Letzte Aktualisierung: um 14:56 Uhr

Meilenkönig

Was bedeutet der Allianzwechsel von SAS für Vielfliegerinnen und Vielflieger?

Die skandinavische Fluggesellschaft verlässt die Star Alliance und wird Mitglied von Skyteam. Was heißt das für die Mitglieder des Eurobonus-Programms von SAS? Die Vor- und Nachteile im Überblick.

Für Skyteam ist die Stärkung der Präsenz in Europa erfreulich. Denn Star Alliance ist auch nach dem Verlust von SAS noch mit Abstand noch die dominanteste der drei Luftfahrt-Allianzen in Europa. Zudem wurde kürzlich bekannt, dass ITA Airways und bislang ebenfalls Skyteam-Mitglied mittelfristig in die Lufthansa Group integriert wird und somit zur Star Alliance wechselt.

Neben der generell veränderten Konnektivität stehen vor allem die Implikationen für das Vielfliegerprogramm SAS Eurobonus im Fokus. Immerhin war es bisher bekannt als eines der attraktivsten Vielfliegerprogramme der Star Alliance. Nicht nur wegen des einfach zu erreichenden Vielfliegerstatus, sondern auch in Bezug auf Prämienflüge. Denn Eurobonus ist Transferpartner von American Express Membership Rewards in Deutschland, Österreich und vielen weiteren europäischen Ländern. Dementsprechend fürchten viele Nutzer nun bevorstehende Entwertungen des Programms.

Wenig Änderungen bei Statusvorteilen

Im Bereich der Statusvorteile wird sich nicht viel ändern. Die drei Eurobonus Statuslevels Silver, Gold und Diamond werden bestehen bleiben. Gold und Diamond entsprachen bisher dem beliebten Gold Status von Star Alliance, den man zum Beispiel auch als Lufthansa Senator besitzt. Künftig wird dies dann auf Allianzebene durch den Skyteam Elite Plus Status ersetzt, der sehr ähnliche Vorteile bietet. Dazu zählen etwa Check-in am Business Class Schalter, Loungezugang weltweit inklusive Gast, Priority Boarding, Priority-Gepäck, mehr Freigepäck und an einigen Flughäfen auch ein Fast Track an der Sicherheitskontrolle.

Bislang gab es bei Eurobonus ein etwas verwirrendes System aus Basic Points, Extra Points und Status Points. Dies wird nun dem international gängigen System angepasst und zukünftig gibt es nur noch Level Points und Bonus Points, wobei Level Points für den Status zählen und Bonus Points sozusagen die Prämienmeilen darstellen. Kontostand und Statusfortschritt bleiben dabei unangetastet, genau wie auch der persönliche Qualifikationszeitraum, denn bei Eurobonus gilt nicht das Kalenderjahr.

Anderer Umgang mit durchführender Airline

Die Punktetabelle zum Sammeln auf SAS Flügen bleibt vorerst unverändert. Die Möglichkeit zum Punktesammeln mit sämtlichen Star Alliance Airlines wird zum 1. September wegfallen. Stattdessen kann man ab diesem Datum mit allen Skyteam-Airlines Punkte sammeln. Bisher wurden allerdings nur die Punktetabellen für Air France und KLM veröffentlicht, für alle anderen Partner sind die Gutschriften noch nicht einsehbar.

Was sich gegenüber der Star Alliance aber in jedem Fall ändern wird: In Skyteam zählt der Marketingcarrier für die Gutschrift, während es in der Star Alliance der Operating Carrier ist. Das heißt, wenn Sie künftig Ihr Ticket bei KLM kaufen und ein Flug des Tickets von SAS durchgeführt wird, dann erhalten Sie für diesen Flug trotzdem Punkte nach der KLM-Tabelle, weil Sie dort Ihr Ticket gekauft haben. In der Star Alliance zählt jedoch immer die Airline, die den Flug tatsächlich durchführt.

