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Mega-Order

Was wird aus den 200 Boeing 737 Max für IAG?

IAG unterzeichnete eine Absichtserklärung für 200 Boeing 737 Max. Geplant waren die auch für den Einsatz in London Gatwick. Und genau da stehen nun harte Einschnitte an.

Seit dem Grounding der 737 Max im März 2019 hat Boeing feste Orders für nur 37 Flugzeuge des Modells erhalten. Zehn davon orderte Sun Express, eine Southwest Airlines, die restlichen Kunden blieben anonym. Die Zahl der stornierten 737 Max ist dagegen schon längst dreistellig – alleine im März musste Boeing 150 Exemplare aus den Büchern nehmen.

So wird es den amerikanischen Flugzeugbauer umso mehr freuen, dass es noch eine große Absichtserklärung für die 737 Max gibt. Sie stammt aus dem Sommer 2019 von der British-Airways- und Iberia-Mutter IAG. Konzernchef Willie Walsh erklärte damals zuerst im Interview mit aeroTELEGRAPH sein Interesse an dem Flieger und unterzeichnete dann auf der Paris Air Show den sogenannten Letter of Intent für 200 Exemplare der Boeing 737 Max.

Walsh bekennt sich zur Boeing 737 Max

IAG lieferte Boeing damit – wohl im Gegenzug zu üppigen Rabatten – einen riesigen Vertrauensbeweis. Und dieser hielt trotz der wiederholten Verzögerungen bei der 737-Max-Zulassung im Februar 2020 an. Da sagte Walsh, IAG sei dem Auftrag weiterhin «voll und ganz verpflichtet», auch wenn die endgültige Entscheidung bei seinem Nachfolger liege.

Allerdings hat sich die Lage seit Februar noch einmal deutlich geändert. Europas Luftfahrt ist aufgrund der Corona-Pandemie am Boden, so auch die Flotten Der IAG-Airlines. Willie Walsh hat seinen Abtritt als Konzernchef daher verschoben. Während er den Luftfahrtriesen vorerst weiter führt, bleibt sein designierter Nachfolger Luis Gallego erst einmal Chef von Iberia. Angesichts der Krise dürfte alleine British Airways 12.000 ihrer 42.000 Arbeitsplätze abbauen.

British Airways’ Max sollten nach Gatwick

Die Kürzungen setzen auch ein Fragezeichen hinter British Airways’ Basis am Flughafen London Gatwick. «Unser Betrieb in Gatwick und London City ist nun geschlossen und es ist nicht sicher, wann diese Services wieder zurückkehren können», schrieb die Fluggesellschaft vergangene Woche an Gewerkschafter. Alleine bei den Kabinenbesatzungen in Gatwick sollen rund 1100 von 1900 Stellen wegfallen.

Im Zusammenhang mit der Boeing 737 Max ist dies bedeutend, weil dort die Flieger stationiert werden sollen, die für British Airways bestimmt sind. Man könnte die Flugzeuge bei Vueling, Level sowie bei British Airways am Flughafen Gatwick einsetzen, sagte Walsh im aeroTELEGRAPH-Interview. Nach der Unterzeichnung bekräftigte der Konzern die Absicht. Welche Airline wie viele Jets bekommt, erklärte der Konzern nicht.

Auch noch Orders bei Airbus offen

Natürlich könnte IAG die für Gatwick bestimmten 737 Max auch an anderen Flughäfen und bei anderen ihrer Airlines einsetzen. «Für Iberia würde es weniger Sinn machen, ebensowenig für Aer Lingus», sagte Walsh allerdings dazu. Zudem hat der Konzern noch Zeit: Die Lieferungen waren bisher für 2023 bis 2025 geplant. Dennoch ist beim aktuellen Schrumpfkurs der Branche fraglich, ob IAG immer noch willens und in der Lage ist, alle 200 Jets abzunehmen.

Ein Blick auf die festen Bestellungen von Kurz- und Mittelstreckenfliegern zeigt: IAG hatte Ende März bei Airbus offene Orders für 29 Airbus A320 Neo (zehn für British Airways, neun für Iberia und zehn für Vueling) sowie 39 Airbus A321 Neo (vier für British Airways, 15 für Iberia, 14 für Vueling und sechs für Aer Lingus). Allerdings hat sich das Unternehmen unzufrieden mit den Verspätungen des europäischen Flugzeugbauers gezeigt. Bei Boeing hat nur die von IAG neu übernommene Air Europa eine Bestellung über 20 737 Max offen.