Letzte Aktualisierung: um 2:19 Uhr

Korruptionsvorwürfe

Was Turkish Airlines mit der Anklage gegen New Yorks Bürgermeister zu tun hat

Der New Yorker Bürgermeister Eric Adams ist wegen Betrug, Bestechung und Annahme illegaler Spenden angeklagt. Im Zentrum steht die türkische Nationalairline.

Seit Januar 2022 ist Eric Adams Bürgermeister von New York City. Doch verlief auf seinem Weg dorthin alles mit rechten Dingen? Eine aktuelle Anklageschrift gegen den demokratischen Politiker lässt Zweifel daran aufkommen. Die Vorwürfe reichen bis zu zehn Jahre zurück. Damals war der ehemalige Polizist Bürgermeister des Stadtteils Brooklyn.

Adams wird Betrug, Bestechlichkeit und die Annahme illegaler Wahlkampfspenden vorgeworfen. Und im Zentrum der Vorwürfe steht auch die türkische Nationalairline.

Spenden der türkischen Regierung

Nicht nur soll Adams illegale Wahlkampfspenden in Höhe von mehreren 100.000 Dollar von der türkischen Regierung erhalten haben. Der Anklageschrift zufolge arrangierte ein hoher Beamter der Türkei zudem regelmäßig für Adams und seine Begleitpersonen kostenlose oder ermäßigte Flüge mit Turkish Airlines im Wert von Zehntausenden Dollar. Dabei sei es unter anderem nach Frankreich, China, Sri Lanka, Indien, Ungarn und in die Türkei selbst gegangen.

Namentlich erwähnt wird Turkish Airlines in der Anklageschrift nicht. Dort bezieht man sich auf «die nationale Fluggesellschaft der Türkei» oder «die türkische Fluggesellschaft» – was wiederum den Schluss zulässt, dass es Turkish Airlines sein muss.

Falsche Belege ausgestellt?

Die Türkei-Flüge des heutigen Bürgermeisters begannen 2015. Laut Staatsanwaltschaft soll ein türkischer Diplomat Adams in jenem Jahr mit dem Zuständigen der Airline in New York City zusammengebracht haben. Kostenlose Business-Class-Reisen im Jahr 2015 wurden den Ermittlern zufolge der New Yorker Regierung gemeldet, aber Adams unternahm Schritte, die Reisevergünstigungen in den folgenden Jahren zu verbergen. Er habe jedoch genau dann laut Anklage «stark vergünstigte und gratis» Flüge mit der Fluglinie erhalten.

Das sei geschehen, indem er nicht alles in den Finanzberichten aufgeführt habe, die er als Angestellter der Stadt New York vorlegen musste. Adams wird vorgeworfen, Mitarbeiter angewiesen zu haben, «gefälschte Belege» zu erstellen, die den Eindruck erwecken sollten, er plane, für Reisen zu bezahlen, die kostenlos waren.

Auch gratis Hotelübernachtungen

Die Staatsanwaltschaft zitiert auch aus Kurznachrichten zwischen Adams und seiner Partnerin. Als die einmal verwundert war, dass er in der Türkei war, obwohl eine Reise nach Frankreich anstand, schrieb er: «Du weißt, dass der erste Halt immer Istanbul ist.» Zudem habe er sie, als es darum ging, eine Urlaubsreise zur Osterinsel zu buchen, gebeten, zu prüfen, ob das mit Turkish möglich wäre. Allerdings fliegt die Airline das Ziel nicht an.

Adams hat offenbar mehrfach erklärt, er habe für die Tickets zahlen wollen. Doch die Informationen darüber, wie das geschah, sind nicht schlüssig. So sagte er einerseits, er haben einem Angestellten Bargeld in einem Umschlag hinterlassen, den dieser an Turkish Airline senden sollte. In einer anderen Aussage wurde eine Kreditkarte erwähnt. Laut der Anklage sind aber keine Zahlungen bei der Fluggesellschaft angekommen. Zusätzlich soll Adams in der Türkei auch regelmäßig in teuren Hotelsuiten gratis übernachtet haben – unter anderem in er Bentley-Suite im St. Regis, die um die 7000 Dollar pro Nacht kostet.

Druck auf Brandschutzbeamten ausgeübt

Besonders heikel ist, dass Adams vorgeworfen wird, anders für die Flüge gezahlt zu haben. Im September 2021 teilte der türkische Kontakt ihm mit, dass es an der Zeit sei, sich zu revanchieren. Adams sollte Druck auf das New York City Fire Department ausüben, um die Eröffnung eines neuen türkischen Konsulatsgebäudes – eines 36-stöckigen Wolkenkratzers – ohne Feuerinspektion zu ermöglichen, rechtzeitig vor einem Besuch des türkischen Präsidenten. Zu diesem Zeitpunkt wäre das Gebäude bei einer Inspektion durchgefallen.

Adams kam dem laut Anklage nach. Aufgrund des Drucks, den er ausübte, wurde dem Beamten, der für die Bewertung der Brandsicherheit des Wolkenkratzers zuständig war, mitgeteilt, dass er seinen Job verlieren würde, wenn er sich nicht fügen würde.

Adams weist Vorwürfe zurück

Der Bürgermeister weist alle Vorwürfe von sich. Nie habe er illegale Spenden aus dem Ausland entgegengenommen. Alle Anschuldigungen seien komplett falsch und basierten auf Lügen. Turkish Airlines hat sich bislang nicht zum Thema geäußert.