Die Bundesrepublik bekommt eine neue Regierung. Was soll sie in puncto Luftfahrt unternehmen? Eine Wunschliste.
Es gibt unterschiedliche philosophische Perspektiven, mit denen man die Wirklichkeit des gesellschaftlichen Lebens beurteilen kann, die aber für den praktischen politischen Diskurs ungeeignet sind. Zum Beispiel die Frage, welchem Interesse einzelne Institutionen oder Handlungen dienen (Marxismus); oder welche Funktionen sie im System der Gesellschaft haben (Luhmann).
Andere Diskurse haben einen je spezifischen Beurteilungs-Code. In der Religion geht es um: wahr oder unwahr; in der Moral um: gut oder böse und in der Wissenschaft um: richtig oder falsch. Gegenwärtig finden wir einen Cocktail von Beurteilungsperspektiven in der politischen Diskussion, die neu sortiert werden sollten.
Politik in einer Demokratie ist auf Teilhabe angewiesen. Da die meisten Menschen nur einen begrenzten Teil ihrer Einsichten im alltäglichen Leben umsetzen, oder umsetzen können, sollte sich der politische Code auf: besser oder schlechter in der Beurteilung von politischen Maßnahmen einschränken. Diese pragmatische Ausrichtung bedeutet nicht, dass Politik nicht korrektive Leitideen wie wissenschaftliche Erkenntnisse (Klimakrise), oder moralische Anschauungen (universelle Menschenrechte) als Orientierung benötigt.
Eine Freundin brachte es für mich auf den Punkt: «Wenn du 70 Prozent deiner Einsichten umsetzt, bis du im Normalbereich; setzt du nur 50 Prozent oder weniger um, solltest du zum Therapeuten gehen; wer 90 Prozent umsetzt, gehört wahrscheinlich einer Sekte an».
Das gilt es auch zu beachten, wenn Deutschland in den kommenden Monaten eine neue Regierung bekommt. Im Hinblick darauf kann die Luftfahrtindustrie aber schon mal ihre zentralen Vorstellungen für eine neue Politik vorbringen - auch mit dem Bewusstsein, dass nie alles genauso umgesetzt werden wird.
Ulrich Stockmann ist freier Kolumnist von aeroTELEGRAPH. Er war von 1989 bis 2009 als Parlamentarier in der Volkskammer, im Bundestag und im Europaparlament. Seitdem ist er für Verbände des Luftverkehrs tätig. Die Meinung der freien Kolumnistinnen und Kolumnisten muss nicht mit der der Redaktion übereinstimmen.