Paris fördert drei neue Flugzeugmodelle
Frankreich will bis 2035 einen grünen Airbus A320
Frankreich stützt seine Luftfahrtindustrie mit 15 Milliarden Euro. Das Geld hilft bei der Bewältigung der Corona-Krise und soll drei neue Flugzeugmodelle hervorbringen.
Airbus-Entwickler: Die französische Regierung will einen Nachfolger für den Airbus A320.
Airbus-Entwickler: Die französische Regierung will einen Nachfolger für den Airbus A320.
«Wir sind nicht dazu da, die Dorftrottel zu spielen», sagt Bruno Le Maire. Man respektiere die internationalen Regeln, so der französische Wirtschaftsminister. «Aber wir stellen fest, dass die USA und China ihre Luft- und Raumfahrtindustrie schützen.» Deshalb hat er am Dienstag (9. Juni) bei einer Pressekonferenz einen Plan zur Stärkung der heimischen Branche vorgestellt.
Insgesamt 15 Milliarden Euro stellt die Regierung in Paris zur Verfügung, um der Luftfahrtbranche über die Corona-Krise hinwegzuhelfen. Rund 100.000 Arbeitsplätze bei 1300 Unternehmen seien in Frankreich deswegen gefährdet, so Le Maire. Der größte Teil des Geldes des sogenannten Plan Aéro betrifft das bereits bekannte Rettungspaket für die Nationalairline. Air France bekommt einen Staatskredit in Höhe von drei Milliarden Euro und eine Kreditbürgschaft über vier weitere Milliarden Euro.
Bestellung von drei Airbus A330
Daneben sind im Plan diverse kleinere Maßnahmen vorgesehen. Die Regierung und die großen Unternehmen der Branche – Airbus, Dassault Aviation, Safran und Thales – gründen beispielsweise einen Fonds in Höhe von 500 Millionen Euro, der bei kleineren Zulieferern unter anderem Zusammenschlüsse fördern soll. Frankreich erhöht auch die Zuschüsse für Exportkredite für Flugzeugbestellungen.
Der französische Staat hilft Airbus auch sehr direkt. So zieht der Staat mehrere Bestellungen vor, die er eigentlich noch nicht jetzt platzieren wollte. Unter anderem kauft der Staat für seine Armee acht Hubschrauber vom Typ H225M, See-Aufklärungsdrohnen, ein Aufklärungsflugzeug mit Ausrüstung sowie drei Airbus A330 MRTT. Die Armee de l’Air ersetzt mit der militärischen Variante des A330 in die Jahre gekommene A310 und A340.
Wasserstoff-Hubschrauber
Frankreich will aber nicht nur den Status Quo erhalten. Die Branche soll auch innovativer, wettbewerbsfähiger und ökologischer werden. Mit 1,5 Milliarden Euro für die kommenden drei Jahre unterstützt die Regierung deshalb Forschungsprojekte, welche die heimischen Unternehmen zur Weltmarktführern bei grünen Antriebstechniken machen sollen.
Dabei gibt es schon ganz konkrete Vorstellungen. Die Regierung will eine Neuversion der Airbus-Hubschrauberfamilie Écureuil, die mittelfristig 40 Prozent weniger Treibstoff verbraucht und langfristig mit Wasserstoff angetrieben wird. 2029 soll der erste Prototyp bereit sein.
Regionalflugzeug ohne Treibhausgasemissionen
Daneben fordert Paris gleich drei neue Flugzeugmodelle, wie die französische Umweltministerin Élisabeth Borne erklärte. Zum einen sollen Businessjets auf Basis der Dassault Falcon entstehen, die mit alternativen Treibstoffen angetrieben werden können und zumindest teilweise auch mit Wasserstoff. Neue Kleinflugzeuge sollen mit hybriden Antrieben ausgestattet werden.
Auch ein neues Regionalflugzeug wünscht sich die Regierung. Zwischen 2025 und 2030 soll ein Hybridmodell entstehen, das mit Strom und herkömmlichen Treibstoffen angetrieben wird und mindestens 30 Prozent weniger CO2-Emissionen verursacht als die heutigen Flugzeuge. Zwischen 2030 und 2035 soll dann ein Flieger bereit sein, der keinerlei Treibhausgase mehr ausstößt.
Airbus will selbst einen neuen A320
Doch in Paris hat man noch mehr Wünsche. Bis 2035 soll auch ein Nachfolger für den Airbus-Klassenschlager A320 entwickelt werden. Er soll «bahnbrechend» sein, in Sachen Umwelt Spitzenwerte erreichen und ein «innovatives Antriebssystem» aufweisen, wie Borne ausführte.
Die Ministerin rennt damit bei Airbus offene Türen ein. Der Flugzeugbauer hatte schon selbst erklärt, er würde gerne 2030 einen Nachfolger für den A320 präsentieren. Dazu müssten aber neue Technologien und Antriebe reif sein. In Toulouse ist man aber froh um die zusätzlichen Hilfsmittel. «Die Forschungs- und Entwicklungskomponente dieses Plans wird den Übergang zum kohlenstofffreien Luftverkehr beschleunigen. Airbus beabsichtigt, seine führende Rolle weiterhin wahrzunehmen, um bis 2035 das erste ‹emissionsfreie› kommerzielle Transportflugzeug zu entwickeln», kommentiert Airbus in einer Stellungnahme.