Abfertigung in Frankfurt: Unter Zeitdruck.

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Fraport

Tui, Condor, Lufthansa

Am Flughafen Frankfurt häufen sich die Bodenkollisionen

Ein Fahrzeug beschädigt einen neuen Airbus A330 Neo von Condor - das war nur der letzte in einer Reihe solcher Vorfälle in Frankfurt. Auch Tui und Lufthansa waren schon betroffen. Der größte deutsche Flughafen reagiert.

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Nicht einmal einen Monat war der Airbus A330 Neo von Condor in Betrieb - und schon muss er am Boden bleiben. Vergangene Woche rammte ein Highloader zum Aus- und Einladen von Frachtcontainern die Maschine mit dem Kennzeichen D-ANRB. Vorne rechts in Rumpf klafft ein Loch, das Flugzeug muss repariert werden.

Bei solchen Vorfällen entstehen sogenannte Kaskoschäden, die von der Versicherung der Bodendienstleister oder anderer Parteien gedeckt werden. Und genau solche Schäden gab es am Flughafen Frankfurt in letzter Zeit auffällig viele, wie man im Umfeld verschiedener Fluggesellschaften hört, die ab Frankfurt fliegen.

Drei Zwischenfälle bei Condor, zwei bei Tui, zwei bei Lufthansa

Allein bei Condor waren es laut mehreren unabhängigen Quellen mindestens drei solche Schäden innerhalb weniger Monate. Details möchte die Airline nicht preisgeben. Auch bei Tuifly gab es in letzter Zeit mehrere Fälle, in denen Flugzeuge durch Bodenfahrzeuge beschädigt wurden. Einmal war eine neue Boeing 737 Max der Airline betroffen. Ein Sprecher bestätigt gegenüber aeroTELEGRAPH, dass es in den letzten Monaten in Frankfurt zu einer Häufung solcher Zwischenfälle kam.

Bei Lufthansa passierte es ebenfalls vergangene Woche. Am Freitag (29. September) wurde ein Airbus A320 von einem Bodenfahrzeug beschädigt. Im April hatte es einen Airbus A340 getroffen. Er kollidierte mit einem Cateringfahrzeug, das dabei umkippte. Der Flieger konnte aber schnell wieder in Betrieb genommen werden.

Nicht alle Kosten gedeckt

Beim A330 Neo von Condor sieht das anders aus. Der Schaden dürfte sich nicht von einem Tag auf den anderen reparieren lassen. Dasselbe galt auch in zwei Fällen, bei denen Tui betroffen war, hört man aus dem Flughafenumfeld. Zuletzt stand etwa die Boeing 737-800 mit dem Kennzeichen D-ABKM  ab März dieses Jahres drei Monate am Boden, nachdem ein Catering-Fahrzeug die hintere Tür beschädigt hatte. Der Schaden war so groß, dass eine neue Tür aus Seattle geliefert werden musste.

Und da liegt das Problem dieser Kaskoschaden. Denn: Wenn ein Flugzeug am Boden bleiben muss, entstehen für eine Airline zusätzliche Kosten. Es fliegt keine zahlenden Passagiere und keine Fracht, oft muss die Fluggesellschaft auch Ersatz besorgen. Und diese Kosten werden nicht von der Versicherung gedeckt.

Es fehlen Mitarbeitende

Der Hauptgrund für die Probleme in Frankfurt ist derselbe, mit dem die ganze Branche schon lange kämpft: Es fehlen Mitarbeitende. Erst kürzlich erklärte Pierre Dominique Prümm, Infrastrukturchef am größten deutschen Flughafen, man könnte sofort 12.000 Mitarbeitende anstellen. «Wenn es denn geeignetes Personal gäbe», fügte er an.

Nicht nur wurden während der Pandemie viele Mitarbeitende, die nun fehlen, entlassen. Viele haben die Branche auch ganz verlassen, denn die Jobs am Flughafen gehören nicht zu den bestbezahlten, die Arbeit ist aber hart, muss man doch bei jeder Witterung auf dem Vorfeld funktionieren.

Fraport bestätigt Zwischenfälle

Die Ausbildung der Mitarbeitenden erfolge weiterhin auf hohem Niveau, da sind sich fast alle einig. Doch der Druck, der auf den Männern und Frauen lastet, sei hoch, denn die Fluktuation gerade bei den Bodenmitarbeitenden sei derart hoch, dass, sobald eine Stelle neu besetzt ist, die nächste schon wieder frei werde. Und eine hohe Anzahl an neuen Mitarbeitenden heißt auch, dass es weniger erfahrene Kolleginnen und Kollegen gibt, die in Stresssituationen im Zweifel ruhiger bleiben.

«Wir können bestätigen, dass es am Flughafen Frankfurt in diesem Jahr wie auch in den vergangenen Jahren Flugzeugbeschädigungen am Boden gegeben hat und zukünftig geben wird» heißt es von der Flughafenbetreiberin Fraport auf Anfrage von aeroTELEGRAPH.

Flugplanverschiebungen sorgen für Stress

Und weiter: «Am Flughafen Frankfurt sind jederzeit hunderte Fahrzeuge gleichzeitig unterwegs. Hinzu kommen täglich noch 1300 bis 1400 startende und landende Flugzeuge und derzeit auch zusätzliche Baustellenverkehre», so die Sprecherin. «Mit Blick auf die vielen Fahrzeugbewegungen und unterschiedlichen Verkehrsmittel lassen sich Unfälle leider nicht vollständig vermeiden.»

Ein weiterer Aspekt sei die veränderte Verkehrsstruktur nach der Pandemie und das zeitweise sehr hohe Verkehrsaufkommen durch extreme Verkehrsspitzen im Tagesverlauf. Außerdem sorgen laut dem Flughafen häufige Flugplanänderungen durch Engpässe im europäischen Luftraum für Zeitdruck, da Abfertigungsmannschaften oft kurzfristig umdisponiert werden müssen.

Neue Technik soll helfen

Man versuche alles, um dem entgegenzuwirken. «Um entschieden gegen die vielfältigen Ursachen vorzugehen, setzen wir ein umfangreiches Maßnahmenpaket um. Wir intensivieren das Fahrertraining und rüsten unsere Abfertigungsgeräte technisch auf», so der Flughafensprecher.

So teste man eine Sensorik, die die fahrende Person mit optischen und akustischen Signalen auf angehängte Einheiten aufmerksam macht. Fraport betont zudem, dass die Arbeitserfahrung kein Faktor sei, der die Anzahl der Unfälle beeinflusse. «Unsere Erhebungen zeigen, dass die Betriebszugehörigkeit bei den Flugzeugbeschädigungen keine entscheidende Rolle spielt.»

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