Flug PA103 von Pan Am

Warum Teile der Boeing 747 von Pan Am aus Lockerbie jetzt in die USA gebracht werden

In den Vereinigten Staaten findet kommendes Jahr ein zweiter Prozess zum Lockerbie-Anschlag statt. Die Behörden wollen den Angeklagten dort auch mit einer rekonstruierten Rumpfsektion der zerstörten Boeing 747 von Pan Am überführen.

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Beth Ann Johnson hatte ein Auslandssemester an einer Universität in England verbracht. Zu Weihnachten flog die 21-jährige Amerikanerin zurück in ihre Heimat. Am 21. Dezember 1988 stieg sie am Flughafen London-Heathrow in eine Boeing 747-100 von Pan Am, die sie nach New York-JFK bringen sollte. Doch den Boden der Vereinigten Staaten betrat sie nie wieder.

Beth war eines der Opfer von Flug PA103, der über der schottischen Kleinstadt Lockerbie abstürzte. Im Frachtraum der Boeing 747 mit dem Kennzeichen N739PA war eine aus Plastiksprengstoff gebaute Bombe explodiert. Sie riss den Rumpf auseinander. Die Nase und das Cockpit des Jumbo-Jets fielen ab. Der restliche Rumpf flog erst noch etwas weiter, bevor er rasch senkrecht zu Boden sank und dabei in weitere Einzelteile auseinanderbrach.

Verurteilt und später begnadigt

Beim Absturz starben alle 243 Fluggäste und 16 Besatzungsmitglieder von Pan Am. Aber auch elf Bewohnerinnen und Bewohner von Lockerbie wurden getötet, als ein Teil der Tragfläche mit einer Geschwindigkeit von mehr als 800 Kilometern pro Stunde in ein Haus einschlug und explodierte. Dabei entstand ein 47 Meter langer Krater und es brach ein Brand aus. Weitere Häuser wurden von Trümmerteilen getroffen.

Die Nase der Boeing 747 auf einem Feld bei Lockerbie. Bild: Pan Am Flight 103/Lockerbie Air Disaster Archives, Syracuse University Libraries

Für den Anschlag wurde 2001 der Libyer Abdel Basit Ali al-Megrahi zu lebenslanger Haft verurteilt. 2009 wurde der ehemalige Geheimdienstoffizier jedoch krebskrank begnadigt. Bis zu seinem Tod bestritt er seine Schuld. Libyen hatte dagegen im Jahr 2003 die Verantwortung für den Bombenanschlag übernommen und den Familien der Opfer eine Entschädigung gezahlt.

«Alle Verantwortlichen vor Gericht zu bringen»

Im kommenden Mai wird ein weiterer mutmaßlich Beteiligter in den USA vor Gericht stehen. Abu Agila Mohammad Masud Kheir Al-Marimi war ebenfalls früher Mitarbeiter des libyschen Geheimdienstes. Er wurde 2020 wegen der Beteiligung am Lockerbie-Attentat angeklagt. Ihm wird vorgeworfen, die Bombe gebaut zu haben, die per Fernzündung an Bord der Boeing 747 von Pan Am explodierte.

Für den Prozess haben die schottischen Behörden nun ein aus Teilen zusammengesetztes Rumpffragment der Boeing 747 an die Behörden in den USA geschickt. Es soll als Beweisstück im Prozess gegen Abu Agila Masud dienen. «Die Übergabe von Beweismaterial für den Prozess in den USA ist ein starker Ausdruck des Engagements der schottischen Staatsanwälte und der Beamten der schottischen Polizei, alle Verantwortlichen für diese schreckliche Tat vor Gericht zu bringen», kommentiert Generalstaatsanwältin Dorothy Bain.

Wir ein zweiter Verantwortlicher zur Rechenschaft gezogen?

Bei der Suche nach der Absturzursache hatten die Ermittler seinerzeit Trümmerteile in mühsamer Arbeit wieder zusammengesetzt. So konnten sie zeigen, dass es sich um eine Explosion gehandelt hat. Im Prozess soll das Teil nun eine wichtige Rolle spielen. Sollte Abu Agila Masud verurteilt werden, wäre er erst der zweite Verantwortliche, der zur Rechenschaft gezogen wird.

Die Rekonstruktion des Wracks. Bild: FBI

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