Letzte Aktualisierung: um 18:03 Uhr

Testzone für Überschall-Passagierflieger

In den USA soll ein Überschall-Korridor entstehen

In den Vereinigten Staaten bahnt sich eine Renaissance der Überschall-Passagierflieger an. Eine Initiative möchte ihre Region mit einer Testflugzone daran teilhaben lassen.

Ein Überschall-Passagierflieger wäre keine Premiere am Grant County International Airport. In den 1970er-Jahren schickten Frankreich und Großbritannien ihre Concorde zu Testflügen zum Flughafen, der im US-Bundesstaat Washington im Distrikt Moses Lake liegt. Im äußersten Nordwesten der Vereinigten Staaten hob der Deltaflügler einen Monat lang zu Vereisungstests und Zulassungsflügen ab.

Schneller als der Schall flog die Concorde damals nicht. Denn damals wie auch heute ist es zivilen Überschallflugzeugen nicht erlaubt, über Land die Schallmauer zu durchbrechen. Die Regelung gilt nicht nur in den USA. Doch die Vereinigten Staaten forcierten mit dem Erscheinen der Concorde sehr strenge Lärmregelungen, um dem Flugzeug zugunsten der nie realisierten amerikanischen Rivalin Boeing 2707 das Leben schwer zu machen.

Annähernd 500 Kilometer lang

Ausgerechnet in den USA setzt sich nun eine Initiative für einen Luftraum ein, in dem zivile Überschallflüge über Land erlaubt werden sollen. Und das genau dort, wo vor mehr als vier Jahrzehnten die Concorde gastierte. Die Organisation Super Sonic Flight Alliance SSFA macht sich für einen annähernd 500 Kilometer langen Korridor unweit des Grant County International Airport stark, in dem zivile Flugzeuge zu Testzwecken schneller als der Schall fliegen dürfen.

Im Gegensatz zu Flügen über dem Meer, wo Überschallgeschwindigkeiten bislang erlaubt sind, soll mit dem Testgebiet über Land die Sicherheit der Flugversuche erhöht werden. SSFA erhofft sich, Firmen wie Boom oder Aerion mit dem Testluftraum anzulocken, die an zivilen Überschallflugzeugen arbeiten. Dadurch möchte sie die Luftfahrtindustrie in der Region Moses Lake mit neuen Jobs stärken und den Ort zu einem Testflugzentrum machen – auch für gewöhnliche Flugzeuge soll sich der Luftraum demnach gut anbieten.

FAA lockert bereits Gesetze

Ins Leben gerufen wurde die Initiative von Luftfahrt- und Industrievereinigungen aus dem Bundesstaat Washington sowie der Eigentümergesellschaft des Grant County International Airport. Auch der Lobbyverband Aerospace Future Alliance ist beteiligt, in dessen Vorstand unter anderem je ein Manager von Boeing sowie von Mitsubishi sitzt. Boeing stieg Anfang dieses Jahres bei Aerion ein und lässt seine eigenen Testflüge unter anderem in Seattle abheben, unweit von Moses Lake. Mitsubishi befindet sich schon direkt vor Ort und betreibt für seinen Spacejet ein Testzentrum am Grant County International Airport.

Bei ihrer Idee für einen Korridor hofft die Organisation auf Zustimmung und Unterstützung der US-Luftfahrtbehörde FAA. Bereits im Sommer hatte die Behörde Gesetzesänderungen beantragte, welche Flugzeugherstellern die Testflüge von zivilen Überschallflugzeugen künftig erleichtern sollen. Die neuen Regularien sollen bisherige Lautstärke-Limits lockern und es Hersteller einfacher machen, eine Erlaubnis für Testflüge zu erhalten. Pläne für eine Aufhebung des Überschallverbots sind seitens der FAA aktuell jedoch nicht bekannt.