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Verkauf - oder doch nicht?

Wie Certares Lufthansa ITA doch noch wegschnappen will

Die neuen Angebote sind eingetroffen. Jetzt muss Italiens Premier Mario Draghi zwischen Lufthansa/MSC und Certares entscheiden. Die Amerikaner versuchen bei der Regierung ganz spezifisch zu punkten.

Lufthansa und MSC liefen bereits auf der Zielgeraden, als Certares eben erst ins Stadion einbog. Und so gab man sich in Frankfurt im Rennen um ITA Airways denn schon ziemlich siegesgewiss. Doch inzwischen hat das amerikanische Finanzunternehmen einen Spurt hingelegt und kräftig aufgeholt.

Bis am Montagabend (22. August) um 23.59 Uhr haben Certares und Lufthansa/MSC iihre finalen, leicht aufgebesserten Angebote abgegeben. In den kommenden Tagen müsste Italiens Premierminister Mario Draghi entscheiden, wer von beiden ITA Airways bekommt. Falls er es sich doch noch anders überlegt und das Dossier seiner Nachfolgerin oder seinem Nachfolger überlässt. In den chaotischen Tagen vor den Neuwahlen ist in Italien alles möglich.

Certares lässt dem Staat mehr Anteile …

Beide Interessenten bewerten ITA Airways ähnlich. Lufthansa und MSC bieten rund 850 Millionen Euro für 80 Prozent, Certares 600 Millionen für knapp 60 Prozent. In ihrer Ausgestaltung unterscheiden sich die Offerten aber grundlegend. Während die deutsche Fluggesellschaft und der Reedereiriese die italienische Nationalairline eng führen wollen, erlaubt das amerikanische Finanzunternehmen dem Staat viel Mitsprache.

Und genau damit hofft Certares zu punkten. Dies umso mehr als dass die nächste Regierung in Rom national gesinnt sein dürfte. So wollen die Amerikaner dem italienischen Staat sogar mehr als 42 Prozent der Anteile lassen und selbst nur 58 Prozent übernehmen, wie die Zeitung La Repubblica schreibt.

… und mehr Mitsprache

Zudem gesteht Certares Italien hätte das Recht zu, den künftigen Präsidenten und zwei von fünf Sitzen im Aufsichtsrat zu wählen, wie das Blatt weiter schreibt. Auch Ängste, dass die Regierung ihre Minderheitsbeteiligung später nicht mehr verkaufen könnte, versucht das Finanzunternehmen zu zerstreuen. Es selbst würde ihn entweder direkt oder über seine Verbündeten Delta und Air France-KLM übernehmen.

Die Amerikaner bringen zugleich ihre anderen Beteiligungen ins Spiel. So besitzen sie American Express Global Business Travel, die Luxusreisebüros Internova, Tripadvisor und den Autovermieter Hertz. Sie können so helfen, die Flugzeuge von ITA Airways mit zahlungskräftigen Kundinnen und Kunden zu füllen und den nordamerikanischen Markt besser zu erschließen. Zudem streichen sie gemäß Repubblica hervor, dass Air France eine enge Partnerschaft mit dem Reedereiriesen CMA-CGN hat. Man könne deshalb Luft- und Seefracht verknüpfen, wovon das Frachtdrehkreuz Mailand-Malpensa profitiere.

Und am Ende kommt es vielleicht noch ganz anders

Doch auch die Gegner haben starke Argumente. Lufthansa ist sehr erfahren mit der Integration ausländischer Fluggesellschaften, MSC und die Besitzerfamilie Aponte sind in Italien eine Ikone. Zudem verschaffen sie der Staatskasse mehr Einnahmen, da sie einen höheren Anteil wollen.

Doch selbst wenn Draghi noch vor den Wahlen entscheidet; es wird in einem ersten Schritt nur eine Absichtserklärung geben. Verbindliche ist die für die neue Regierung nicht. Sie könnte auch noch anders entscheiden oder den Verkauf ganz abblasen. Signor Spohr, purtroppo dovrà aspettare ancora un po’.