Seit ein paar Wochen ist sie im Einsatz. Lufthansa verspricht sich sehr viel von ihr, besonders von der Doppelsuite. Was die neue First Class bietet - und was nicht.
Es gab reichlich Komplikationen. Lufthansa kämpfte bei der Einführung der neuen Langstreckenkabine namens Allegris mit (selbst und nicht selbst verschuldeten) Verspätungen. Zudem gab es immer wieder Ärger mit der Zulassung der Sitze. So auch in der höchsten Buchungsklasse.
Zuerst mussten die mit Allegris ausgestatteten Airbus A350 von Lufthansa deshalb ohne First Class abheben. Doch inzwischen ist alles geregelt. Seit fast vier Monaten stehen vollständig ausgerüstete Flieger im Einsatz. Die acht A350 mit First Class starten von München nach Bengaluru, Chicago, San Diego, San Francisco und Shanghai.
In wenigen Wochen kommt ein neunter Airbus A350 mit First Class hinzu, der ab Mitte April nach New York-Newark eingesetzt wird. Der zehnte folgt bis im Juni. Dann fliegt Lufthansa mit der ersten Klasse auch nach Charlotte. «Wir sind damit wieder auf Kurs, Europas Premium-Airline Nummer eins zu werden», so Lufthansa-Airlines-Chef Jens Ritter am Mittwoch (19. Januar) bei einer Presseveranstaltung.
Die First Class spielt beim Aufstieg in die Champions League eine zentrale Rolle. «Unser Leitgedanke bei der Entwicklung war, einen Raum zu schaffen, in dem man sich wie zu Hause fühlt», so Ritter. Lufthansa bietet in den Airbus A350 jeweils vier Plätze in der obersten Buchungsklasse ganz vorne im Flugzeug. Alle sind Suiten mit raumhohen Wänden und verschließbaren Türen. «Privatsphäre zu schaffen war uns ganz wichtig», so Ritter.
Sie bieten eine eigene Garderobe, einen 40 Zoll großen Bildschirm, ein Tablett zur Steuerung der Lüftung, Beleuchtung, des Unterhaltungssystems und der Sitzheizung und -kühlung. In der Suite stehen zwei Sessel mit Sitzgurten, wovon einer zusätzlichen Stauraum für einen Trolley bietet. Damit können First-Gäste auch mitfliegende Freunde oder Kollegen aus anderen Klassen zu sich einladen, etwa um einfach zu reden oder eine Besprechung abzuhalten. Oder sie können gemeinsam Kaffee am großen Tisch trinken oder etwas zusammen knabbern.
Die beiden Sessel lassen sich in ein zwei Meter langes und mit 90 Zentimeter wirklich überbreites Bett verwandeln. Die Türen sind eher gepresste Wollstoffe, rund ein Viertel Zentimeter dick, lassen sich aber sehr gut schließen. Dafür stehen zwei Handgriffe zur Verfügung, die aber zugleich für zwei Gucklöcher vom Gang in die Suite sorgen. Die Suiten ziehen sich über drei Fenster - also weniger weit als bei der neuen First Class von Air France in den Boeing 777-300 ER.
Besonders stolz ist Lufthansa auf die Suite Plus. Dabei handelt es sich um die deutlich größere Suite in der Mitte. Sie kann für zwei Personen gebucht werden (allerdings nur telefonisch). Dabei bekommt der zweite Fluggast bis zu 30 Prozent Rabatt auf dem First-Class-Preis.
Allerdings muss man sich schon gut verstehen. Denn es gibt nur einen großen Bildschirm. Man muss also denselben Film schauen - oder jemand weicht aufs kleinere Tablet aus. Zudem gibt es nur einen Tisch und pro Person weniger Stauraum als in den Einzelsuiten. Auch die Anschlüsse zum Laden von Geräten sind nicht doppelt vorhanden. Für gewisse Reisende ebenfalls ein Nachteil, für andere vielleicht ein Vorteil: Es gibt kaum Tageslicht, da Fenster fehlen.
Die Suite Plus kann man auch alleine buchen. Dann zahlt man aber mehr. 2500 Euro beträgt der Zuschlag. Rund zwei Drittel der Buchungen der größeren First-Class-Suite entfielen aktuell auf Alleinreisende, heißt es von Lufthansa.