Letzte Aktualisierung: um 17:12 Uhr

Kooperation mit Norwegian und Westjet

Easyjet wagt nun doch die Langstrecke

In Kooperation mit Norwegian und Westjet bringt Easyjet künftig Passagiere nach Amerika und Singapur. Weitere Partner für den Zubringerdienst sollen folgen.

Großer Schritt von Easyjet: Der Billigflieger bietet ab Mittwoch (14. September) Zubringerflüge zu Langstreckenverbindungen an. Unter dem Programmnamen «Worldwide by Easyjet» schafft die Fluggesellschaft eine Buchungsplattform und verbündet sich zum Start mit Norwegian und Westjet. Easyjet fliegt in der Partnerschaft die Passagiere zum Flughafen London Gatwick. Von dort reisen sie dann mit Norwegian oder Westjet weiter nach New York, Boston, Los Angeles, Denver, Las Vegas, Buenos Aires, Vancouver, Orlando, Chicago, Singapur, Seattle, Edmonton, Winnipeg, Toronto, Calgary oder Halifax.

Easyjet kündigt an, dass weitere Partner und Verbindungen für das Programm folgen sollen. Gespräche seien schon weiter fortgeschritten, unter anderem mit Fluglinien aus dem Nahen und Fernen Osten. Außerdem plant die Low Cost Airline, das Programm auf andere europäische Flughäfen auszuweiten, etwa Milan Malpensa, Genf, Amsterdam, Paris Charles De Gaulle und Barcelona.

So viel kosten die Flüge

Ein erster kleiner Test zeigt: Eine Verbindung von Berlin Schönefeld nach New York JFK mit Hinflug am 4. Oktober und Rückflug am 18. Oktober 2017 ist ab 677 Euro erhältlich. Auf dem Hinweg beträgt der Aufenthalt in London Gatwick mindestens 5:55 Stunden, auf der Rückreise mindestens 7 Stunden.

Auf der Strecke Berlin Schönefeld – Buenos Aires wird es komplizierter: Zurzeit werden nur Verbindungen ab Februar 2018 angezeigt. Hinflüge sind nur mittwochs und samstags im Angebot, Rückflüge montags, donnerstags, freitags und sonntags, und jeweils auch nicht zu allen Daten. Mit einem Hinflug am Samstag, 17. Februar, und einem Rückflug am Donnerstag, 8. März, ergibt sich ein Preis von 977 Euro mit einer Verbindung mit Norwegian. Der Haken: Auf der Hinreise fällt der Stopp in London Gatwick mit mindestens 10:30 Stunden sehr lang aus. Auf dem Rückweg ist ein Stopp von 3:40 Stunden möglich.

Easyjet verkauft für andere Airlines

Bei «Worldwide by Easyjet» handelt es sich laut der Fluggesellschaft nicht um ein traditionelles Interlining- oder Codeshare-Abkommen, sondern um «Vertriebspartnerschaften» und einen «digitalen, virtuellen Hub», der Ähnliches biete, aber einfacher und effizienter sei. Das Gepäck könnte also nicht durchgecheckt werden. Auch Verbindungen zwischen verschiedenen Easyjet-Flügen sollen dadurch in London Gatwick möglich sein.

Zusätzlich verkauft Easyjet nun Einzeltickets für Partnerairlines. Die schottische Loganair mit Verbindungen in die Highlands und auf die schottischen Inseln ist hier der erste Partner. Die Tickets sollen ab kommendem Monat verfügbar sein.

Meinungsumschwung bei Chefin McCall

Das Ganze ist ein Kurswechsel von Easyjet: Im Herbst 2015 hatte die Vorstandsvorsitzende Carolyn McCall zum Thema Zubringerdienste noch gesagt, zwar würden Lufthansa und andere klassische Fluglinien mit Billigfliegern über die Möglichkeit reden, dass die Low Cost Carrier Passagiere zu ihren Drehkreuzen fliegen. Doch zumindest bei Easyjet sei man diesbezüglich sehr «vorsichtig». «Man müsste da sehr kreativ sein, damit unser System nicht leidet», so McCall.

Heute begründet Sie den Meinungsumschwung mit dem technischen Fortschritt: «Aufgrund von Easyjets starker Position an Europas führenden Flughäfen und unserer Kundennähe haben Langstreckenairlines schon eine ganze Weile angefragt, mit Easyjet zusammenzuarbeiten, und die neue technologische Plattform erlaubt uns nun, dies zu tun», sagt McCall.

Ryanair verhandelte mit Norwegian

Wenig Freude wird Ryanair am Deal des Konkurrenten haben. Denn auch die Iren hatten mit Norwegian über Zubringerdienste verhandelt. Ende 2016 schien ein Pakt schon in greifbarer Nähe.