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Caproni Ca. 60

Der gigantische Dreidecker vom Lago Maggiore, der beim zweiten Flug abstürzte

Der Ingenieur Gianni Capronin träumte einst von einem Riesenflugboot für Transatlantikflüge und baute es. Beim zweiten Flug stürzte es ab. Doch das Ende des Flugschiffs hatte einen anderen Grund.

Jeder Luftfahrtenthusiast kennt die Dornier Do X. 1929 war sie das größte Flugzeug der Welt. Streng genommen handelte es sich um ein Verkehrsflugschiff. Angetrieben von 12 Motoren, konnte es bis zu 166 Passagiere transportieren. Die Maschine flog zwei Jahre um die Welt und war dabei auf Gran Canaria, Rio de Janeiro und in New York zu sehen. Dornier baute drei Exemplare.

Weniger bekannt ist das Flugzeug des italienischen Luftfahrtpioniers Gianni Caproni. Und es kam nicht ganz soweit herum. Zehn Jahre vor der Do X hatte Caproni großes vor. Er wollte den Passagierverkehr revolutionieren und träumte von einem Flugzeug, das in der Lage war, rund 100 Reisende zu befördern – in seinen Vorstellungen am liebsten über den Atlantik. Caproni setzte bei seiner Konstruktion auf ein Flugboot, weil es unabhängig von der Infrastruktur an Land war.

Vom Bomber zum Dreifachdecker

Der studierte Bauingenieur hatte sich während des Ersten Weltkriegs einen Namen als Flugzeugkonstrukteur gemacht und mit dem Caproni-Luftfahrtunternehmen seine eigene Firma gegründet. Während des Ersten Weltkriegs baute er Bomber für die italienische Luftwaffe. Mit Kriegsende 1918 brach das Geschäft ein. Caproni setzte fortan auf zivile Flugzeuge. Schon 1919 meldete er das Patent für sein Riesenflugboot, die Caproni Ca. 60, mit dem Beinamen Transaereo oder auch Novioplano, an.

Novioplano, weil die Maschine neun Tragflächen besaß. Die Spannweite lag bei rund 30 Metern und die gesamte Flügelfläche betrug 750 Quadratmeter. Zum Vergleich: Die Oberfläche der Flügel eines Airbus A321 beträgt 128 Quadratmeter. Im Wesentlichen bestand die Konstruktion aus drei miteinander verbundenen Dreideckern mit einem mittleren Rumpf, in dem die Passagiere saßen. Rechts und links von der Passagierkabine waren zwei Pontons angebracht, die für Stabilität sorgen sollten. Die Maschine war über neun Meter hoch und wog 15 Tonnen.

Hangar am Ufer des Lago Maggiore

Angetrieben wurde das Flugzeug von acht 400 PS starken Liberty L-12-Motoren. Die Höchstgeschwindigkeit wurde auf 140 Kilometer pro Stunde geschätzt, während die Reisegeschwindigkeit bei 110 Kilometer pro Stunde lag. Zusammengebaut wurde das Riesenflugzeug in einem extra am Ufer des Lago Maggiore gebauten Riesenhangars.

Nach 18 Monaten Bauzeit war die Transaereo fertig. Erste Tests, allerdings noch ohne abzuheben, begannen im Februar 1921. Im Anschluss wurden zahlreiche Probleme behoben. Der Jungfernflug war für den 2. März 1921 geplant. An Bord befanden sich drei Menschen. Der Pilot, Federico Semprini, sowie zwei Ingenieure. Um das Gewicht von rund 60 Passagieren zu simulieren, wurden Sandsäcke in die Kabine gelegt. Der Flug gelang. Das Flugzeug erreichte eine Höhe von rund 20 Metern.

Schuld war der Sandsack

Zwei Tage später, am 4. März, war ein zweiter Flug geplant. Wieder beschleunigte Pilot Semprini die Maschine bis auf 110 Kilometer pro Stunde, um abzuheben. Die Caproni Ca. 60 stieg steil nach oben, Semprini verringerte die Leistung der Motoren, aber es war zu spät. Das Flugzeugheck schlug aus rund 20 Metern Höhe auf dem See auf. Verletzt wurde bei dem Absturz niemand – nur das Flugzeug erlitt Schäden.

Neueste Theorien gehen davon aus, dass die Sandsäcke den Absturz hervorgerufen haben könnten. Diese waren nicht befestigt und sind wahrscheinlich des Starts nach hinten gerutscht. Damit hätte sich der Schwerpunkt der Maschine verlagert.

Caproni baute weiter Flugzeuge

Das Flugzeug wurde an Land geschleppt und war stark beschädigt. Es galt aber als reparabel. Das Aus für das Riesenflugschiff besorgte ein Brand, der bei Schweißarbeiten am Heck ausbrach. Caproni konnte sich den Wiederaufbau finanziell nicht leisten und musste seinen Traum vom Transatlantikflugboot aufgeben. Trotzdem baute er bis 1950 weiter Flugzeuge. Gianni Caproni starb im Oktober 1957.

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