Trümmer von Flug SU593: Der Airbus A310 flog mit hoher Geschwindigkeit in einen Hügel im Süden Sibiriens.

Trümmer von Flug SU593: Der Airbus A310 flog mit hoher Geschwindigkeit in einen Hügel im Süden Sibiriens.

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Absturz von Aeroflot-Flug SU593

Als ein Teenager einen Airbus A310 zum Absturz brachte

Vor einem Vierteljahrhundert stürzte ein Airbus A310 von Aeroflot in Sibirien ab. Alle an Bord starben. Am Steuer von Flug SU593 saß ein 15-Jähriger.

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63 Passagiere stiegen am Nachmittag des 23. März 1994 am Flughafen Moskau-Sheremetyevo in einen Airbus A310-300 von Aeroflot. Die meisten von ihnen waren asiatische Geschäftsleute, die im sich gerade langsam öffnenden Russland neue Marktchancen ausgelotet hatten. Mit Flug SU593 wollten sie zurück nach Hongkong fliegen.

Nach rund vier Stunden Flug überflog der A310 an jenem schicksalshaften Tag Südsibirien. Der dritte Pilot Y. K. steuerte die von Aeroflot geleaste Maschine zu diesem Zeitpunkt. Das war für ihn die Gelegenheit, seine beiden Kinder ins Cockpit zu rufen, die ihn auf der Reise begleiteten. Das Kommando gab er dabei nicht ab.

Spielchen im Cockpit

Zuerst durfte sich die 13-jährige Tochter – entgegen der Vorschriften der Fluggesellschaft – auf seinen Sitz im Cockpit setzen. Y. K. tippte eine Änderung in den Autopiloten, sodass die Maschine eine leichte Kurve flog. So bekam seine Tochter das Gefühl, sie würde das Flugzeug steuern, obwohl sie nichts dergleichen tat.

Danach nahm sein Sohn E. auf dem linken Sitz im Cockpit Platz. Es wiederholte sich das als Spiel gedachte Manöver. Doch es gab einen Unterschied. Der 15-Jährige hatte das Steuerhorn kräftig ergriffen und drückte es während 30 Sekunden nach links, später nach rechts. Dadurch schaltetet der Autopilot die automatische Steuerung der Querruder aus.

A310 neigt sich 90 Grad zur Seite

Ein Warnlicht im Cockpit wies die Piloten auf diesen Umstand hin. Doch sie übersahen das trotz großer Flugerfahrung, wohl auch weil sie zuvor viele Jahre lang mit sowjetischen Flugzeugmodellen gearbeitet hatten. Es war der Sohn, der als Erster bemerkte, dass etwas nicht stimmte. Er sah auf dem künstlichen Horizont, dass der A310 deutlich nach rechts gekippt war.

Auf dem Bordcomputer wurde nun aufgrund der stetigen Bewegung eine weitere Flugroute errechnet, die in etwa einer 180-Grad-Kurve entsprach. Die einer Warteschlaufe ähnelnde Route verwirrte die Piloten rund neun Sekunden lang. Es ging wertvolle Zeit verloren. In dieser Zeit hatte sich der Flieger weiter zur Seite geneigt – viel weiter als erlaubt.

Zu hohe g-Kräfte

Der A310 lag nun fast 90 Grad in der Kurve. Der Autopilot war nicht mehr in der Lage, das zu korrigieren, das Flugzeug begann schnell zu sinken. Rund 200 Meter pro Sekunde betrug die Sinkgeschwindigkeit. Es kam zu einem sogenannten Buffeting, zu instabilen Schwingungen.

Der Kopilot hatte zuvor seinen Sitz zur Entspannung weit nach hinten gestellt. Das rächte sich nun, wo er eingreifen sollte. Weil er nur 1.60 Meter groß war und wegen der starken g-Kräfte gelang es ihm nicht, ans Steuerhorn zurückzugelangen.

Widersprüchliche und unverständliche Anweisungen

Der 15-Jährige im linken Sitz war darum der einzige im Cockpit, der noch mit beiden Händen die Steuerung im Griff hatte. Sein Vater befahl ihm zwar, den Sitz zu verlassen. Die g-Kräfte verhinderten das aber.

Der Sohn bekam in der Folge von seinem hinter ihm stehenden und sich festklammernden Vater und vom Kopiloten eine Reihe von widersprüchlichen und für ihn oftmals auch nicht verständlichen Anweisungen. Zu wenig bewandt im Pilotenjargon war der Teenager. Der Sturzflug ging weiter.

Zu viel des Guten

Der Autopilot schaltete sich jetzt ganz aus. Dieses Mal bemerkten die beiden Piloten das. Der Kopilot konnte inzwischen wieder ans Steuerhorn gelangen und begann, es nach hinten zu ziehen. Dadurch zog er die Nase des A310 nach oben.

Der Sturzflug war vorübergehend beendet. Doch der Kopilot tat zu viel des Guten. Beinahe senkrecht flog die Maschine nun nach oben - und befand sich damit weit außerhalb der zugelassenen Belastungsgrenzen. Diverse Steuerelemente dürften wegen Überbelastung nicht mehr richtig funktioniert haben.

Es war schon zu spät

Die Folge war ein Strömungsabriss. Nur noch rund 185 bis 200 Kilometer pro Stunde schnell war der A310 von Aeroflot nun. Er geriet ins Trudeln. Pilot Y. K. kämpfte weiter. Beinahe gelang es ihm noch, das Flugzeug zu retten und die Fluglage zu stabilisieren.

Doch es war schon zu spät. Zu tief war das Flugzeug bereits gesunken. Es krachte in einen bewaldeten Hügel  in der Nähe der Stadt Mezhdurechensk, rund 390 Kilometer nordwestlich der Grenze zur Mongolei. Alle 63 Passagiere und zwölf Besatzungsmitglieder starben beim Aufprall.

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