Änderungen beim Statusbonus

Die größten Änderungen wird es bei der Gutschrift des Statusbonus geben. Bisher erhielt man als Eurobonus Silver Mitglied 10 Prozent mehr Punkte, als Gold und Diamond Mitglied sogar 25 Prozent mehr Punkte auf Flügen mit SAS. Besonders attraktiv: Diese Boni waren auch statusrelevant. Das fällt künftig leider weg, der Statusbonus wird nur noch für Prämien relevant sein. Dafür steigen die Boni allerdings deutlich und werden außerdem auf allen allianzweiten Flügen gutgeschrieben, nicht nur bei SAS selbst.

Die wohl wichtigste Nachricht für alle, die gerne Punkte im SAS Eurobonus Programm einlösen: Die alte Prämientabelle bleibt weitestgehend bestehen. Für Flüge mit SAS ändert sich überhaupt nichts. Für Flüge mit den Partnerairlines – künftig eben Skyteam statt Star Alliance – gibt es einige kleine Änderungen, es werden aber keine Werte erhöht oder gesenkt. Die größte Änderung ist die Einführung der Premium Economy Class. Bisher war es nicht möglich, diese auf Partnerairlines mit Meilen zu buchen.

Vereinfachte Meilentabelle

Die Preissetzung bewegt sich zwar noch in einem fairen Rahmen, orientiert sich aber leider etwas mehr an der Business Class als an der Economy Class. Dies könnte man als ersten kleinen Hinweis auf bevorstehende Erhöhungen der übrigen Meilenwerte deuten, allerdings spiegeln die Meilenwerte auch nur reguläre Cash-Preise der inzwischen sehr erfolgreichen Premium Economy Class wider.

Zudem wurde die Meilentabelle vereinfacht. Südostasien wird nicht mehr in zwei Zonen aufgeteilt, die Zone Hawaii wird künftig in Pacific eingegliedert und die Zone Indien gibt es auch nicht mehr. Stattdessen gibt es nun eine neue Zone mit dem Namen Central, East and South Asia. Leider wurde die genaue Länder-Zuordnung noch nicht publiziert, aber dies könnte durchaus spannende Prämienflug-Optionen mit sich bringen, wenn sich eine einzige Zone von Indien bis nach Japan erstrecken sollte.

Änderungen beim Statusbonus

Unverändert bleibt auch die Besonderheit, dass Oneway-Prämientickets nicht die Hälfte einer Roundtrip-Buchung kosten, sondern 60 Prozent. Neu eingeführt wird eine pauschale 50 Euro Buchungsgebühr für Prämienflüge mit Partnerairlines, die leider auch bei Onlinebuchungen fällig wird. Diese muss übrigens schon ab sofort entrichtet werden, auch wenn man bis zum 31. August noch Star Alliance-Flüge über das Eurobonus Online-Tool buchen kann.

Es bleiben zunächst mehr Dinge beim Alten, als man bei einer solch gravierenden Neuausrichtung vielleicht annehmen würde. Das sind gerade für die betroffenen Vielflieger sicherlich erst einmal positive Nachrichten. Wie damit langfristig umgegangen wird, bleibt allerdings abzuwarten, denn das SAS-Eurobonus-Programm wird sich höchstwahrscheinlich mit der Zeit immer mehr dem Flying Blue Programm von Air France-KLM annähern. Es könnte sogar irgendwann ganz darin aufgehen.

Alexander Koenig ist freier Kolumnist von aeroTELEGRAPH. Der ehemalige McKinsey-Berater ist Gründer der Vielfliegerberatung First Class & More. Seit fast 20 Jahren hilft er seinen Kunden, Business und First Class zum halben Preis zu fliegen, einen Top-Vielfliegerstatus zu erhalten und das Maximum aus ihren Meilen herauszuholen. Die Meinung der freien Kolumnisten muss nicht mit der der Redaktion übereinstimmen.