Konkrete Pläne
Embraer hat große Lust auf Turboprops
Dank der Partnerschaft mit Boeing könnten die Brasilianer Turbopropflieger entwickeln, um ATR und De Havilland Canada Konkurrenz zu machen.
EMB 110 Bandeirante: Embraer will zurück zu den Wurzeln.
EMB 110 Bandeirante: Embraer will zurück zu den Wurzeln.
Am Anfang stand eine Turbopropmaschine. Als Embraer vor 50 Jahren gegründet wurde, war die zweimotorige EMB 110 Bandeirante das erste Produkt des jungen Flugzeugbauers. Inzwischen hat er nur noch Düsenflieger im Angebot. Doch das könnte sich ändern.
John Slattery, Chef der Zivilflugzeugsparte von Embraer, kann sich sehr gut vorstellen, dass sein Unternehmen wieder Propellerflugzeuge baut. Dies sagte der Ire dieser Tage im Gespräch mit Journalisten in São José dos Campos. Möglich könne das gerade dadurch werden, dass Embraers zivile Sparte schon bald Teil des Boeing-Konzerns wird, erklärte er weiter.
Gute Ergänzung des Angebots
Als Teil einer finanzstärkeren Gruppe «können wir Flugzeuge entwickeln, die sonst nicht von uns entwickelt worden wären», so Slattery. «Ich sehe uns keine größeren Flugzeuge als die E2-Jets bauen», so der Manager weiter. Wenn er aber an die Zukunft denke, dann sehe er großes Potenzial in regionalen Verbindungen, die mit kleineren Flugzeugen angeboten wird. «Das ist unsere DNA.»
«Ich glaube daran, dass es im Turboprop-Markt großes Potenzial gibt», sagt Slattery. Die Technologie der heute verfügbaren Flieger sei inzwischen rund 30 Jahre alt. Sie böten weder ein komfortables Erlebnis für die Passagiere, noch sei die Technik für die «Anforderungen an Klima- und Umweltschutz optimiert.» Wen er damit anspricht, ist klar: ATR und De Havilland Canada, die die Dash 8 von Bombardier gekauft hat.
Gute Ergänzung
Noch gibt es bei Embraer keine definitive Entscheidung zum Thema. Aber: «Ich rede viel und deutlich mit dem Aufsichtsrat über das Thema», so Slattery. Das tue er schon seit einer Weile. Er sei der Meinung, dass Turbprops das bisherige Angebot von Embraer sehr gut ergänzen würden, ohne andere Produkte zu konkurrenzieren.
Dass der Aufsichtsrat bisher noch nicht Feuer und Flamme für das Thema ist, verstehe er. «Bisher waren sie darauf fokussiert, die E2-Jets auf den Markt zu bringen und zertifiziert zu bekommen», sagt er. Aber nun sieht er das Ganze offenbar optimistischer. Noch dieses Jahr gebe es ein Treffen mit dem Beirat, der aus Kunden, potenziellen Kunden, Lieferanten und anderen Branchenpartnern besteht. Dort könnte er sich vorstellen, die Pläne zu thematisieren. «Ich würde mich über die Möglichkeit freuen.»
«Ich arbeite daran»
Dennoch dürfte sich der Prozess noch etwas hinziehen. Die Entwicklung eines neuen Produkts sei immerhin auch eine Milliardeninvestition. «Wir sind noch nicht soweit, dass wir einen endgültigen Plan zur Freigabe präsentieren können», sagt er. Und fügt aber an: «Ich arbeite weiterhin daran.»