Es ist die größte Änderung seit Jahrzehnten: Ab 20. März gelten in Zürich neue Luftraumstrukturen. Kontrollzonen und Nahverkehrsbereiche des Flughafens Zürich werden angepasst - und die Flugsicherung reduziert vorübergehend die Kapazität.
Um wachsende Verkehrsaufkommen sicher und effizient zu bewältigen, gibt es rund um große Flughäfen kontrollierte Lufträume. Was in den späten 1930er-Jahren in den USA entstand, dient heute dazu, den kommerziellen Luftverkehr von anderen Luftraumnutzern abzuschirmen.
Nach einer Untersuchung des Schweizer Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl) im Jahr 2018 mit Fazit «sicherheitskritisch» setzte sich die Behörde daran, in Zürich die Luftraumgrenzen neu zu definieren. Und so tritt die größte Veränderung seit Jahrzehnten am Donnerstag (20. März) in Kraft.
Der Schweizer Luftraum ist vergleichsweise eng – insbesondere im Raum Zürich. Allein unter den Nahverkehrsbereichen des Flughafens Zürich befinden sich sechzehn Flugplätze, zwei Segelflugfelder und zwei Helikopterlandeplätze. Speck-Fehraltorf beispielsweise liegt sogar vollständig in der Kontrollzone des benachbarten Militärflugplatzes Dübendorf.
Aufgrund der dichten Verkehrsstruktur ist besondere Vorsicht geboten, um Luftraumverletzungen zu vermeiden. Während ein Großteil der allgemeinen Luftfahrt im unkontrollierten Luftraum operiert, ist der Einflug in kontrollierte Lufträume nämlich nur mit Freigabe eines Fluglotsen gestattet.
Grundsätzlich wird zwischen zwei Arten kontrollierter Lufträume rund um Flughäfen unterschieden: Kontrollzonen (im Englischen Control Zones, kurz CTR), die sich unmittelbar um Flughäfen erstrecken und vom Boden bis auf mehrere tausend Fuß hoch reichen, sowie Nahverkehrsbereiche (Terminal Areas, kurz TMA), die kontrollierte An- und Abflüge abschirmen. Diese reichen nicht bis zum Boden, sodass Kleinflugzeuge darunter hindurchfliegen können.
Die Neustrukturierung basiert auf dem vom Bazl entwickelten Collision Risk Modelling und soll die Sicherheit erhöhen. Ziel ist ein Sicherheitsniveau von höchstens einer Kollision pro Milliarde Flugbewegungen. Die Flugsicherung Skyguide hat die neuen Luftraumgrenzen in einem Aeronautical Information Circular (AIC) veröffentlicht.
Die frühere CTR Zürich 1 wird im Nordosten neu begrenzt, wodurch in der Region Winterthur mehr Freiraum entsteht. Die CTR Zürich 2, die bisher bei Anflügen auf Piste 34 aktiviert wurde, entfällt und wird durch die neue TMA Zürich 2A ersetzt. Damit beginnt über dem rechten Zürichseeufer nun bereits ab 3500 Fuß ein permanent kontrollierter Luftraum. Weitere Anpassungen betreffen die Geometrie und vertikale Ausdehnung der TMA-Bereiche. Die neue Nummerierung ist außerdem so gestaltet, dass gleiche Zahlen eine identische untere Höhenbegrenzung kennzeichnen.
Um die sichere Umsetzung der neuen Struktur zu gewährleisten, reduziert Skyguide für vier Wochen die Kapazitäten am Flughafen Zürich um 20 Prozent. Zudem werden Aktivitäten der allgemeinen Luftfahrt in den Nahverkehrsbereichen eingeschränkt – betroffen sind insbesondere Segelflug-, Hängegleiter-, Fallschirm- und Spezialflugaktivitäten. Die bestehenden An- und Abflugverfahren des Flughafens Zürich bleiben jedoch unverändert.
In der oben stehenden Galerie sehen Sie die alte und die neue Luftfahrtkarte. Ein Klick aufs Bild öffnet die Galerie im Großformat. Alternativ finden Sie die neue Luftraumstruktur unter diesem Link.