Flughafen Zürich: Neues Soundkonzept.

Flughafen Zürich: Neues Soundkonzept.

Flughafen Zürich

Hintergrundmusik

Flughafen Zürich bringt Menschen mit Autismus gegen sich auf

Wer in Zürich abfliegt, hört neuerdings in der Halle Klavierklänge. Das ist Teil eines neuen Geräuschkonzeptes des Flughafens. Doch das gefällt nicht allen.

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Wer von oder nach Zürich fliegt, wird es in den letzten Wochen vielleicht bemerkt haben: Plötzlich ist in der Abflughalle Klaviermusik zu hören. Das ist Teil eines neuen Geräuschkonzepts. Bisher wurde am Flughafen Zürich eine generische Playlist eingesetzt, die nur in gewissen Bereichen wie beispielsweise den Einkaufszonen abgespielt wurde.

Jetzt hat der Flughafen neun spezifische Zonen ausgemacht, in denen er auf diese Bereiche abgestimmte Musik abspielt. Dazu gehören unter anderem das Airport Shopping, die Check-in-Bereiche, der Terminal-Bereich hinter der Sicherheitskontrolle, der Wartebereich bei den Gates oder die Gepäckausgabe.

Kritik der Organisation Autismus Schweiz

«Während die Musik im Airport Shopping lebendiger ist, erklingen beispielsweise in den Bereichen Check-in und an den Gates ruhigere Klavier-Klänge oder im Airside Center internationale Musik» schreibt der Flughafen auf seiner Internetseite. Doch so gut das klingt - die Entscheidung sorgt auch für Kritik.

Denn: «An neurodivergente Menschen wurde bei diesem Projekt leider nicht gedacht», klagt Regula Buehler, Geschäftsleiterin der Organisation Autismus Schweiz, gegenüber der Luzerner Zeitung. Neben Autismus werden auch AD(H)S, das Tourette-Syndrom sowie bei Dyskalkulie oder Dyslexie unter dem Begriff Neurodivergenz zusammengefasst.

Kirche als Ruheraum

Weil zum Beispiel Menschen mit Autismus Klänge ganz anders wahrnehmen können als neurotypische Personen, könne das Klangkonzept des Flughafens für diese Personen zu Problemen führen, so Buehler. Auch ruhige Klänge könnten irritierend sein, wenn die Personen zum Beispiel alle Geräusche gleich laut wahrnehmen - vor allem, wenn sie in einem Bereich wie einem Flughafen stattfinden, der für viele Menschen ohnehin mit Stress verbunden ist.

«Wir sind uns bewusst, dass Flughäfen und andere hektische Orte insbesondere für neurodivergente Personen eine herausfordernde Erfahrung sein können, weshalb wir stets offen für den Dialog mit verschiedenen Anspruchsgruppen sind», heißt es vom Flughafen Zürich gegenüber aeroTELEGRAPH. «Falls neurodivergente Personen Hilfe benötigen, auch hinsichtlich der Umgebungsgeräusche am Flughafen, unterstützt unser PRM-Dienst gerne bestmöglich», so eine Sprecherin. Der Service richtet sich an Personen mit reduzierter Mobilität und anderen Herausforderungen. «Wir prüfen derzeit eine entsprechende Ergänzung auf unserer Website.» Ruheräume speziell für neurodivergente Personen gebe es nicht, die Sprecherin weist aber auf Rückzugsorte wie beispielsweise die Räumlichkeiten der Flughafenkirche, hin, die allen Personen offen stehen.

Sunflower-Symbol könnte helfen

Unsichtbare Beeinträchtigungen wie Neurodivergenz sind im Alltag schwer zu erkennen und oftmals auch schwierig zu erklären. Dagegen kämpft seit 2016 die nicht gewinnorientierte, britische Organisation Hidden Disabilities Sunflower. Ihr Ziel ist es, Menschen mit unsichtbaren Beeinträchtigungen zu helfen, sich an öffentlichen Orten zurechtzufinden und Hilfe zu bekommen. Zentrales Werkzeug von Hidden Disabilities Sunflower ist ein bedrucktes grünes Schlüsselband, auf dem Sonnenblumen zu sehen sind. Es weist das Gegenüber diskret auf eine unsichtbare Behinderung hin. Und es signalisiert, dass der oder die Tragende eventuell mehr Unterstützung, Zeit oder Hilfe benötigt. Auch Flughäfen machen bei dem Programm mit.

So beispielsweise die Flughäfen Berlin und Hamburg in Deutschland, aber auch globale Airports wie Atlanta, Delhi, Dubai, Istanbul, Singapur-Changi oder Toronto-Pearson das Sonnenblumen-Schlüsselband, ebenso kleinere wie Ancona, Bogota, Calgary, Curação, Larnaca, Liverpool, Minneapolis, Newquay oder Wien. Am Flughafen Zürich ist derzeit keine Einführung geplant, sagte kürzlich eine Sprecherin zu aeroTELEGRAPH. Ebenso sieht es auch in Frankfurt aus.

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