Russisch-chinesischer Langstreckenjet

Russland will sich bei der Craic CR929 zurückziehen

Ganz ohne westliche Teile wird auch der neue Langstreckenjet nicht auskommen. Das gefällt den Russen gar nicht und könnte zu einem Alleingang von China bei der CR929 führen.

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Der Haussegen hängt schon seit einer Weile schief. Eigentlich sollte der Langstreckenjet Craic CR929 eine chinesisch-russische Gemeinschaftsproduktion werden. Die beiden nationalen Flugzeughersteller Commercial Aircraft Corporation of China Comac und United Aircraft Corporation of Russia UAC wollten den Flieger im nächsten Jahrzehnt auf den Markt bringen - als Alternative zum Airbus A350 und zur Boeing 787.

Sie gründeten dazu bereits ein Joint Venture. Die China-Russia Commercial Aircraft International Corporation oder kurz Craic hat ihren Sitz ist Shanghai. Die Entwicklungsarbeiten hat sie schon vor Jahren begonnen. 2021 wurde der Bau des ersten Prototyps angekündigt. Doch der Angriff Russlands auf die Ukraine hat alles verändert.

Vom Partner zum Zulieferer

Denn Russlands Haltung gegenüber dem Westen ist deutlich feindseliger als früher.  Die Russen waren deshalb verärgert, dass China westliche Unternehmen einladen will, sich an dem 50-Milliarden-Dollar-Projekt zu beteiligen. Daraus ziehen sie nun offenbar Konsequenzen.

Handelsminister Denis Manturov erklärte laut der Nachrichtenagentur Tass, es sei gut möglich, dass man beschließe, «von einem Partner in diesem Projekt zu einem Lieferanten von Einheiten und Komponenten zu werden». Angesichts der aktuellen Situation, in der immer noch westliche Hersteller als Zulieferer eingeplant seien, sei das der einzige gangbare Weg.

Drei geplante Varianten

Die beiden Firmen UAC und Comac arbeiten im Rahmen von Craic bereits seit 2017 bei der Entwicklung des neuen Langstreckenflugzeugs CR929 mit 280 Sitzplätzen zusammen. Was daraus wird, wenn die Russen sich zurückziehen, ist nicht klar.

Die CR929 ist eigentlich in drei Varianten geplant. Die CR929-600 Basisversion wird zuerst auf den Markt kommen und soll in drei Klassen bis zu 280 Passagiere bis zu 12.000 Kilometer weit befördern können. Die kleineren und größeren Versionen CR929-500 und CR929-700 sind für später geplant. Das neue Modell basiert auf den von den Ländern früher eigenständig vorangetriebenen Projekten C929 (China) und SHFDMS (Russland).

Wer bekommt welche Erträge?

Beim Start des Programms wurde davon ausgegangen, dass die CR929 ihren Erstflug 2023 absolvieren und die Auslieferung zwischen 2025 und 2027 beginnen würden. Im August 2022 bestätigte UAC-Chef Juri Slyusar, dass das Programm aufgrund der westlichen Sanktionen gegen Russland und der durch die Covid-19-Pandemie bedingten Veränderungen auf dem globalen Luftverkehrsmarkt überarbeitet werden müsse. Das Erstflugdatum wurde auf 2030 verschoben.

Uneins waren sich die beiden Länder nicht nur darüber und über die westlichen Zulieferer, sondern auch über die Gewinne aus potenziellen Verkäufen. Wie die Zeitung South China Morning Post kürzlich unter Berufung auf Insider schrieb, will China die Erträge aus den Verkäufen im eigenen Land ganz für sich. Russland solle dafür Anrecht auf 70 Prozent der Erlöse im Rest der Welt haben.

Sanktionen erschweren Situation

China dürfte zumindest zu Beginn der mit Abstand wichtigste Markt für die CR929 werden, da es in von Airbus und Boeing dominierten Regionen schwierig sein dürfte, neue Kunden zu finden. Viele Fluggesellschaften haben erst gerade ihre Langstreckenflotten mit Modellen der beiden großen Hersteller erneuert. Und sie werden nicht bereit sein, ein neues Modell aus China zu kaufen.

Die Sanktionen gegen Russland erschweren das Ganze zusätzlich. China könnte daher auch daran gelegen sein, den russischen partner auszukaufen.

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