Personal
Lufthansas Technik kämpft gegen selbst verursachte «Kleinteiligkeit»
Über viele Jahre ist bei der Technik der Fluglinie Lufthansa ein kleinteiliges System von Qualifikationen und Berechtigungen des Personals entstanden. Das ändert sich nun.
Techniker und Technikerin von Lufthansa: Mehr Musterberechtigungen.
Techniker und Technikerin von Lufthansa: Mehr Musterberechtigungen.
Die Lufthansa-Führung stand zuletzt gleich aus mehreren Richtungen in der Kritik. Ende November machte ein bitterböses Schreiben der Personalvertretung von Lufthansa Cityline über Konzernchef Carsten Spohr die Runde. Zuvor hatte bereits Großaktionär Klaus-Michael Kühne kritisiert, Lufthansa habe an Qualität verloren und «sich total verzettelt».
Auch der Luftfahrtkonzern selber sieht Besserungsbedarf. Bei der Vorstellungen der Quartalszahlen im Oktober war auf einer Folie der Chefetage zu lesen, wie dies geschehen soll: «fokussiert» im Kerngeschäft der Airlines, «international», auch durch den Einstieg bei ITA Airways, und «Premium», um den gut zahlenden Gästen wieder mehr zu bieten.
Kampf gegen die Kleinteiligkeit
Mitte November berichtete auch das Manager Magazin über die Reformpläne des Lufthansa-Konzerns. «Vor einer Neuordnung steht zugleich die Wartung durch Lufthansa Technik», war unter anderem in dem Artikel zu lesen. Geplant sei dazu eine Vereinfachung bei den Qualifikationen: «Aus 170 verschiedenen Qualifikationen werden 60.»
Doch was genau steckt dahinter? Tatsächlich handelt es sich nicht um das Lufthansa-Group-Tochterunternehmen Lufthansa Technik, das die Reformen plant, sondern um die Technik der Airline Lufthansa. «Hier gibt es ein System, das jahrzehntelang gewachsen ist, was zu einer großen Kleinteiligkeit geführt hat», erklärt Thomas Spriesterbach, der den technischen Betrieb bei Lufthansa Airlines verantwortet.
Spezialisten für Unterhaltungssystem im Airbus A330
«Daher gibt es Mitarbeitende, die beispielsweise nur für das Inflight Entertainment System im Airbus A330 spezialisiert sind», so Spriesterbach. Das wird sich ändern. Zum einen werden Angestellte «höher qualifiziert», wie der Technikchef erklärt. Sprich: Sie werden dazu ausgebildet und berechtigt, mehr Aufgaben auf einem Flugzeugmodell auszuführen.
Von den rund 2500 Mechanikerinnen und Mechanikern erhalten rund 100 bis 150 diese Höherqualifizierung. Am anderen Ende der Hierarchie befinden sich rund 800 Angestellte mit den höchsten Qualifikationen, welche die Flugzeuge nach der Wartung wieder für den Flugbetrieb freigeben. Für sie ändert sich nichts.
Berechtigungen für mehr Flugzeugmodelle
Der größte Teil der Mitarbeitenden wird nicht für mehr Tätigkeiten qualifiziert, sondern für Arbeiten an mehr Flugzeugtypen. Sie erhalten weitere Musterberechtigungen.
Der Satz «Aus 170 verschiedenen Qualifikationen werden 60» aus dem Manager Magazin erklärt sich – auch wenn er keine ganz präzise Angabe ist – vom Prinzip her so: Lufthansa wird nach der Höherqualifizierung die Berechtigungen zusammenlegen, so dass es dann statt bisher 17 nur noch 6 gibt. Multipliziert wird das mit der Anzahl der Flugzeugmodelle.
Offizieller Startschuss im April 2025
«Das Ganze ist schon seit rund anderthalb Jahren ein Thema bei uns», sagt Spriesterbach. «Die Schulungen laufen schon.» Die offiziell-organisatorische Vorbereitung für all das mit dem Luftfahrtbundesamt läuft ebenfalls. Offizieller Starttermin ist der 1. April 2025.