Boeing 777-300ER von Emirates Mitte November 2021 in Düsseldorf: Wir reisten mit dem Jet ...

Boeing 777-300ER von Emirates Mitte November 2021 in Düsseldorf: Wir reisten mit dem Jet ...

aeroTELEGRAPH

Flugtest

Das bietet Emirates in der Economy Class

Auch wenn Emirates immer mehr Airbus A380 zurückbringt: Ihr Arbeitspferd in der Pandemie war die Boeing 777-300 ER. Wir haben ihre Economy Class getestet.

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Vor 16 Jahren habe ich als Student die zweite echte Langstreckenreise meines Lebens unternommen: von Deutschland über Dubai nach Neuseeland. Ich flog mit Emirates in der Economy Class, da sie die Airline mit dem günstigsten Preis war. Ich war begeistert: Es gab eine Menü-Karte, das Essen war hervorragend, das freundliche Kabinenpersonal reichte warme Tücher.

Dieses Emirates-Flugerlebnis von damals ist für mich bis heute stets ein wenig die Messelatte, wenn ich mit anderen Airlines längere Flüge absolviere. Allerdings bin ich seitdem nicht mehr in Emirates’ Economy Class gereist. Als klar war, dass wir im November 2021 mit aeroTELEGRAPH an Bord einer Boeing 777-300 ER der Golfairline von Düsseldorf nach Dubai fliegen, war ich daher besonders gespannt und hatte hohe Erwartungen.

Buchung/Reservierung: ★★★★★. An Emirates’ Webseite und Buchungsprozess gibt es nichts auszusetzen, alles ist stets übersichtlich, intuitiv und verständlich. Wer nicht mit Kreditkarte zahlen will, hat etliche andere Optionen wie etwa Paypal oder Giropay. Besonders wichtig in Pandemie-Zeiten: Die Golf-Airline informiert stets aktuell und präzise über die Covid-Einreisebestimmungen in Dubai. In unserem Fall hatte Emirates diese Informationen sogar früher aktualisiert als das deutsche Auswärtige Amt.

Check-in/Einsteigen: ★★★★★. Wir geben unser Gepäck am Schalter auf. Dort gibt es eine Warteschlange für Reisende, die - wir wir - schon online eingecheckt hatten, und eine für solche Fluggäste, die noch nicht eingecheckt waren. Alles läuft reibungslos und freundlich. Geboardet wird angesichts von Covid-19 auch innerhalb der Economy Class in Gruppen. Emirates-Angestellte zeigen mit Schildern an, wer wann einsteigen darf.

Crew: ★★★★★. Die Kabinenbesatzung ist sehr freundlich und professionell. Es stimmt auch das Gleichgewicht zwischen gutem Service und der nötigen Distanz aufgrund von Covid-19. Die Crew sagt uns fairerweise ganz offen, dass sie weiß, dass wir für aeroTELEGRAPH unterwegs sind. Das ist wichtig, damit wir nicht rätseln müssen, ob wir womöglich versteckt bevorzugt behandelt werden. Wie immer achten wir auch dieses Mal darauf, wie die Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter mit anderen Reisenden umgehen.

Kabinenausstattung: ★★★★★. Wir fliegen mit einer 9,5 Jahre alten Boeing 777-300ER. Das ist etwas mehr als ein Jahr älter als Emirates’ durchschnittliches Flottenalter. An der Ausstattung der Kabine gibt es nichts zu kritisieren. Ob genug Platz in den Gepäckfächern vorhanden ist und ob der Flieger über genügend Toiletten verfügt, wird  auf dieser Reise allerdings nicht auf die Probe gestellt, das das Flugzeug nicht ansatzweise ausgebucht ist. Gut gefällt uns der dezente Einsatz der wechselnden Lichtfarben (Mood Lighting) sowie der nachempfundene Sternenhimmel an der Kabinendecke während des Nachtfluges.

Sitz: ★★★★★. In der Boeing 777-300ER mit Drei-Klassen-Bestuhlung sind Emirates’ Economy-Sitze 17 Zoll oder gut 43 Zentimeter breit und haben 32 Zoll oder gut 81 Zentimeter Abstand zum Vordersitz. Air France bietet in diesem Flugzeugmodell genau die gleichen Werte an, bei Korean Air haben Reisende mit 18 Zoll Sitzbreite und 33/34 Zoll Sitzabstand etwas mehr Platz. Auf unserem Flug nach Dubai sitzt niemand weiteres in unserer Reihe, so dass wir reichlich Platz haben. Wir fanden den Sitz etwas hart, aber das ist wohl Geschmacksache. Die Kopfstütze ist höhenverstellbar und an den Seiten einknickbar. Nervig für uns: Der Verschlussmechanismus an einem Tischchen funktioniert nicht mehr einwandfrei und wir brauchen stets Kraft und reichlich Rütteln, um ihn zu öffnen. Wir vergeben trotzdem noch ganz knapp die volle Punktzahl in dieser Kategorie.

Sauberkeit: ★★★★☆. Von einer Airline wie Emirates erwarten wir perfekte Sauberkeit in allen Reiseklassen. In der Pandemie gilt das umso mehr. Doch hier schwächelt die Fluggesellschaft an einer Stelle überraschenderweise: bei den Fenstern. Sowohl an unserem Fenster als auch dem der Vorderreihe finden sich Fettrückstände. Hier wurde nicht gesäubert, nachdem ein Fluggast zuvor den Kopf auf die Scheibe gelegt hatte. In der Rille der Fensterverkleidung finden wir zudem Schmutz - dort wurde schon länger nicht mehr gründlich gereinigt. Alle Bereiche des Sitzes und des Unterhaltungssystems sind dagegen ebenso sauber wie die Toiletten und der Rest des Flugzeuges.

