Letzte Aktualisierung: um 21:26 Uhr

Interview mit Adel Abdullah Ali, Air Arabia

«Wollen Flüge zwischen Ägypten und Deutschland anbieten»

Air-Arabia-Chef Adel Abdullah Ali erzählt im Interview, warum er in Deutschland großes Potenzial sieht, er auf News zur Boeing 737 Max wartet und seine Airline keine Langstreckenflugzeuge will.

Air Arabia hat die ersten zwei von sechs Airbus A321 LR erhalten. Wie zufrieden sind Sie mit den neuen Flugzeugen?
Adel Abdullah Ali*: Ich denke, aus Sicht der Passagiere ist es ein sehr gutes Flugzeug. Wir sind mit der Kapazität zufrieden, die Kabine ist gut, die Reichweite ausgezeichnet. Es ist aber natürlich eine neue Technologie mit neuen Triebwerken. Und in unserer Region ist das Wetter nicht wie in Europa. Die Motoren wurden in unserem speziellen Wetter nicht so viel getestet, also müssen wir abwarten, wie sich das entwickelt.

Sechs Flugzeuge sind jetzt keine riesige Bestellung.
Bei diesen sechs geleasten Flugzeugen haben wir immer gesagt, dass wir sie als einen Testlauf betrachten. Als wir die Lieferung erhielten, war die XLR-Version noch nicht angekündigt worden. Wir wollten die Leistungsfähigkeit dieser sechs Flugzeuge erleben, und wenn wir zufrieden sind, dann wollen wir mehr. Allerdings dauert die Auslieferung der Flugzeuge zu lange, wir hätten dieses Jahr eigentlich fünf A321 LR erhalten sollen. Das hat sich auf unser Geschäft ausgewirkt. An den A321 XLR sind wir erst 2023 interessiert.

Sie planen, in diesem Jahr 100 neue Mittelstrecken-Flugzeuge zu bestellen. Gibt es einen Favoriten?
Wir haben bei Air Arabia zwei Optionen: Airbus oder Boeing. Wir sprechen mit beiden Herstellern. Je früher wir über die Zukunft des 737 Max Bescheid wissen, desto besser. Sobald wir das wissen, treffen wir unsere Entscheidung.

Einige Billigfluggesellschaften betreiben Großraumflugzeuge auf der Langstrecke – Norwegian oder Scoot zum Beispiel nutzen die Boeing 787, Air Asia setzt auf A330 Neos. Ist das für Air Arabia eine Option?
Nein. Wir denken, dass es in unserem Geschäft besser ist, etwas zu betreiben, das die richtige Reichweite hat und nicht so viele Sitze.

Wenn Sie unseren neuen A321 erleben, fühlen Sie sich nicht wie in einem kleinen Flugzeug.

Viele Passagiere haben Bedenken, mit kleineren Flugzeugen über weite Strecken zu reisen. Wie überzeugt Air Arabia die Passagiere von diesem Modell?
Es hängt davon ab, wie Sie die Passagiere befördern. Unsere Kabine war schon immer gut. Wir sind eine der wenigen Fluggesellschaften, die einen Sitzabstand von 32 Zoll bieten. Ich denke, wenn Sie unseren neuen A321 erleben, fühlen Sie sich nicht wie in einem kleinen Flugzeug. Und: wenn nicht 400 Personen im Flugzeug sitzen, sondern 200, und sechs Personen statt bis zu zehn Sitze in einer Reihe, ist das auch angenehm.

Mit Fluggesellschaften wie Jazeera Airways, Salam Air oder Flydubai gibt es in der Golfregion einige Billigfluggesellschaften mit ähnlichen Expansionsplänen wie Air Arabia. Das ist eine Menge Konkurrenz…
Wir haben immer gesagt, dass es auch andere Fluggesellschaften in unserem Markt geben wird. Einige werden erfolgreich sein und überleben, andere nicht. Wir haben einige Jahre Vorsprung, nun müssen wir hart daran arbeiten, es so zu halten. Wir denken, dass wir ein Netzwerk und eine Kundenbasis geschaffen haben, die den Menschen gefällt. Wir erhöhen die Ladefaktoren und die Anzahl der Flüge. Wir können die Zukunft nicht vorhersagen, aber ich denke, das Netz zählt ebenso wie die Markenidentität und -größe. Ich kann nicht sagen, was mit den anderen Fluggesellschaften passiert, aber ich hoffe, dass sie auch Erfolg haben. Es ist kein einfaches Geschäft.

Während Billigfluggesellschaften wie Ryanair, Easyjet oder Southwest hauptsächlich auf einem Kontinent operieren, fliegt Air Arabia nach Asien, Europa und Afrika. Erschwert das Ihr Geschäft?
Ja. Man muss das Gesamtbild sehen: Easyjet hat Europa, und es leben 500 Millionen Menschen in Europa. Unser Gebiet ist nicht so besiedelt, also dreht sich für uns alles um die Reichweite. Fliegt ein Flugzeug fünf oder sechs Stunden lang, erreicht es unsere Ziele in Europa, Afrika oder dem Nahen Osten. Nach unserer Erfahrung funktioniert das Geschäft, solange das Produkt überall einheitlich ist. Das ist unsere Erfahrung von Jahr zu Jahr.

Insgesamt denke ich, dass es in Europa mehr potenzielle Flughäfen gibt, die wir anfliegen können als in Südostasien.

In welchem Markt sehen Sie das größte Potenzial?
Sobald wir mehr von den bestellten A321 LR bekommen und die Möglichkeit haben, mehr Ziele in Asien zu erreichen, werden Verkehrsrechte eine Herausforderung. Insgesamt denke ich daher, dass es in Europa mehr Flughäfen gibt, die wir anfliegen können als in Südostasien. Dort können wir vielleicht auf vier unserer fünf Ziele kommen. Wir möchten auch nach China, wenn wir Rechte bekommen. Aber in Europa gibt es im Moment viel mehr Flughäfen und Möglichkeiten für uns.

Welche Möglichkeiten gibt es denn?
Unser Geschäft ist ganz einfach: Kann ich dorthin fliegen, gibt es dort gute Geschäfsaussichten? Wenn ja, dann sollten wir das tun.

Und ist das in Deutschland, Österreich oder der Schweiz der Fall?
Wir haben gerade Wien mit Sharjah verbunden. Deutschland wäre ein guter Markt, wenn wir die Verkehrsrechte erhalten würden. Wir sehen, dass immer mehr Menschen aus unserer Region für einen Urlaub nach Deutschland fliegen. Und da auch Deutsche gerne reisen, ist es für uns ein spannender Markt.

Haben Sie also konkrete Pläne für neue Ziele?
Mit unseren neuen Flugzeugen können wir überall in Deutschland hinfliegen. Wir würden uns freuen, mehr Flüge zwischen Deutschland und den Vereinigten Arabischen Emiraten anbieten zu können. Aber im Moment wollen wir eher Flüge zwischen Ägypten und Deutschland anbieten.

* Adel Abdullah Ali arbeitet seit der Gründung im Oktober 2003 für Air Arabia, die größte Billigairline der arabischen Welt. Zuvor war er bei Gulf Air und British Airways tätig.