Terminalgebäude von Kukes: Glas und Beton inmitten der Berglandschaft.

Terminalgebäude von Kukes: Glas und Beton inmitten der Berglandschaft.

Martin Dichler

Albanien

Flughafen Kukes hofft auf Billigflieger

Nur 17.000 Einwohner zählt die albanische Kleinstadt Kukes. Dennoch soll ihr Flughafen bald Hunderttausende Passagierinnen und Passagiere aufnehmen.

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Nachdem man von der albanischen Hauptstadt Tirana aus der Autobahn E851 etwa zwei Stunden lang in Richtung Norden über Berge und Täler folgt, erreicht man Kukes. Die Stadt mit nur 17.000 Einwohnerinnen und Einwohnern liegt am Zusammenfluss des Weißen und Schwarzen Flusses Drins, der sich an dieser Stelle zu einem Stausee aufstaut.

Aufgrund fehlender Industrien zählt Kukes zu den ärmsten Landesteilen Albaniens. Doch das Städtchen hat einen großen Vorteil: es liegt an der Verkehrsader zwischen dem Kosovo im Norden und Tirana und der Hafenstadt Durres weiter im Süden. Und genau das soll einen Flughafen in der Region profitabel machen.

Modernes Gebäude inmitten der Berge

Der Zayed-North Wings Kukës International Airport mit seinem modernen Terminalgebäude aus Glas und Beton liegt in einem Talkessel und will sich nicht so ganz in die beeindruckende Berglandschaft einfügen, die ihn umgibt. Die Geschichte des ehemaligen Flugfeldes reicht bis ins Jahr 1941 zurück, als italienische Truppen es errichteten. Bekannt wurde der heutige Flughafen aber während des Kosovo-Krieges, als rund 20.000 Kosovaren und Albaner Zuflucht in der Nordalbanischen Stadt suchten.

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Piste inmitten der Berglandschaft. Bild: Martin Dichler[/caption]

Dank einer Spende von Sheikh Zayed bin Sultan Al Nahyan, Emir von Abu Dhabi, wurde der Flughafen wenig später mit einer befestigten Piste, einem Tower und einen kleinen Abfertigungsgebäude versehen. Und obwohl die Errichtung des Flughafens mehr als 14 Millionen Dollar kostete, fand weiterhin kein regulärer Flugbetrieb statt – bis in diesem Jahr der neuen Kukes International Airport eröffnet wurde.

Restriktiver Vertrag mit Flughafen Tirana

Grund für den langen Flugstopp war ein Exklusivvertrag mit dem damaligen Flughafenbetreiber in Tirana, der deutschen Firma Hochtief Airport. Dieser wurde von der albanischen Regierung im Jahr 2004 ein 20-jähriger Vertrag zugesichert, der festschrieb, dass alle internationalen Flüge des Landes einzig und allein über den Flughafen der Hauptstadt zu führen sind. Im Jahr 2016 wurde der Vertrag für nichtig erklärt und eine öffentliche Ausschreibung für einen Konzessionsvertrag über 35 Jahre wurde in Kukes gestartet, den die beiden albanischen Unternehmen Global Technical Mechanics & BAMI gewannen.

Ab dem Jahr 2019 investierten die neuen Konzessionäre rund 28 Millionen Euro in den Ausbau des Flughafens nach internationalem Format. Die 2200 Meter lange Piste wurde auf 45 Meter verbreitert, vier Abstellpositionen für Flugzeuge in der Größe von Airbus A320 und Boeing 737 wurden errichtet und ein Tanklager samt Feuerwache neu gebaut.

Innerhalb von sechs Monaten folgte ein 6000 Quadratmeter großes Terminal mit vier Check-In Schaltern, Shops und Gastronomieeinrichtungen mit einer Jahreskapazität von rund 750.000 Fluggästen.

Aufgrund des Zeitdrucks starteten wir noch relativ unorganisiert in den Flugbetrieb hinein

Dank einer Ausnahmegenehmigung eröffnete ein Sonderflug von Air Albania aus London im April den Airport offiziell. Der Start des regulären Flugbetriebes verspätete sich dann doch aber doch noch um einige Wochen – die Zertifizierungen von Iata und Icao ließen auf sich warten. Am 9.Juli schließlich nahm Helvetic Airways Flüge aus Zürich auf, eine Woche darauf startete Air Albania Flüge nach Istanbul und Zürich.

«Jeder Flug war zu diesem Zeitpunkt ein Gewinn für uns», sagt Airport-Chef Ridgers Mema. Nicht alles sei zu Beginn optimal gelaufen. «Aufgrund des Zeitdrucks starteten wir noch relativ unorganisiert in den Flugbetrieb hinein, für die kommende Saison sind wir aber bereits wesentlich besser vorbereitet.»

Hoffnung auf Billigairlines

Der Flughafen wünscht sich, dass Billigairlines auf ihn aufmerksam werden. Mit niedrigen Landetarifen möchte man die Lage des Kukes Airport in direkter Nachbarschaft zum Kosovo nutzen, um damit der Diaspora günstige Flüge zu ermöglichen. Flughafenchef Mema sieht Potenzial im Vergleich mit den anderen Flughäfen des Landes. «Die Flughäfen von Tirana und Pristina haben zwar ihr Geschäftsmodel in dem Sie erfolgreich sind, dieses ist aber nicht auf Billigfluglinien ausgerichtet», sagt er. Das Low-Cost-Modell sehe er als «Schlüssel zum Erfolg».

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Blick ins Terminal: 750.000 Passagiere soll die Kapazität betragen. Bild: Martin Dichler[/caption]

Der so genannte VFR-Verkehr - das steht für «visiting friends and relatives», also «Besuche von Verwandten und Freunden» – der Albanischen und Kosovarischen Community in der Region ist gewaltig und wurde bislang von den Flughäfen in Tirana und Pristina übernommen. Und obwohl Kukes selbst sehr klein ist: Das Einzugsgebiet des Kukes International Airport umfasst rund 1,3 Millionen Menschen in Albanien und im Kosovo. 70 Prozent der Passagiere sollen aus dem nur rund 20 Minuten entfernten Kosovo kommen.

Vier Fluglinien sollen ab Kukes fliegen

Noch sind die Verträge mit den Airlines für das kommende Jahr aber noch nicht unter Dach und Fach. Laut Ridgers Mema sollen vier Fluglinien den Flughafen Kukes ab dem nächsten Jahr bedienen und damit rund 150.000 Passagiere nach Nordalbanien befördern. Gefragt sind Destinationen in denen die Diaspora ihre neue Heimat gefunden hat, bevorzugt Städte wie Zürich, London, Düsseldorf, möglicherweise auch München und ein Ziel in Norditalien, verrät er.

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