Mahlzeiten: ★★★☆☆. Wir gingen wie selbstverständlich davon aus, dass es an Bord einer Premium-Airline beim Essen auch ohne Vorbestellung eine fleischlose Option gibt. Dem ist aber nicht so. Beim Abendessen steht zur Auswahl entweder Hühnchen in Demi-glace-Sahnesauce, dazu gedünstete Karotten und Porree sowie Spätzle mit Petersilie. Oder geschmortes Rindfleisch in Rosmarinjus mit Süßkartoffelpüree und sautiertem Spinat. Die zuvorkommende Kabinencrew organisiert uns spontan dennoch eine vegetarische Mahlzeit, bestehend aus Reis, Mais und einer Art Chili sin Carne, dazu Couscous-Salat. Das ist geschmacklich ok, aber nicht umwerfend. Auch in der Economy Class isst man bei Emirates mit Metall-Besteck. Der im Menü als Dessert angekündigte Schokoladen-Brownie mit Karamellsauce kommt irgendwie nicht bei uns an und wir vergessen, danach zu fragen.

Vom reichhaltigen Getränkeangebot wählen wir auf diesem Flug weder Bier noch Wein, sondern lediglich Wasser und Säfte. Was uns ärgert: Das Kabinenpersonal kommt oft mit einem Tablett mit schon vollen Plastikbechern zum Platz. Das ist zwar aufmerksam, aber so produzieren wir reichlich Plastikmüll. Dass man sich kaum in den vorhandenen Becher nachschenken lassen kann, dürfte zwar den zusätzlichen Sicherheitsvorkehrungen während der Pandemie geschuldet sein. Im Sinne der Umwelt wäre es dennoch schön, andere Lösungen zu haben als den Verbrauch von einem Dutzend Plastikbecher pro Fluggast.

Unterhaltungssystem, Wifi/Strom: ★★★★☆. Zwar hat jeder Sitz einen USB-Anschluss, doch je ein Platz pro Sitzreihe verfügt über keine Steckdose. Uns stört das bei diesem Flug nicht. Wer aber auch einem Platz ohne Steckdose landet und nicht die Chance hat, die des Nachbarplatzes zu nutzen, dürfte sich ärgern. Die Auswahl an Filmen, Serien, Live-TV und Musik im Unterhaltungssystem ist gut. Wir schauen vor dem Einschlafen «The Ice Road» mit Liam Neeson. Anstrengend: Vor jedem Film laufen mehrere Werbespots. Zwar kann man versuchen, diese zu überspringen, muss dann aber händisch den Filmanfang suchen.

Für den Gebrauch des Internets gibt es drei Optionen. Stay in touch: Für 4,99 US-Dollar kann man den ganzen Flug lang Messenger-Dienste nutzen. Easy Connect: Für 9,99 Dollar gibt es 30 Minuten lang Internetnutzung ohne Datenbegrenzung, Dienste wie Youtube oder Netflix sind dennoch gesperrt. Wir entscheiden uns für die dritte Möglichkeit: Stay connected für 16,99 Dollar. So können wir den ganzen Flug über surfen, aber auch hier gibt es kein Netflix und Co. Wir sind zufrieden mit der Geschwindigkeit. Instagram lässt sich beispielsweise problemlos verwenden, auch wenn Videos gelegentlich etwas hängen. Der Preis ist angemessen. Zum Vergleich: Lufthansa verlangt für den umfangreichsten Internet-Tarif auf der Langstrecke 34 Dollar.

Extras: ★★★★☆. Jeder Reisende erhält eine OP-Maske und ein Tube Desinfektionsgel. Beim Anschließen der Kopfhörer müssen wir etwas ruckeln, um das anfängliche Rauschen zu beseitigen. Der Sound ist ok, aber nicht umwerfend. Wir steigen um auf unsere Iphone-Kopfhörer. Kissen und Decke sind bequem und voll ok für diesen kurzen Nachtflug.

Gesamtnote: 4,4 - Gut

(Skala: Sehr gut = über 4,5, Gut = 3,7 bis 4,4, Befriedigend = 2,7 bis 3,6, Schlecht = 2,0 bis 2,6, Sehr schlecht = unter 2,0)

Fazit: Unserer Erwartungen waren hoch, aber Emirates schrammt in unserem Test in der Economy Class in der Boeing 777-300ER ganz knapp an der Note sehr gut vorbei. Der Grund ist die Kombination aus vielen kleinen Störfaktoren: ungeputzte Fenster, keine fleischlose Essensoption, zu viel Plastikmüll und fehlende Steckdosen. Dennoch ist der Flug mit der Golfairline weiterhin ein tolles Gesamterlebnis in einem großartigen Flieger und einer hervorragenden Crew. Wir würden jederzeit wieder einsteigen.

Der Testflug verursachte 307 Kilogramm CO2. Wie bei allen Dienstreisen kompensierte aeroTELEGRAPH diese Emissionen durch die Unterstützung von Aufforstungsprojekten und des Kaufs von Biokerosin über den Kompensationsanbieter Compensaid.

Das Flugticket für diesen Test wurde von Emirates zur Verfügung gestellt. Die Tester von aeroTELEGRAPH hatten bei ihrem Urteil trotzdem freie Hand. Die Fluggesellschaft nahm weder Einfluss auf den Inhalt des Artikels, noch stellte sie irgendwelche Bedingungen. Das würde dem Verhaltenskodex von aeroTELEGRAPH widersprechen.

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