Embraer E2: Der Flugzeugbauer will ihn Billigairlines schmackhaft machen.

Embraer E2: Der Flugzeugbauer will ihn Billigairlines schmackhaft machen.

Simeon Lüthi/aeroTELEGRAPH

Vermarktung der E2-Jets

Embraer will bei Billigairlines punkten - und bei Alitalia-Nachfolgerin ITA

Billigairlines setzen meist auf die Einheitsflotte. Doch bei Embraer glaubt man, dass das auf Dauer keine Lösung ist. Und versucht, die E2 bei Easyjet und Co. zu platzieren – und in Italien.

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Ryanair setzt darauf, Easyjet auch. Southwest Airlines ist ebenfalls eine Verfechterin der Strategie, ebenso wie Wizz Air. Eine Einheitsflotte bringt deutliche Kostenvorteile. So ist etwa die Wartung günstiger, weil man nicht verschiedene Ersatzteile bereithalten oder Techniker für verschiedene Modelle zur Stelle haben muss.

Doch es gibt noch einen anderen Vorteil, der nennt sich im Jargon der Branche Kommunalität. Das heißt: Pilotinnen und Piloten können zwischen ihnen wechseln, ohne ein aufwändiges neues Training durchlaufen zu müssen. Das ist etwa bei Airbus A319, A320 und A321 der Fall oder bei den Boeing 737 beziehungsweise 737 Max.

Für sekundäre Ziele gut geeignet

Einheitsflotten haben aber auch einen Nachteil. Und den versucht Embraer jetzt für sich zu nutzen. Denn: Die Reichweite und Kapazität der Flieger von Airbus und Boeing mit hoher Kommunalität ähnelt sich. Und gerade nach der Pandemie dürfte es für Airlines wichtiger denn je sein, auch kleinere Flugzeuge in der Flotte zu haben. Denn nicht alle Destinationen lassen sich mit großen Flugzeugen rentabel betreiben.

«Die E2-Jets eröffnen Fluggesellschaften gerade nach der Pandemie neue Märkte», ist Cesar Pereira überzeugt. Er ist bei Embraer für den Verkauf in der Region Europa, Nahost und Afrika zuständig. Bei vielen Anbietern sei bei den primären Destinationen mit hoher Nachfrage bald eine Sättigung erreicht. «Und bei sekundären Zielen lassen sich größere Flugzeuge nicht profitabel bedienen.»

30 Prozent tiefere Kosten

Die E2-Jets, so sein Verkaufsargument, würden sich ideal für diese sekundären Ziele eignen. «In Kombination mit dem Airbus A320 Neo etwa würde sich eine gemischte Flotte aus der Perspektive lohnen», sagt Pereira. Die durch die Effizienz der E2 und die Optimierung auf den Strecken gesparten Kosten würden bei 30 Prozent liegen. Selbst wenn man die Komplexitätskosten einer gemischten Flotte mit einbeziehe, sei die Ersparnis immer noch groß. Viele große Airlines setzen denn auch bereits jetzt auf die Kombination von Regional- und Mittelstreckenjets wie Airbus A220 oder Embraer E1- und E2-Jets.

Auch bei Billigairlines sieht Pereira die Möglichkeit, E2-Jets zu betreiben. Zwar habe es noch keine konkreten Gespräche mit Easyjet, Wizz und Co. gegeben. Doch Pereira glaubt: «Die Investoren werden wollen, dass die Billiganbieterinnen sich weiterentwickeln.»

Wie auch Azul

«Und dafür ist die Diversifizierung der Ziele wichtig», so der Manager weiter. Mit seinen Jets ließen sich neue Ziele erschließen, die mit den bisherigen Einheitsflotten nicht möglich seien. Ein Beispiel dafür, so Pereira, sei Azul. Die brasilianische Billigfluggesellschaft betreibt Airbus A320 und Embraer E2. Er könne auch in Europa eine Billigairline mit E2-Jets sehen, so Pereira.

Eine weitere Airline, auf die Embraers Verkaufsstrategie gut passen könnte, ist die neue italienische Nationalairline ITA Italia Trasporto Aereo. Im September will sie ihre Flottenentscheidung bekannt geben. Eigentlich hieß es auch von den Italienern, sie wollten auf eine «homogene Flotte» setzen. Doch in italienischen Medien war auch die Rede davon, dass sowohl Airbus A320 Neo als auch Airbus A220 gekauft werden könnten. Letzterer ist ein direkter Konkurrent der E2.

Kein gemeinsames Cockpit bei A320 und A220 geplant

Mehr als den Namen Airbus hat der A220 allerdings mit dem A320 Neo nicht gemeinsam. Denn Airbus kaufte das Programm von Bombardier, wo der Jet auch entwickelt wurde. Selbst Verkaufschef Christian Scherer sagte kürzlich gegenüber dem Portal Flightglobal, dass es zwischen den beiden Modellen keine Kommunalität gebe. Er sehe das aber auch nicht als großes Problem an. «Wir planen nicht, ein gemeinsames Cockpit zu entwickeln», so Scherer weiter.

Darauf dürfte Pereira angespielt haben, als er die gemischte Flotte mit dem Airbus A320 erwähnte. Denn Embraer betont auch immer wieder: Der Airbus A220 weise 10 Prozent höhere Betriebskosten auf. Auch dazu sagte Scherer etwas. Der A220 habe zwar «marginal höhere Kosten», so der Airbus-Manager. Doch er mache das wett, indem er den Kunden eine höhere Reichweite ermögliche. Beides dürfte auch ITA in Erwägung ziehen.

Schon Embraer-Piloten bei ITA

Ein weiterer Punkt könnte in die Entscheidung mit einfließen. Einige der Piloten, die von Alitalia ins neue Unternehmen kommen dürften, sind auf die Embraer E1 geschult – die wiederum eine hohe Kommunalität mit den E2 aufweisen. 15 Embraer waren in der Flotte von Alitalia Cityliner unterwegs.

ITA will auf die Frage, ob es Gespräche mit Embraer gibt, keine Stellung nehmen. Man werde im September über den Flugzeugpark entscheiden und kommunizieren. Man bleibe dabei, dass eine möglichst homogene Flotte wichtig sei und «im Laufe des Businessplans» umgesetzt werden solle. Was genau das heißt, sagt ITA aber nicht. Von Embraer heißt es auf die Frage, ob man mit ITA in Gesprächen sei: «Wir sind ständig in Kontakt mit Fluglinien auf der ganzen Welt über ihre Flottenbedürfnisse.» Ein Dementi liest sich anders.

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