Airport in Gefahr
Showdown am Flughafen Klagenfurt
Nicht die Folgen der Pandemie sind das große Problem. Ein Streit zwischen den Eigentümern bedroht die Existenz des Flughafens Klagenfurt.
Flughafen Klagenfurt: Leidet unter einer Pattsituation.
Flughafen Klagenfurt: Leidet unter einer Pattsituation.
Ein großer Flughafen war Klagenfurt nie, auch nicht für einen Regionalflughafen. Damit der kleine Airport weiter betriebsfähig ist, braucht er Geld. Um liquide zu sein und für die notwendigen Investitionen. Das Terminal stammt aus den 1970er-Jahren, die Security-Einrichtungen müssen den neuesten Vorschriften angepasst werden. Und das sind nur die notwendigsten Verbesserungen. Doch es passiert nichts. Denn der Mehrheitseigentümer und die Minderheitseigentümer Land und Stadt ziehen nicht an einem Strang.
Zwischen 200.000 und 300.000 Fluggäste pro Jahr wurden vor der Pandemie in Klagenfurt gezählt. Zu wenig, um gut zu leben, zu viel, um zu sterben. Deshalb ist vor vier Jahren der Flughafen privatisiert worden. 74,9 Prozent gingen nach einer Ausschreibung an die Lilihill Aviation City Beteiligungs GmbH des Immobilienunternehmers Franz Peter Orasch.
Gegenseitige Vorwürfe
Die restlichen Anteile, die Sperrminorität, halten das Land Kärnten und die Stadt Klagenfurt. Ziel war es, über den Umweg von Industrieansiedlungen, Bürokapazitäten, Gastronomie und Messeveranstaltungen die Passagierzahlen am Flughafen zu steigern. Sogar eine eigene kleine Fluglinie war im Gespräch, um die Wirtschaftstreibenden in Kärnten besser mit Deutschland zu verbinden.
Aus den Plänen wurde – nichts. Land und Stadt werfen Lilihill vor, nichts zu investieren und große Grundstücksflächen für eigene Ziele zweckentfremden zu wollen. Orasch beklagt derweil, dass Klagenfurt entgegen ursprünglicher Zusagen den Messestandort doch nicht an den Flughafen verlegen will. Wie aus gut informierter Quelle verlautet, sollen Land und Stadt zudem Ansiedlungspläne von Amazon und DHL am Standort Flughafen vereitelt haben.
Ryanair kehrt im Herbst zurück
Dazu kommt der Streit darum, was im Falle einer (notwendigen) Eigenkapitalzufuhr durch den Investor Orasch mit den Minderheitseigentümern passiert. Verwässern, also unter die Sperrminorität fallen, wollen diese nicht. Die restlichen Anteile verkaufen wollen sie auch nicht. Alles zu zahlen, aber nur zwei Drittel der Gewinne zu bekommen, will der Investor nicht. Eine klassische Pattsituation.
Aktuell ist Klagenfurt, abseits von Charterflügen, nur mit Wien (Austrian Airlines) und Köln (Eurowings) verbunden. Ab Herbst will Ryanair ab Klagenfurt dann London, Dublin, Brüssel und Manchester anfliegen. Jene Fluglinie, die schon vor Jahren nur wegen hoher Förderungen Klagenfurt bedient hatte. Nach einem Urteil der EU-Kommission waren diese Beihilfen rechtswidrig, Ryanair und Tuifly müssen deshalb 13 Millionen Euro zurückzahlen.
Ohne Investitionen wackelt Betriebsgenehmigung
Die Passagierzahlen sind durch die Pandemie unter 100.000 gefallen. Und plötzlich wittert die Politik Morgenluft. Denn im Vertrag existiert eine Klausel, wonach Stadt und Land die Anteile dann wieder günstig zurückkaufen können. Orasch sagt, die Klausel gelte nicht, wenn höhere Gewalt der Grund für den Passagierrückgang sei, und die Pandemie sei höhere Gewalt. Und er würde so einen Rückkauf gerichtlich bekämpfen. Ob es soweit kommt, ist aber fraglich. Denn einerseits sind sich die Parteien im Land uneins. Andererseits müssten dann Stadt und Land alle Investitionen mit Steuergeld bezahlen.
Die Zukunft des Flughafen Klagenfurt ist daher ungewiss. Ohne Investitionen droht er die Betriebsgenehmigung zu verlieren. Und ist sie einmal weg, wird es sehr schwierig sein, sie wiederzubekommen, sagen Insider. Etwas mehr als 100 Beschäftigte könnten ihre Jobs verlieren.