Kyiv International Airport: Aktuell geht nichts.

Kyiv International Airport: Aktuell geht nichts.

Kyiv International Airport

Stadtflughafen Kyiv Zhuliany

«Zunächst wurde die Start- und Landebahn blockiert, vermint und beschädigt»

100 Jahre nach seiner Eröffnung steht am Flughafen Kyiv Zhuliany alles still. Dennoch gibt sich dessen Flughafenchef kämpferisch und plant für die Zukunft.

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Am 25. Mai wird der Kyiv Sikorsky Airport 100 Jahre alt. Und wer heute die Webseite des Flughafens besucht, unternimmt eine Zeitreise. Der Flughafen verbinde mit seinen 43 Fluglinien insgesamt 140 Ziele in 48 Ländern, steht dort. Für die Zukunft sei der Ausbau der Infrastruktur geplant, größere Flugzeuge sollen schon bald den Stadtflughafen anfliegen können.

Es sind Pläne, die sich für den Sikorsky Airport, der auch Kyiv International Airport heißt, nicht so schnell umsetzen lassen werden. Mit dem Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine begann eine neue Zeitrechnung am Stadtflughafen von Kyiv, den die Ukrainer oft auch einfach Zhuliany nennen, nach dem Bezirk der Hauptstadt, in dem er liegt.

Niemand glaubte an die Invasion

«Natürlich wussten wir, wie der Rest des Landes, aus den Medien von der Konzentration russischer Truppen an der Grenze», berichtet Flughafenchef Denys Kostrzhevski gegenüber dem Nachrichtensender Ukranews. «Wir alle sahen, wie ausländische Botschaften aus der Ukraine verlegt wurden, und es war kein Geheimnis, dass die meisten Fluggesellschaften ihre Flüge in die Ukraine zum Zeitpunkt der Invasion bereits eingestellt hatten.»

Auf der anderen Seite habe die Regierung ihm versichert, dass es keine Invasion geben würde. «Und wir hatten keinen Grund, ihr nicht zu glauben.» Der Beginn eines Krieges war auch für alle Mitarbeitenden am Standort eine nur schwer vorstellbare Situation: «Der Morgen des 24. Februar 2022 war für uns alle ein Schock. Unmittelbar nach der Evakuierung der Passagiere, buchstäblich in den ersten Stunden des Krieges, drangen bewaffnete Männer auf das Gelände des Unternehmens ein und versperrten sofort den Zugang für alle unsere Mitarbeiter», so Kostrzhevski.

Flughafen musste unbrauchbar gemacht werden

Wer die Männer waren, weiß man bis heute nicht ganz genau, niemand stellte sich damals vor, einen Dialog gab es nicht. «Sie sagten nur, dass der Flughafen unter ihrer Kontrolle stünde.» Etwa ein oder zwei Wochen später übernahmen dann reguläre Militäreinheiten den Flughafen, um die Verteidigung der Anlage sicherzustellen. Wie man jedoch feststellen musste, waren inzwischen viele materielle und technische Werte verschwunden oder zerstört worden.

Sehr schnell war klar, dass ein Flugplatz im Zentrum der Hauptstadt Kyiv einer jener Orte war, auf den die Russen ihr Interesse besonders gerichtet hatten. Deshalb hat das Militär damals die Entscheidung getroffen, dem Feind die Nutzung des Flugplatzes unmöglich zu machen, wie Kostrzhevski erläutert: «Zunächst wurde die Start- und Landebahn blockiert, vermint und beschädigt, so dass kein Flugzeug dort landen oder starten konnte.»

Nur noch ein Zehntel der Mitarbeitenden

Der Stadtflughafen, der fast hundert Jahre lang das Tor in die Ukrainische Hauptstadt war, wurde zum militärischen Sperrgebiet: «Derzeit wird der Flughafen streng bewacht, und alles, was auf dem Gelände geschieht, muss von den Militärbehörden genehmigt werden. Der Flughafen wurde durch die gemeinsamen Bemühungen des Flughafenpersonals und des Militärs in eine uneinnehmbare Festung verwandelt», erklärt Kostrzhevski.

Die Hauptanstrengungen der wenigen noch verbliebenen Flughafenmitarbeitenden zielen darauf ab, das Anlagevermögen, die Terminalkomplexe und die Flugplatzausrüstung fit zu halten. Von den einst fast 1000 Angestellten die bis zum Februar 2022 beim Kyiv Sikorsky Airport beschäftigt waren, arbeiten nur noch weniger als einhundert dort: «Alle anderen wurden in den Zwangsurlaub geschickt. Schließlich ist unser Geldfluss seit mehr als zwei Jahren zum Erliegen gekommen. Wir haben einfach nichts, womit wir die Leute bezahlen könnten.»

Finanzielles Desaster durch Krieg

Seit Ausbruch des Krieges verfügt der Flughafen über keine Einkünfte mehr – und fällt daher auch als einer der wichtigsten Steuerzahler für die Stadt aus. Als Grundlage für spätere Klagen auf Entschädigung aus dem Vermögen Russlands, berechnen Finanzexperten und Wirtschaftswissenschaftler seit der Einstellung des Flugbetriebes die Verluste des Flughafens auf mehr als fünfhundert Millionen Euro.

Aus militärischer Sicht ist der Flughafen Kyiv in einem völlig unbrauchbaren Zustand. Flugzeuge können weder landen noch starten. Das ist die eine Seite. Aber gleichzeitig ist der Flughafen in einem solchen Zustand, dass alle Schäden, alle Maßnahmen, die getroffen wurden, um den Feind an der Nutzung des Flugplatzes zu hindern, recht schnell behoben werden können. «Ich kann mit Zuversicht sagen, dass wir in einem Monat ab dem Zeitpunkt, zu dem die Entscheidung über die Öffnung des Luftraums über der Ukraine getroffen wird, bereit sein werden, Passagiere aufzunehmen. Die Ausrüstung ist in gutem Zustand, die Spezialisten sind bereit», so der Flughafenchef.

Auch Ausbau geplant

Die Planung zum Ausbau des Flughafens seien ebenfalls nicht verschwunden, versichert Denys Kostrzhevski: «Sie haben sogar noch an Bedeutung gewonnen. Kyiv als Hauptstadt der Ukraine muss aus nationalen und strategischen Gründen über einen leistungsfähigen Flughafen am rechten Ufer des Dnipro-Flusses verfügen. Einen Flughafen, der jeden modernen Flugzeugtyp abfertigen kann». Deshalb setze man trotz der schwierigen Zeiten die Planung des Wiederaufbaus fort, wenn auch mit Schulden.

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