Geschäftsführer Declan Collier: «Michael O’Leary und ich verstehen uns ganz gut.»

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London City Airport

«London City kann Heathrow helfen»

Warum er London City erweitern will und welche Vorteile und Probleme die C-Series der Swiss bringt, sagt Flughafen-Chef Declan Collier im Interview.

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strong>Sie investieren 200 Millionen Pfund in einen Ausbau. Gibt es wirklich eine so große zusätzliche Nachfrage?

Declan Collier: Die Flughäfen in London gehören zu den geschäftigsten der Welt. Sie fertigen jedes Jahr 132 Millionen Passagiere ab. Über die nächsten acht Jahre wird ein Zuwachs von nochmal 32 Millionen erwartet. Wir von London City Airport als Teil dieses Systems zählen heute jährlich 70'000 Flüge und drei Millionen Passagiere. Mit dem geplanten Ausbau kommen wir auf 120'000 Flüge und sechs Millionen Reisende. Das sind gerade Mal zehn Prozent des Wachstums in ganz London. Die Pläne haben aber einen konkreten Hintergrund. Wir arbeiten in Spitzenzeiten an der Kapazitätsgrenze und die Nachfrage von Fluggesellschaften und Passagieren steigt. Zwei Drittel unserer Reisenden sind Geschäftsleute und sie wollen frühmorgens und spätabends fliegen. Derzeit können wir pro Stunde nur 38 Flüge abfertigen. Zu Stoßzeiten erreichen wir das beinahe.

Und das reicht nicht länger?

Nein. Um die Nachfrage befriedigen zu können, müssen wir dafür sorgen, dass die Flugzeuge schneller auf und von der Piste wegkommen. Wenn wir das erreicht haben, können wir automatisch mehr Flüge und Passagiere abfertigen. Eine längere und größere Piste werden wir nicht bauen. Die Herausforderung ist für uns zudem die nächste Generation von Flugzeugen. Die ist leiser, sparsamer und größer. Das ist an sich gut. Die Flieger brauchen aber mehr Platz und neue Bauten, um die zusätzlichen Passagierströme abwickeln zu können.

Aber sie haben mit sehr vielen Restriktionen zu kämpfen: Sie kennen strikte Betriebszeiten und eine Beschränkung auf kleine Flugzeuge. Das macht sie unattraktiv.

Bislang können wir nicht erkennen, dass unsere Attraktivität tief sein soll. Die Tatsache, dass wir der einzige Londoner Flughafen sind, der auch wirklich in London liegt, wirkt auf Passagiere und Fluglinien im Gegenteil sogar anziehend. Bei uns sind sie in zwanzig Minuten durch den Flughafen durch, in weiteren 15 Minuten stehen sie bereits im Geschäftszentrum Londons. Während der Finanzkrise verloren viele Businessflughäfen Passagiere und Einnahmen. London City dagegen blieb erstaunlich stabil. Wir wuchsen 2013 und erreichten neue Rekordwerte. Das spricht für uns.

Die einmalige Lage bringt aber Vor- und Nachteile.

Negativ sind sicherlich die betriebliche Komplexität und der Fakt, dass wir im Entwicklungsgebiet East London liegen. Deshalb gibt es auch strikte Beschränkungen. Wir dürfen werktags nur von 6.30 Uhr bis 22.00 Uhr angeflogen werden, am Samstag von 5.30 bis 12.30 Uhr und am Sonntag von 12.30 bis 22.00 Uhr. Das entlastet die Bewohnerinnen und Bewohner der Quartiere um uns herum. Das haben wir in unsere Wachstumspläne eingeplant.

Genau das ist aber ein Problem: Von Anliegern und Umweltverbänden gibt es Widerstand gegen die Expansion. Werden Sie die Erlaubnis zum Ausbau wirklich erhalten?

Wir sind da zuversichtlich. Wir erhöhen ja nicht die Gesamtzahl der Flüge. Da haben wir die Erlaubnis für einen Ausbau bereits. Wir wollen die Infrastruktur am Boden ausbauen. Zudem ist London City das Tor zu East London. Das ist Londons letztes Entwicklungsgebiet. Die Stadt wächst nach Osten. Davon profitieren auch die Anwohner. Nicht zuletzt steuern wir pro Jahr 750 Millionen Pfund zu Londons Wirtschaft bei. Mit dem Ausbau wächst dieser Betrag auf 1500 Millionen. Der heikelste Punkt ist sicherlich die Lärmbelastung. Aber da haben wir eine der strengsten Regelungen Europas. Dank dem Ausbau könne zudem leisere Flugzeuge bei uns landen.

Heathrow oder Gatwick bekommen wohl eine zusätzliche Landebahn. Das macht ihre Argumente kraftloser.

Das ist der Vorschlag der Regierungskommission. Die zusätzliche Kapazität wird durch neue Flüge in aufstrebende Länder ausgefüllt. London City wird dank einem Ausbau aber noch besser die Bedürfnisse der Geschäftsleute aus Europa abdecken können, die nach London reisen. London City könnte übrigens schon jetzt helfen, Heathrow zu entlasten. Wir könnten kurzfristig 15 Prozent des Kurzstreckenverkehrs übernehmen. Zwei Drittel dieser Passagiere fliegen nach London und zurück an ihren Ausgangsort. Für sie wären wir sowieso die bessere Wahl.

Expansion bedeute auch mehr Komplexität. Geben Sie damit nicht Ihren größten Vorteil auf - die kurzen Wege?

Wir müssen in der Tat sehr vorsichtig sein, diesen Vorteil nicht zu verspielen. London City ist bekannt dafür, dass es bei uns schnell und ohne Stress geht. Unsere größte Herausforderung wird es sein, das Erlebnis noch zu verbessern. Dabei wird uns die Technologie helfen. Wir experimentieren derzeit mit dem System Smarter Airport Experience. Kameras messen Passagierströme und so können wir frühzeitig erkennen, wo es Flaschenhälse geben wird. Wir können so den Fluss der Reisenden steuern und zusätzliche Mitarbeiter einsetzen. Zudem können wir automatisch die Passagiere informieren.

Gibt es derzeit wirklich Fluglinien, die nach London City fliegen möchten, das aber nicht können?

Die gibt es immer und es gibt immer potenzielle neue Routen. Darum führen wir immer Gespräche - können dazu aber nichts sagen. Nur so viel: Alleine 2013 haben wir acht neue Strecken eingeweiht.

Swiss und wohl auch die neue Businessairline Odyssey wollen die Bombardier C-Series in London City einsetzen. Was passiert, wenn die Expansionspläne abgelehnt werden – riskieren Sie dann, diese Kunden zu verlieren?

Überhaupt nicht. Die C-Series wird immer noch landen können. Uns würden nur Standplätze fehlen. Dennoch glauben wir nicht an dieses Szenario. Wir werden die C-Series der Swiss empfangen und gut zu ihr schauen.

Sie leiteten früher den Flughafen Dublin. Als Sie weggingen, verhöhnte Sie Ryanair. Sind Sie froh, dass die Billigairline London City nicht benutzen kann?

Michael O’Leary und ich verstehen uns ganz gut. Er hat einen Job zu machen und ich hatte damals einen Job zu machen. So war das.

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