Die LMS-901 Baikal steht vor grundlegenden Problemen. Die Entwicklung des russischen Antonov An-2-Nachfolgers könnte laut einem Bericht eingestellt werden. Die Regierung dementiert.
Im August und September 2024 gab es gleich zwei schlechte Nachrichten für die LMS-901 Baikal: Der einmotorige russische Turbopropflieger, als Nachfolger für die Antonov An-2 gedacht, hat rund zwei Jahre Verspätung und wird zudem deutlich teurer für die Kunden.
Mittlerweile sieht es so aus, als könnte das Projekt sogar ganz scheitern. Wie die Zeitung Kommersant unter Berufung auf Informanten berichtet, gibt es große Probleme. «Bei der Konstruktion des Flugzeugs wurden eine Reihe dramatischer Fehler gemacht, die erst jetzt endgültig ans Licht gekommen sind», sagte eine dem Ministerium für Industrie und Handel nahestehende Quelle. Es seien so grundlegende Arbeiten an der LMS-901 Baikal nötig, dass mit weiteren drei bis fünf Jahren Verspätung zu rechnen sei.
Dieser Informant und drei weitere sagten gegenüber dem Blatt, es gehe unter anderem um Probleme mit der Stabilität des Flugzeuges bei niedriger Geschwindigkeit. Es könnten eine Vergrößerung des Leitwerks, einer Verlagerung des Spornrads und Neukonstruktionen im Bereich des Fahrwerks notwendig werden.
Hersteller Ural Civil Aviation Plant, kurz UZGA, soll laut Kommersant-Informationen beim Ministerium für Industrie und Handel zusätzliche Mittel beantragt haben, rund 10 Milliarden Rubel (110 Millionen Euro). Die Antwort des Ministeriums ist nicht bekannt.
Allerdings sagte eine dem Verkehrsministerium nahestehende Quelle, das Baikal-Programm könne «schmerzlos beendet» werden, da die Modelle TVRS-44 Ladoga und LMS-401 Osveya schneller auf dem Markt sein könnten als die LMS-901 Baikal. Die LMS-401 Osveya soll Ersatz für die Let L-410 schaffen und Platz für 19 Reisende bieten. Die TVRS-44 Ladoga ist für 40 bis 50 Reisende ausgelegt. Beides sind zweimotorigen Turbopropmodelle.
Derweil sagte eine dem Ministerium für Industrie und Handel nahestehende Quelle, dass eine andere Option sei, das Baikal-Programm an die S7-Gruppe abzugeben. Zu der gehört S7 Airlines, sie ist aber auch in der Teile-Produktion aktiv.
Gegenüber der Nachrichtenagentur Tass dementierte das Ministerium für Industrie und Handel später, dass man das Projekt aussetzen oder an die S7-Gruppe abgeben wolle. Es besteht lediglich das Risiko von Verschiebungen im Zeitplan.
Die LMS-901 Baikal ist eigentlich als Nachfolgerin der Antonov An-2 vorgesehen. Sie hat ein Spornrad-Fahrwerk, das Hauptfahrwerk liegt also vorn. Ihr maximales Startgewicht soll 4,8 Tonnen betragen, die Geschwindigkeit bis zu 300 Kilometer pro Stunde. Mit neun Fluggästen oder zwei Tonnen Fracht soll sie bis zu 3000 Kilometer weit fliegen.