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Für 325 Millionen Euro

Lufthansa steigt bei ITA Airways ein und macht Rom zum Drehkreuz

Es ist geschafft. Der deutsche Luftfahrtkonzern übernimmt zunächst 41 Prozent an ITA Airways. Damit wird Rom zu einem neuen Drehkreuz der Lufthansa-Gruppe.

Aktualisiert vor 2 Jahren

Es war ein wirklich langes Werben. Schon seit Jahren bemühte Lufthansa sich um einen Einstieg bei Alitalia und dann bei deren Nachfolgerin ITA Airways. Zwischendurch verlor der deutsche Luftfahrtkonzern die Lust auf die Investition in Italien, aber die kam wieder. Bisher wurde dennoch nie etwas aus dem Zusammenschluss. Doch nun beginnt ein neues Kapitel.

Italiens Wirtschafts- und Finanzminister Giancarlo Giorgetti und Lufthansa-Chef Carsten Spohr unterzeichneten am Donnerstag (25. Mai) eine Investitionsvereinbarung um Erwerb einer Minderheitsbeteiligung, wie das Ministerium am späten Nachmittag mitteilte. «Die Lufthansa Group wird im Wege einer Kapitalerhöhung 41 Prozent an ITA Airways erwerben», bestätigte der deutsche Luftfahrtkonzern kurz danach. «Die investierten Mittel in Höhe von 325 Millionen Euro fließen ITA Airways direkt zu.»

Lufthansa besetzt den Chefposten

Das italienische Wirtschafts- und Finanzminister MEF verpflichtet sich, weitere 250 Millionen Euro in das Unternehmen einzubringen. «Die vertragliche Finalisierung der Einigung soll in Kürze abgeschlossen werden», so Lufthansa.

Lufthansa wird nach Abschluss der Transaktion die operative Führung von ITA Airways übernehmen. «Sie wird den CEO und ein weiteres von insgesamt fünf Verwaltungsratsmitgliedern stellen», erklärt das deutsche Unternehmen.

Belegschaft soll deutlich wachsen

Die Vereinbarung sieht auch Optionen zur Anteilshöhe beziehungsweise zum vollständigen Erwerb der ITA Airways durch Lufthansa vor. Der Kaufpreis der verbleibenden Anteile wird sich nach der Geschäftsentwicklung von ITA richten. Das MEF kann seine verbliebenen Anteile mittelfristig an die Lufthansa Group verkaufen, wenn die dafür vereinbarten Finanzziele für die Nettokreditverschuldung und den Gewinn erreicht werden.

Als Teil der Lufthansa-Gruppe soll ITA noch in diesem Jahr 2,5 Milliarden Euro Umsatz erwirtschaften und im Jahr 2027 dann schon 4,1 Milliarden Euro. Die Flotte, die aktuell aus 71 Flugzeugen besteht, soll bis Ende 2027 auf 94 vergrößert werden. Die Belegschaft wird bis dahin laut dem vereinbarten Plan von 4300 Mitarbeitenden auf 5500 wachsen.

Rom wird zum Lufthansa-Group-Drehkreuz

ITA soll ein besonderes Augenmerk auf die Langstrecke legen. Der Flughafen Rom-Fiumicino wird damit zum neuen Drehkreuz im Netzwerk der Lufthansa-Gruppe. «Die heutige Vereinbarung wird zu einer Win-Win-Situation für Italien, ITA Airways und die Lufthansa Group führen», sagte Carsten Spohr. «Als junges Unternehmen mit einer modernen Flotte und einem eigenen wachsenden und effizienten Hub in Rom passt ITA perfekt zur Lufthansa Group.» Zudem biete auch Mailand Wachstumspotenzial.

Der Vollzug der Transaktion steht nach einem Vertragsschluss noch unter dem Vorbehalt behördlicher Genehmigungen, insbesondere der europäischen Wettbewerbsbehörde. Geben die Wettbewerbshüter grünes Licht, sollen ITA Airways und Lufthansa Group ihre Zusammenarbeit auf kommerzieller und operativer Ebene direkt beginnen. «ITA wird als Netzwerkairline eng mit der Lufthansa Group kooperieren», so der Konzern.

So sieht die Flotte von ITA aktuell aus

Für die Lufthansa-Gruppe sei Italien außerhalb ihrer Heimatmärkte und nach den USA der wichtigste internationale Markt. «Italien ist gemessen am Bruttoinlandsprodukt die drittgrößte Wirtschaftsnation Europas mit einer stark exportorientierten Volkswirtschaft», schreibt Lufthansa. «Dies ist nur einer von vielen Gründen für die Bedeutung des Geschäftsreiseverkehrs von und nach Italien.» Bei Privatreisenden zähle das Mittelmeerland zu den beliebtesten Urlaubsdestinationen weltweit.

Im Gegensatz zu Alitalia, die auch Boeing-Flieger hatte, setzt ITA ganz auf Airbus. Aktuell besteht die Flotte aus Jets der Typen Airbus A220-300, A319-100, A320-200, A320 Neo, A330-200 und A350-900. Hinzu kommen werden A220-100, A321 Neo und A330-900.