Verkehrsströme: Der Dienst Radarbox zeigt die Flugbewegungen in der Region, hier am 28. November 2024 gegen 11:20 Uhr mitteleuropäische Zeit.

Verkehrsströme: Der Dienst Radarbox zeigt die Flugbewegungen in der Region, hier am 28. November 2024 gegen 11:20 Uhr mitteleuropäische Zeit.

Screenshot radarbox.com

Zwischen Europa und Asien

Die wichtigsten Nahost-Flugrouten und ihre Risiken

Wer von Europa nach Asien fliegt, muss die gefährliche Situation im Nahen Osten beachten. Eine Übersicht über die drei Hauptflugrouten, ihren Verlauf und ihre Risiken.

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Israel greift den Libanon und Gaza an, der Iran greift Israel an, die Huthi-Miliz im Jemen greift Israel und Schiffe im Roten Meer an. Und innerhalb von nur einer Woche attackieren in Syrien amerikanische Streitkräfte eine mit dem Iran verbündete Miliz, Israel fliegt Angriffe auf Grenzübergänge zwischen Syrien und dem Libanon, die Türkei greift die Kurdenmiliz YPG in Nordsyrien an und die syrische Armee liefert sich Gefechte mit einer Islamisten-Gruppe. Die Lage im Nahen Osten ist seit Monaten sehr gefährlich.

Da viele dieser Angriffe aus der Luft erfolgen, ist diese Gefahr auch für die zivile Luftfahrt von immenser Bedeutung. Große Fluggesellschaften haben eigene Teams, die sich mit den Sicherheitseinschätzungen für Lufträume und Flugrouten beschäftigen.

Das ist die südliche Route

Doch auch die Geschäftsluftfahrt benötigt Einschätzungen. «Daher lautet eine häufige Frage, die Geschäftsluftfahrt-Betreiber der Ops Group stellen: 'Was tun die großen Fluggesellschaften?', erklärt die Ops Group, eine Vereinigung von Luftraum-Experten. Das Fazit: Es gibt derzeit keine Null-Risiko-Route. Aber es gibt drei Hauptstrecken.

Die südliche Route verläuft ab Europa über das Mittelmeer, Ägypten und Saudi-Arabien. Sie gelte als vorteilhaft, da sie «das Potenzial einer plötzlichen Eskalation der Feindseligkeiten zwischen Israel und dem Iran vermeidet», erklärt die Ops Group. «Aus Notfallperspektive bietet sie auch sicherere Umleitungsmöglichkeiten als ein Überflug über den Irak.»

Gefahr kommt aus dem Jemen

Die Risiken der Südroute: Huthi-Angriffe mit Raketen und Drohnen auf Israel und teilweise auch auf Schiffe im Roten Meer gehen durch den saudi-arabischen Luftraum bei Jeddah. Entsprechend gibt es auch Antworten der israelischen Luftabwehrsysteme. Am 3. November beobachtete eine Crew laut Ops Group das Abfangen eine Rakete auf ähnlicher Höhe.

Zwar sei es sehr unwahrscheinlich, dass ein Flugzeug aus Versehen getroffen werde, doch auch Trümmer in der Luft können laut Ops Group zur Gefahr werden, ebenso falsche Identifizierungen. Zudem weißen die Luftraum-Expertinnen und -Experten darauf hin, dass die ägyptische Flugsicherung derzeit teils überlastet und schwer erreichbar zu sein scheint.

Die drei Routen. Bild: Ops Group

So verläuft die zentrale Route

Die zentrale Route führt durch die Türkei, den Irak und über den Persischen Golf. «Die alles entscheidende Frage bei dieser Route ist: 'Ist es sicher, den Irak zu überfliegen?' Unserer Meinung nach ja, aber mit einigen Vorbehalten», schreibt die Ops Group.

Einerseits rät sie, sich an die Luftstraßen UM860/UM688 zu halten - abseits davon gebe es ein «Risiko militanter und terroristischer Aktivitäten, die sich gegen zivile Flugzeuge mit Flugabwehrwaffen richten». Weiter heißt es: «Sie können auch von Luftabwehrsystemen falsch identifiziert werden, die Drohnen angreifen, die häufig für Angriffe im Nordirak eingesetzt werden, die aus der Türkei und dem Iran stammen.» Zudem sei im Nordirak mit GPS-Störungen einschließlich Spoofing zu rechnen, und mindestens ein Mal sei ein Jet ohne Genehmigung beinahe unbeabsichtigt in den iranischen Luftraum eingedrungen.

Was über der Türkei zu beachten ist

Für die Türkei warnt die Gruppe: «Es besteht für Überflüge ein geringes Risiko durch Fehlidentifizierung durch lokale Milizen, die selten türkische Militärflugzeuge mit Flugabwehrwaffen angreifen.» Diese Gefahr bestehe vor allem in der Nähe der Grenze zu Syrien und dem Irak. Weitaus häufiger gebe es GPS-Störungen und -Manipulationen, insbesondere in der Nähe der Grenzen zu den Nachbarländern Iran und Irak.

Die nördliche Route, über die aeroTELEGRAPH bereits Mitte Oktober berichtete, verläuft über die Türkei, Georgien oder Armenien, Aserbaidschan, das Kaspische Meer, Turkmenistan, Afghanistan und Pakistan. «Dies ist die bevorzugte Route zwischen Zielen in Europa und Indien/Südostasien», so die Ops Group. Sie sei auch die längste der Strecken.

Die nördliche Route und Afghanistan

Mit Blick auf Aserbaidschan und Armenien schreibt die Gruppe: «Angesichts ihrer Konfliktgeschichte bleiben wir bei Überflügen dieser Länder weiterhin vorsichtig, aber derzeit ist das Risiko für Überflüge gering», da ein ein Waffenstillstandsabkommen bestehe.

Zu Afghanistan heißt es, zwar würden «große Fluggesellschaften wie Lufthansa und KLM jeden Tag sichere Überflüge durchführen», doch der Luftraum Kabul sei weiterhin unkontrolliert. «Abgesehen von möglichen versicherungstechnischen Komplikationen bei längeren Flügen in unkontrolliertem Luftraum scheint das größte Risiko bei Überflügen darin zu bestehen, was passiert, wenn ein Notfall eintritt», so die Ops Group.

«Als Art Notwasserung zu betrachten»

Es gebe keine Garantie für die Sicherheit der Besatzung oder der Fluggäste bei einer Landung in dem Land. «Der vorherrschende Konsens (zusammen mit dem gesunden Menschenverstand) ist, nicht in Afghanistan zu landen», so das Fazit der Gruppe. Es wäre ratsam, «dies als eine Art Notwasserung zu betrachten, also als letzten Ausweg».

Die ganze Analyse der Ops Group mit weiteren Karten finden Sie hier.

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