Neues Flaggschiff Tu-214

Russische Industrie: Airbus und Boeing schon vergessen

Die russische Luftfahrtindustrie sieht in den Sanktionen auch Vorteile. Der Wechsel auf Flieger wie die Tupolev Tu-214 fördere eigene Kompetenzen. Außerhalb Russlands gilt das Modell als veraltet.

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Keine Ersatzteile, keine Wartung, keine neuen Flugzeuge – die westlichen Sanktionen treffen die russische Luftfahrtbranche hart. Russland versucht aus der Not aber eine Tugend zu machen und dreht den Spieß in der Außendarstellung nun kurzerhand um.

«Keine Sanktionen ohne etwas Gutes», wirbt aktuell die Staatsholding Rostec, die unter ihrem Dach auch die Holding UAC aller russischen Flugzeughersteller vereint. Sie argumentiert, die Sanktionen würden dazu führen, dass die heimische Flugzeugindustrie Bestellungen in den erforderlichen Mengen erhalte. Das führe zu neuen Technologien, einer Modernisierung der Produktion und der Förderung von jungem Personal.

«Alle Anforderungen erfüllt»

Auch Rostec-Chef Sergey Chemezov drehte schon im vergangenen September den Spieß um, als er sagte, dass westliche Flugzeuge nie mehr nach Russland geliefert würden. Sie hätten den russischen Markt verlassen. Airbus und Boeing seien Marken, «die wir schon vergessen haben», so Chemezov.

Stattdessen setzte man in einem ersten Schritt auf die Irkut MS-21 und den Superjet 100. Allerdings sind in den Maschinen auch viele westliche Komponenten verbaut. Dafür habe man «schnell importsubstituierende Elemente entwickelt», erklärt der Manager.

Kommerzieller Flop

Um den Bedarf an Flugzeugen zu decken, holt Rostec ein altbekanntes, aber kommerziell erfolgloses Modell zurück: die Tupolev Tu-214. Sie gehört nun zu den Flaggschiffen der russischen Luftfahrtindustrie. Laut Rostec handelt es sich um ein «rein inländisches Flugzeug mit Hochleistungseigenschaften, das alle Anforderungen des modernen Luftverkehrs erfüllt».

Die Tu-214 kam im Jahr 2000 auf den Markt, als modernisierte Version der Tu-204 mit einem höheren Startgewicht und höherer Reichweite. Insgesamt wurden nur knapp 30 Exemplare gebaut, die vorrangig nicht bei Airlines flogen. Außerhalb Russlands gilt das Modell als technologisch veraltet - unter anderem aufgrund des Drei-Mann-Cockpits und der russischen PS-90A-Triebwerke, die etwa 10 Prozent mehr Treibstoff schlucken als westliche Motoren.

70 Stück bis 2030

Die Tu-214 hat jetzt aber auch einen Vorteil. Denn in ihr ist nur ein Minimum an westlichen Komponenten verbaut. Aeroflot hat nach Ausrufung der Sanktionen 40 Exemplare bestellt und soll schon 2024 die erste bekommen. Rostec will bis 2030 rund 70 Stück bauen.

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