Latam-Unfall in Lima

Warum es zum Zusammenstoß des Airbus A320 Neo mit dem Feuerwehrauto kam

Im November 2022 stießen ein startender Airbus A320 Neo von Latam und ein Feuerwehrauto in Lima zusammen. Der Abschlussbericht zeigt, wer am Unglück mit drei Toten schuld ist.

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Die 102 Fluggäste und sechs Crewmitglieder an Bord des Airbus A320 Neo von Latam hatten großes Glück. Am 18. November 2022 kollidierte die rechte Tragfläche ihres Flugzeuges auf der Startbahn des Flughafens Lima mit einem Feuerwehrauto. Das Flugzeug geriet in Brand. An Bord gab es zwar mehr als 30 Verletzte, aber keine Toten. Zwei Feuerwehrleute starben dagegen sofort, ein weiterer nach sieben Monaten auf der Intensivstation.

Die Piloten des A320 Neo mit dem Kennzeichen CC-BHB wurden direkt nach dem Unfall festgenommen und mehr als 24 Stunden von der Polizei festgehalten, was für harsche Kritik von Cockpitcrew-Verbänden sorgte. Nun hat die Untersuchungsbehörde Comisión de Investigación de Accidentes de Aviación, CIAA ihren Abschlussbericht herausgegeben. Er macht deutlich, dass die Besatzung der chilenisch-brasilianischen Fluglinie keine Schuld traf.

Keine gemeinsame Planung

So hält der Bericht fest, dass der Kontrollturm dem A320 Neo von Latam die Freigabe für den Start von Piste 16L gab. «Die Crew, die zum Start autorisiert war, wurde vom Corpac-Tower nicht über die Durchführung des zweiten ETR informiert», schreibt die Behörde. Corpac ist die zuständige Flugsicherung und ETR die Abkürzung für die Flughafenfeuerwehr-Übung. Weiter heißt es, dass die Besatzung sogar während des Unglücks korrekt mit dem Kontrollturm kommunizierte, den Jet unter Kontrolle und zum Stehen brachte sowie die Evakuierung richtig einleitete.

Bei den beteiligten Organisationen am Flughafen Lima wurden dagegen etliche Fehler gemacht. Die peruanische Unfallermittlungsbehörde nennt als Fazit ihres Berichtes «das Fehlen einer gemeinsamen Planung, eine mangelhafte Koordination und die Nichtverwendung der standardisierten Kommunikation und Phraseologie der Icao» als Gründe, die zu dem Unglück führten.

Wichtige Warnkegel entfernt

So gab es laut dem Bericht nach der ersten Feuerwehrübung kein Treffen zwischen dem Flughafenbetreiber Lima Airport Partners LAP, an dem die deutsche Fraport die Mehrheit hält, der Flughafenfeuerwehr und der Flugsicherung, um Abläufe zu analysieren und für die zweite Übung zu verbessern. Weiterhin akzeptierte die Corpac den Vorschlag der LAP, die Übung teilweise in neuen Bereichen des Flughafens stattfinden zu lassen, obwohl diese Bereiche noch gar nicht zur Überwachung an die Flugsicherung übergeben worden waren.

Sowohl die Feuerwehr als auch die Flugsicherung waren unzureichend informiert, was die neuen Rollbahnen für Flugzeuge und Fahrbahnen für Autos anging. So erkannten die Lotsen im Kontrollturm auch nicht, dass durch ihre Genehmigung zur Entfernung von Warnkegeln der Weg für die direkte Einfahrt des Feuerwehrfahrzeugs auf die Startbahn frei wurde.

Erlaubnis für Einfuhr auf Piste nie erteilt

Eine Genehmigung zur Einfuhr auf die Startbahn beantragte die Flughafenfeuerwehr nie und so erteilte der Kontrollturm sie auch nicht, weder vor noch während der Übung. Denn die Feuerwehr interpretierte fälschlicherweise die Freigabe für den Start der Übung durch den Tower auch als Autorisierung, auf die Piste zu fahren. Die Kommunikation zwischen Flugsicherung und Feuerwehr fand dabei laut dem Untersuchungsbericht statt, ohne die Regeln der Internationalen Zivilluftfahrtorganisation Icao einzuhalten.

Ein weiteres Problem: Müdigkeit. Bei Mitarbeitenden im Kontrollturm, die im Bereitschaftseinsatz waren, traten «Ermüdungserscheinungen wie Schläfrigkeit und unangemessene ergonomische Körperhaltungen auf», schreibt die CIAA. «Diese Symptome könnten sich auf ihre Fähigkeit ausgewirkt haben, ein optimales Maß an Konzentration und Wachsamkeit aufrechtzuerhalten, das für die effektive Erfüllung ihrer Aufgaben erforderlich ist.» Der Fehler im Hintergrund: Die Corpac hatte zu dieser Zeit kein Müdigkeitsmanagement-System, das sich direkt auf die Mindestruhezeit zwischen den Arbeitsschichten bezog.

Private Smartphones bei der Arbeit

Weiterhin kam bei der Untersuchung heraus, dass Mitarbeitende im Kontrollturm «während ihrer Arbeitsschichten ihre persönlichen Mobiltelefone benutzten», heißt es. Auch dies könnte die nötige Konzentration und Wachsamkeit beeinträchtigt haben.

Den ganzen Untersuchungsbericht in spanischer Sprache finden Sie hier als PDF-Datei.

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