Boeing 747 von Virgin Orbit: Trägerrakete am Flügel.

Boeing 747 von Virgin Orbit: Trägerrakete am Flügel.

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Boeing 747 bringt von kleinem englischen Flughafen Satelliten ins All

Erstmals startet ein kommerzielles Weltraumunternehmen ab Europa. Virgin Orbit befördert mit ihrer Boeing 747 ab dem Flughafen Newquay sieben Satelliten mit einer Trägerrakete ins All.

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Newquay ist ein Touristenmagnet. Über mehr als zehn Kilometer ziehen sich die feinen Sandstrände im Umland der englischen Stadt hin. Zudem lockt die Altstadt mit ihren pittoresken Steinhäusern und ihrem putzigen Fischerhafen die Besucherinnen und Besucher in Scharen an. Mehr als sechs Millionen waren es im Jahr 2021.

Immer mehr von ihnen reisen mit dem Flugzeug an. Aer Lingus, Eastern Airways, Flybe und vor allem Ryanair verbinden den Cornwall Airport Newquay regelmäßig mit zahlreichen Zielen im Vereinigten Königreich, Irland und Spanien. Und im Sommer fliegen ihn auch Edelweiss, Eurowings und SAS an und bringen Touristinnen und Touristen aus Deutschland, der Schweiz und Skandinavien in die Kleinstadt an der Nordküste von Cornwall.

Eine Rakete unter der Tragfläche

Am Montag (9. Januar) wird der Cornwall Airport Newquay eine ganz andere Art von Besucherinnen und Besuchern erleben. Tausende von Menschen pilgern zum Flughafen, um mitzuerleben, wie von dort aus erstmals Satelliten ins All gebracht werden. Es ist auch das erste Mal, dass ein kommerzielles Weltraumunternehmen ab Europa startet.

Die Boeing 747 mit einer montierten Trägerrakete. Bild: Virgin Orbit

Hinter dem Vorhaben steht Virgin Orbit, eine Tochter der Virgin Group. Sie hat vor fünf Jahren die Boeing 747-400 von Virgin Atlantic mit dem Kennzeichen G-VWOW so umgebaut, dass diese nun wertvolle Fracht ins All befördern kann. Das geschieht, indem sie eine Trägerrakete unter ihrer linken Tragfläche auf rund 10.700 Meter Höhe bringt, von wo aus diese gezündet wird. So werden bei der Start Me Up genannten Mission ab Cornwall Satelliten von sieben Kunden ins All gebracht.

Vor die Küste von Irland

Es ist der erste Start von Virgin Orbit in Europa. Die bisherigen fünf Einsätze starteten allesamt am Mojave Air and Space Port in der kalifornische Wüste. Vorgesehen ist, dass die Boeing 747 mit dem Taufnamen Cosmic Girl heute Nacht um 22:16 Uhr Ortszeit am Flughafen Newquay startet. Von dort aus wird es westwärts vor die Küste der irischen Grafschaften Cork und Kerry fliegen.

Kurz vor Mitternacht und in einer Höhe von 35.000 Fuß oder rund 10.700 Meter wird die Boeing 747 dann die Launcher One genannte Rakete freisetzen. Sie weist in jenem Moment eine Neigung von 27 Grad auf und fällt zuerst vier Sekunden nach unten, bevor ihr Triebwerk gezündet wird und sie mit einer Geschwindigkeit von rund 12.900 Kilometer pro Stunde Richtung All loszischt.

Dann springt die Verkleidung auf

Ist Launcher One in einer Höhe von 500 bis 1200 Kilometer über der Erdoberfläche, wird der erste Teil abgeworfen und es starten eine Reihe von Zündungen, um die Fracht der Trägerrakete in die Umlaufbahn zu bringen. Danach springt die Verkleidung auf und sie gibt die Nutzlast frei. Der atmosphärische Widerstand zieht die zweite Stufe der Rakete danach zurück zur Erde, wo sie in der Atmosphäre verbrennt.

Unter anderem wird Virgin Orbit ab Newquay den Satelliten Amber-1 ins All bringen. Er ortet Schiffe mit Hilfe von Wi-Fi-Signalen, Handy- und Satellitentelefonsignalen, Fischernetzbaken, Radar und hohen und sehr hohen Funkfrequenzen. Ziel ist es, illegalen Fischfang, Schmuggel, Handel und Piraterie zu bekämpfen.

Update vom 10. Januar 2023, 07:48: Der Raketenstart ist missglückt. Die erste Stufe zündete. Doch danach gab es Probleme. «Es scheint, dass Launcher One eine Anomalie erlitten hat, die uns daran hindern wird, diese Mission in den Orbit zu bringen», erklärte Virgin Orbit.

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Neu trägt Cosmic Girl das Kennzeichen N744VG. Sie wurde am 31. August 2017 von London Gatwick nach Long Beach in Kalifornien überführt.

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