Anweisungen standen, die er im Kriegsfall zu befolgen hatte: Pan Am hatte die Boeing 314 dem Militär auszuhändigen. Wenn die Crew die Pacific Clipper aufgrund eines Angriffs oder einer drohenden Gefangennahme nicht an die amerikanischen Streitkräfte ausliefern konnte, sollte sie das Flugzeug zerstören. Das Schicksal der Besatzung war zweitrangig.
Richtung Westen nach New York – mit Funkstille
Nach einer Woche in Neuseeland erhielt Ford Anweisungen der Airline. Er und seine Crew sollten in Richtung Westen nach New York fliegen – über einige der unwirtlichsten Gebiete der Welt. Von Pan Am erhielten sie weder Geld noch irgendeine Form der Unterstützung. Bei der Navigation waren sie komplett auf sich selbst gestellt, denn das Management hatte komplette Funkstille verordnet.
Ab Neuseeland startete die Clipper Richtung Australien, wo mit Gladstone und Darwin zwei Stopps geplant waren. Mit einer Riesenmenge von Gas, Öl, Ersatzteilen und Lebensmittel an Bord. Ford hatte sich im Ticketbüro von Pan Am 500 Dollar an Kredit geben lassen, um Verpflegung und Treibstoff auf der weiten Reise zahlen zu können. Die Bemalung von Pan Am hatte die Besatzung entfernt – damit sie nicht von den Japanern als US-Flugzeug erkennbar waren.
Mit Autobenzin auf Reiseflughöhe
Doch das wurde ihr bei der Landung in Surabaya in Indonesien fast zum Verhängnis. Denn das Flugzeug, das per Funk nicht erreichbar war, verwirrte die niederländischen Streitkräfte am Boden. Sie überlegten, es abzuschießen . Doch sie waren schließlich erst einmal zufrieden, dass der Flieger in einem verminten Gebiet des Meeres landete. Dennoch gelang es der Besatzung, sicher durch die gefährlichen Gewässer zu navigieren.
Tanken konnte die Boeing 314 nur Autobenzin, da Luftfahrttreibstoff knapp war, schreibt die Washington Post. Der Flieger startete mit Flugbenzin und schaltete dann im Reiseflug auf das oktanärmere Material um – so verringerte sich das Risiko, dass die Motoren überhitzten und Schaden nahmen. Es zahlte sich aus, der Plan ging auf.
Zwei Mal beschossen
Zwei Mal wurde auf die Pacific Clipper auf ihrer langen Reise geschossen. In Ceylon, das inzwischen Sri Lanka heißt, lagen die Wolken tief und erst auf einer Höhe von 300 Fuß bemerkte Ford, dass auf dem Meer ein U-Boot der Japaner lag. Die Besatzung des Bootes schoss auf das Flugschiff, doch es war ihm gelungen, rechtzeitig wieder hoch genug zu steigen.
Auch der Abflug aus Ceylon lief alles andere als gut – der Flieger musste mit einem Triebwerkschaden umkehren – konnte aber repariert werden. Das zweite Mal beschossen wurde die Pacific Clipper beim Überflug von Mekka. Der Luftraum dort war eigentlich gesperrt. Menschen mit Pistolen schossen in die Luft, doch erreichten das Flugzeug nicht.
Gefahr beim Landen im Wasser
Neben den hohen Risiken durch den Krieg, hatten es auch die Gewässer, in denen das Flugzeug landen musste, in sich. Etwa der Fluss Kongo. Landete die Pacific Clipper, mussten die Gewässer still sein – und vor allem frei von Hindernissen wie Holzstämmen oder anderen Schwimmenden Teilen. Diese könnten zur Bruchlandung führen.
Das bedeutete teilweise, dass sich die Crew auf ihr Glück verlassen musste. Hinzu kam bei der Landung in Leopoldville, dass das Ufer des Flusses dicht bewachsen war. Die Landung war Millimeterarbeit.
Von Afrika nach Brasilien
Von Afrika aus machte sich die Crew zu einem Rekordflug auf. In über 20 Stunden Flugzeit flogen sie über den Atlantik nach Brasilien. Das bedeutete lange Stücke offenen Meer ohne Landemöglichkeiten unter sich. Eine längere Flugzeit also als Singapore Airlines’ 15.000-Kilometer-Flug nach New York.
Die Strecke, die die Pacific Clipper 1941 zurücklegte: Rund 5600 Kilometer. Ab Brasilien ging es über Trinidad und Tobago zum New Yorker Flughafen La Guardia.
Fast unglaublicher Funkspruch
Die Lotsen im Kontrollturm dürften sich gefragt haben, ob sie träumen, als sie den Funkspruch der Piloten erreichte: «LAGUARDIA TOWER, LAGUARDIA TOWER. DIES IST PAN AMERICAN CLIPPER NC18602 AUF DEM WEG VON AUCKLAND, NEUSEELAND. ANKUNFT IM PAN AMERICAN MARINE TERMINAL LA GUARDIA IN SIEBEN MINUTEN. OVER.» Ein Flugzeug aus Neuseeland? In New York? Keine Airline der Welt hatte diese Strecke auf ihrem Flugplan.
Nach 209 Stunden am Ziel
Da die Landung so nicht geplant war, musste die Clipper noch eine Stunde kreisen, bevor sie landen durfte – aber was war schon eine Stunde? Die Odyssee hatte die Crew und das Flugzeug in 209 Stunden um die ganze Welt geführt – eine Reise, für die sie bis heute als Heldinnen und Helden gefeiert werden.
In der oben stehenden Bildergalerie sehen Sie Aufnahmen des Angriffs auf Pearl Harbor und der Boeing 314.