14 Jets nur noch Optionen
Lufthansa macht Rückzieher bei der Boeing 777X
Der Termin für die Erstauslieferung der Boeing 777-9 hatte sich zuletzt auch für Lufthansa mehrmals verschoben. Nun wandelt die Fluglinie einen Teil ihrer Order in Optionen um.
Zusammenbau der Rumpfteile der ersten Boeing 777-9 für Lufthansa im Februar 2019 bei Boeing: Geflogen ist das Modell immer noch nicht.
Zusammenbau der Rumpfteile der ersten Boeing 777-9 für Lufthansa im Februar 2019 bei Boeing: Geflogen ist das Modell immer noch nicht.
Im Herbst 2013 verkündeten Boeing und Lufthansa, dass die deutsche Fluggesellschaft 34 Exemplare der Boeing 777-9 geordert habe und damit einer der Erstkunden des Modells werde. Allerdings konnte der US-Flugzeugbauer nur 20 der 34 Flieger fest im Orderbuch vermerken, denn bis zuletzt fehlte für die weiteren 14 Jets noch die Auftragsbestätigung durch den Lufthansa-Aufsichtsrat. Nun macht die Airline einen weiteren Schritt zurück.
«Im dritten Quartal 2019 wurden im Rahmen von neuen Flugzeugbestellungen die 14 B777-Bestellungen vertraglich in Optionen umgewandelt, für die zum aktuellen Zeitpunkt nicht mehr hinreichend sicher ist, ob diese zukünftig ausgeübt werden», schreibt Lufthansa in ihrem Finanz-Zwischenbericht für die ersten drei Quartale 2019. Da es sich bei den 14 Flugzeugen nie um eine bestätigte Order handelte, kann man zwar nicht von einer klassischen Abbestellung sprechen. Dennoch ist Lufthansas Umwandlung in Optionen eine schlechte Nachricht für das Modell, das zuletzt ohnehin nicht gut dastand.
Auslieferungen auf 2021 verschoben
Der Erstflug der 777X, die es als 777-9 und kleinere 777-8 geben soll, verschob sich immer weiter nach hinten. Zuerst gab es Probleme mit dem neuen Riesentriebwerk GE9X. Eine Komponente an der Vorderseite des Kompressors zeigte vorzeitige Verschleißerscheinungen und musste überarbeitet werden. Im September gab es dann einen weiteren Rückschlag. Bei einem Statiktest, bei dem ein Prototyp gezielt über das erlaubte Limit belastet wurde, wurde eine Frachttür aus dem Rumpf gedrückt.
Laut dem letzten Stand von Boeing ist der Erstflug für Anfang 2020 vorgesehen und erste Auslieferungen früh im Jahr 2021. Eigentlich hätte Emirates als erste Airline im Juni 2020 die erste 777X übernehmen sollen. Auch Lufthansa hatte damit gerechnet, im Sommer 2020 ihre erste Boeing 777-9 zu erhalten. Dieser Termin wurde zuerst auf Ende 2020 verschoben. Mittlerweile wird es auch für Lufthansa frühestens irgendwann Anfang 2021 soweit sein.
Chef von Leasingunternehmen skeptisch
«Die ersten Boeing 777-9 planen wir in Frankfurt einzusetzen», hatte Lufthansa-Chef Carsten Spohr im März gesagt. Sie sollen dort die vierstrahligen Boeing 747-400 ersetzen. Außerdem wird die Fluggesellschaft mit dem neuen Modell ihre neue Business Class einführen. «Lufthansa hat eines ihrer bestgehüteten Geheimnisse gelüftet und das Konzept der brandneuen Business Class gezeigt», teilte sie 2017 mit. «Sie geht ab 2020 mit der Auslieferung der Boeing 777-9 erstmals in den Liniendienst», lautete damals der Plan.
Im Interview mit aeroTELEGRAPH zeigte sich auch der Chef des Leasingunternehmens Air Lease Corporation, John Plueger, kürzlich skeptisch gegenüber der 777X. «Wir haben einige Bedenken hinsichtlich des Triebwerkes und der endgültigen Zertifizierung des Fliegers», so Plueger. Aber auch das Interesse der Airline-Kunden an dem Flieger scheint überschaubar zu sein. Man selber habe bisher keine 777X bestellt, sagte Plueger. «Wir bräuchten eine größere Anzahl von Airline-Kunden, die sich für die 777X entschieden haben.»
Lufthansa bekommt 787-9 und mehr A350
Lufthansa hatte im März die Bestellung weiterer Langstreckeflieger verkündet. 20 Boeing 787-9 und 20 weitere Airbus A350-900 würden in den Langstreckenflotten der Lufthansa Gruppe insbesondere viermotorige Flugzeuge ersetzen, hieß es damals. Diese neuen Flugzeuge sollen von Ende 2022 bis 2027 geliefert werden.