Zeichnung aus den 1990er-Jahren: Boeing sicherte sich ein Patent für einklappbare Flügelspitzen. Damals konnte sich aber kein Kunde dafür begeistern.

Zeichnung aus den 1990er-Jahren: Boeing sicherte sich ein Patent für einklappbare Flügelspitzen. Damals konnte sich aber kein Kunde dafür begeistern.

Boeing/Google Patents

Airlines wollten Option nicht

Klassische Boeing 777 hatte erst auch Klappflügel

Die 777X ist der erste zivile Passagierjet mit einklappbaren Flügelspitzen. Das Konzept ist aber viel älter. Boeing stieß beim ersten Anlauf bei Airlines jedoch auf Ablehnung.

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Zwei Dinge stechen bei Boeings neuem Langstreckenjet 777X direkt ins Auge: Das riesige Triebwerk GE9X und die einklappbaren Flügelspitzen. «Größere Flugzeuge und Flugzeuge mit größerer Spannweite sind tendenziell treibstoffeffizienter», schreibt der Flugzeugbauer.

«Die meisten Flughäfen wurden jedoch nicht mit ausreichend Platz konzipiert, um moderne Flugzeuge mit längeren Flügeln unterzubringen», so Boeing. Die Lösung sollen die Flügel sein, deren Spitzen sich nach oben klappen lassen, wenn sich der Jet am Boden befindet.

Es ist Boeings zweiter Anlauf

Was fast in Vergessenheit geraten ist: Es ist bereits Boeing zweiter Anlauf mit Klappflügeln. Inspiriert durch Kampfjets, die auf Flugzeugträgern durch den Klappmechanismus Platz sparen, ließ sich der Flugzeugbauer schon in der ersten Hälfte der 1990er-Jahre die Technik für Passagierflugzeuge patentieren. Zu dieser Zeit entwickelte er die klassische 777.

«Die kommerzielle Luftfahrtindustrie ist hart umkämpft, und die Airlines sind ständig auf der Suche nach Möglichkeiten, das Passagieraufkommen zu erhöhen», schrieb Boeing in Papieren zur Patentierung damals. Eine Einschränkung sei aber der Platz an den Flughäfen.

Airlines hatten kein Interesse

«Durch die Ausstattung der 777 mit klappbaren Flügelspitzen kann eine größere Anzahl dieser Flugzeuge gleichzeitig geparkt oder um ein Terminal herum platziert werden», so Boeing. Man schätze, «dass für eine 777, die auf diese Weise modifiziert wird, fast ebenso viele nutzbare Gates zur Verfügung stehen würden wie derzeit für die 767 und die DC-10».

Boeing bot die Klappflügel den Fluggesellschaften auch tatsächlich als Option für die 777-200 an, allerdings konnte sich kein Kunde dafür begeistern. So ließ der Flugzeugbauer die Pläne heimlich, still und leise wieder in der Schublade verschwinden. Und heutzutage ist es schwierig, einen Beleg dafür in offiziellen Dokumenten zu finden.

Klappbare Spitzen heute kleiner

In einem Zulassungsbericht zur Boeing 777 durch die neuseeländische Luftfahrtbehörde CAA aus dem Jahr 2005 heißt es dann aber doch eindeutig: «Die 777 wurde auch mit optionalen klappbaren Flügelspitzen angeboten, wobei die äußeren 6 Meter/21 Fuß an Flughäfen mit beschränktem Platz nach oben geklappt werden sollten, aber diese Option wurde nie von einem Kunden für das Flugzeug ausgewählt.»

Die klappbaren Flügelspitzen der 777X sind keine Option, sondern Standard. Sie sind nicht nur technisch fortgeschrittener als die Entwürfe aus den 1990er-Jahren, sondern auch kleiner: Statt einst sechs Meter sind es jetzt nur 3,5 Meter, die nach oben geklappt werden.

Fast 72 Meter Spannweite

Die Boeing 777-200 der ersten Generation hatte eine Flügelspannweite von 60,9 Metern. Die 777X bringt es selbst mit eingeklappten Flügelspitzen schon auf 64,8 Meter. Mit ausgeklappten Spitzen erreicht das Flugzeug sogar eine Spannweite von 71,8 Metern.

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