Letzte Aktualisierung: um 10:59 Uhr

Flugzeugessen

Wie das Essen ins Flugzeug kam

Matschige Nudeln, verkochtes Gemüse und Hähnchen, das nach Pappmaché schmeckt – Flugzeugessen hat nicht den besten Ruf. Ein Rückblick auf die letzten knapp hundert Jahre Essen über den Wolken.

Wie genau das erste Flugzeugessen ausgesehen hat, ist unklar. Geklärt ist aber, wer es servierte: Die britische Fluggesellschaft Handley Page Transport soll am 11. Oktober 1919 das erste Mal Essen über den Wolken angeboten haben. Gerüchten zufolge waren es – typisch britisch – Sandwiches. In den folgenden Jahren servieren auch andere Airlines, darunter die Lufthansa, kleine, kalte Mahlzeiten. Erst in den späten 1930er-Jahren installierten erste Fluggesellschaften kleine elektrische Küchen an Bord, um Mahlzeiten aufzuwärmen. Vorreiterin war United Airlines.

Nach dem Zweiten Weltkrieg, der die aufkommende zivile Luftfahrt ausbremste, brach in den 1950er-Jahren das Goldene Zeitalter an. Die Fluggesellschaften überboten sich förmlich mit Luxus: Tischdecken, silbernes Essbesteck und erlesene Speisen. So servierte etwa die Lufthansa auf Transatlantikflügen in der Super Constellation von Lockheed – liebevoll Super Connie genannt – frischen Maine-Hummer, geräucherten kanadischen Lachs mit Sahnemeerrettich und Beluga-Kaviar.

Airlines werben mit Komfort und feinem Essen

Allerdings wurden damals die Ticketpreise auch noch von der Internationalen Luftverkehrs-Vereinigung Iata festgelegt. Ende der 1950er-Jahre kostete ein Ticket von Düsseldorf nach New York etwa 6‘000 Deutsche Mark. Zum Vergleich: Einen brandneuen VW Käfer bekam man bereits für 4‘400 Mark. Entsprechend versuchten sich die Airlines mit Komfort und feinem Essen von der Konkurrenz abzuheben.

Airlines, die nicht der Iata angehören, drückten in den 1960er-Jahren die Preise – und damit schließlich auch die Qualität des Essens. In den 1970er-Jahren war nicht mehr der Service einer Airline Auswahlkriterium für die Passagiere, sondern der Preis. Mithilfe von viel Gewürzen, Salz und Fett sollte die mangelnde Qualität kaschiert werden. Eine Ausnahme gab es: die Concorde. Allerdings waren die Ticketpreise für das Überschallflugzeug auch astronomisch. Entsprechend erwarteten die Passagiere jeden möglichen Luxus an Bord.

Die Sparwut beginnt

Robert Crandall, Chef von American Airlines, trieb die Sparwut in den 1980ern auf die Spitze: Er strich die Oliven in den Salaten an Bord. Laut einer Befragung würde der Großteil der Passagiere die Oliven eh nicht essen. Schätzungen zufolge soll American Airlines so mehr als 100.000 Dollar im Jahr gespart haben. Konkurrent United nahm Grapefruitsaft aus dem Programm – Orangensaft ist einfach beliebter. Am weitesten gingen Billigairlines wie Ryanair: Bei ihr gibt es bis heute Essen nur gegen Bezahlung.

Schließlich veränderten die Terroranschläge vom 11. September 2001 die gesamte Luftfahrt und damit auch das Flugzeugessen. Viele Airlines ersetzten Metallbesteck durch Plastikbesteck, einige Airlines strichen warme Mahlzeiten ganz.
Mittlerweile setzen viele Airlines wieder auf Gourmet-Essen und werben offensiv mit prominenten Chefköchen. In diesen Genuss kommen allerdings meist nur Passagiere der Business und First Class. Für die Reisenden in der Economy bleiben meist nur matschige Nudeln, verkochtes Gemüse und dazu Pappmaché-Hähnchen. Und auch die Crews bekommen meist kein besseres Essen.