Letzte Aktualisierung: um 12:53 Uhr

Rückschlag für Hersteller

Frachttür der Boeing 777X hält Test nicht stand

Bei einem Statiktest wurde eine Frachttür aus dem Rumpf der Boeing 777X gedrückt. Nun droht Boeing eine weitere Verspätung.

Eigentlich ist es Folter. Bei den Statiktests werden Prototypen neuer Flugzeugmodelle weit über ihr Limit getrieben. Sie werden am Boden Kräften ausgesetzt, die im normalen Betrieb nie auf sie wirken werden. Bis zu 150 Prozent der Normallast beträgt die geprüfte Belastung.

So hat Airbus die Flügelspitzen des A350 etwa um mehr als fünf Meter nach oben gebogen, um zu sehen, was dabei mit ihnen passiert. Boeing hat dasselbe bei der 787 getan und die Tragflächen des Dreamliners um rund 7,6 Meter in die Höhe gedrückt. Auch andere Teile werden so geprüft. Diese Torturen sind Pflicht, um die Zulassung der Luftfahrtbehörden zu erhalten.

Boden hat gezittert

In dieser Phase steckt derzeit die Boeing 777X. Und dabei gab es nun einen Rückschlag. Am Donnerstag (5. September)  führten die Ingenieure in Seattle Statiktests mit einem der beiden nicht-flugfähigen Prototypen durch, bei dem die Kabine unter Druck stand wie auf Reiseflughöhe. Zuvor wurde das Flugzeug höher beladen als erlaubt. Und es wurden auch die Flügel übers Limit gebogen.

Neben Boeing-Mitarbeitern waren Experten der amerikanischen Luftfahrtbehörde FAA vor Ort. Der Test musste jedoch abgebrochen werden. Denn eine Frachttür hielt den Kräften nicht stand, wie der TV-Sender KOMO berichtet. Sie wurde aus dem Rumpf gedrückt. Es habe einen lauten Knall gegeben und der Boden habe gezittert, so ein Boeing-Mitarbeiter zur Zeitung Seattle Times. Im Publikum habe danach totale Stille geherrscht.

Test muss wiederholt werden

Nun muss Boeing genau analysieren, was dazu geführt hat, dass die Tür den Kräften nicht standgehalten hat. Lag es nur an diesem Prototyp, oder ist es ein generelles Problem? Ob es Korrekturmaßnahmen braucht und wenn ja welche, ist daher noch unklar. Auf jeden Fall muss der Test wiederholt werden.

Das ist für Boeing ein weiterer Rückschlag. Im Juli musste der Flugzeugbauer bekannt geben, dass der einst für Ende Juni geplante Erstflug nicht mehr im laufenden Jahr, sondern erst Anfang 2020 stattfinden wird. Der Grund dafür sind Probleme mit den GE9-X-Triebwerken von GE.

Folgen für Lufthansa

Dadurch wurde der Zeitpunkt der ersten Auslieferung bereits leicht nach hinten geschoben auf Ende 2020. Das trifft auch Kundin Lufthansa. Noch vor nicht allzu langer Zeit hatte die deutsche Fluggesellschaft noch erklärt, dass sie «im Sommer 2020 ihre erste Boeing 777-9 erhalten» werde. Nun wird es frühestens im Winter soweit sein.