Boeing 737 von West Atlantic UK: Deutliche Schäden im Rumpf.

Boeing 737 von West Atlantic UK: Deutliche Schäden im Rumpf.

AAIB

West Atlantic UK

Fehler der Cockpitcrew führt zu Totalschaden bei Boeing 737

Wetteränderungen, technische Probleme und Fehler der Crew können dazu führen, dass Flugzeuge härter als erlaubt aufsetzen. Wie folgenschwer eine harte Landung sein kann, zeigt ein Fall aus Großbritannien.

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Jeder hat es schon einmal erlebt. Er sitzt hinten als Passagier im Flugzeug und denkt nach dem Aufsetzen auf der Piste: Hoppla, sanft war das jetzt nicht. Solche etwas unangenehme Holperer sind jedoch meistens harmlos.

Das ist dann anders, wenn Expertinnen und Experten von einer harten Landung sprechen. Flugzeuge sinken vor dem Aufsetzen in der Regel mit einer vertikalen Geschwindigkeit von zwei bis vier Metern pro Sekunde. Doch manchmal kann es geschehen, dass sie plötzlich deutlich schneller auf die Piste zufliegen. Schuld daran können unverhoffte Veränderungen bei Winden, Sicht und Wetter sein, mechanische Probleme, mangelnde Kenntnis des Flughafens oder Fehler der Besatzung.

Gefährliche Kräfte bei Landung

Das kann gefährlich werden. Ein krasser Fall war das Unglück eines Superjet 100 von Aeroflot im Jahr 2019 in Moskau. Das Flugzeug setzte damals mit einer Kraft von bis zu 5,85 g auf der Piste auf. Dabei kollabierte das Fahrwerk, es brach ein Feuer aus und 41 Menschen starben. Meist gehen harte Landungen glimpflicher aus. Dennoch können auch sie folgenschwer sein.

Dies zeigt ein Zwischenfall mit einer Boeing 737-400 am Flughafen Exeter. Die Maschine der Frachtairline West Atlantic UK landete am 19. Januar 2021 mithilfe des Instrumentenlandesystem ILS  am britischen Airport. Dabei begingen der Kapitän und die Kopilotin jedoch einen folgenschweren Fehler, wie der nun veröffentlichte Schlussbericht der britischen Untersuchungsbehörde AAIB festhält.

Boeing 737 sank deutlich zu schnell

Nachdem sie den Anflug als stabil deklariert hatten, wich das Flugzeug unverhofft mehrmals vom vorgesehenen Gleitpfad ab. Die vertikale Sinkgeschwindigkeit der Boeing 737 war in den letzten Minuten des Anfluges auf Exeter wiederholt über den üblichen Wert angestiegen. Der Kapitän und die Kopilotin versuchten anfänglich, dies zu korrigieren. Doch es kam erneut zu Abweichungen.

Die Boeing 737 sank in einem gewissen Moment 8,5 Meter pro Sekunde, also deutlich zu schnell. Im Cockpit ertönte denn auch mehrmals die Warnung «Sink rate». Dennoch setzte die Cockpitcrew den Anflug fort. Eine harte Landung war die Folge.

Durchstarten wäre nötig gewesen

Wie hart sie war, zeigte sich nach der Landung. An verschiedenen Stellen rannte Hydraulikflüssigkeit aus dem Flieger, die Stoßdämpfer des Hauptfahrwerks waren defekt, der linke Hauptfahrwerksträger hatte sich verbogen, der Antrieb für die Klappen war beschädigt und die linke innere Antriebswelle verbogen. Vor allem aber zeigte sich, dass die Rumpfhaut hinter den Tragflächen teilweise gerissen und verbogen war und der Rumpf sich nach unten neigte.

Für die Techniker von West Atlantic UK war schnell klar: Totalschaden. Schuld waren in diesem Falle die beiden Piloten. Sie hätten ihren Anflug zwingend abbrechen müssen und einen Durchstart einleiten sollen, sobald die stabile Situation nicht mehr gegeben war, wie es im Bericht heißt.

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