Letzte Aktualisierung: um 8:46 Uhr

Flugtest

Das bietet Oman Air in der Business Class der Boeing 787

Die Airline des Sultanats fliegt von Deutschland nach Muscat. Wir haben das Flugerlebnis in der Business Class einer Boeing 787-9 von Oman Air ab Frankfurt gestestet.

Oman Air verbindet zwei deutsche Flughäfen mit Omans Hauptstadt Muscat. Frankfurt fliegt sie mit Boeing 787-9 an, München sowohl mit Boeing 787-8 und  787-9 als auch mit Boeing 737 Max 8. Die nationale Fluglinie des Sultanats hat zudem Interesse an Berlin. Und seit Oktober steht in der Schweiz Zürich wieder im Flugplan mit Boeing 787-8 und 787-9.

Ich habe Anfang September die Business Class in einer brandneuen Boeing 787-9 auf der Strecke Frankfurt – Muscat getestet. Der Flug startet am Abend (damals noch um 19:30 Uhr, mittlerweile um 20:20 Uhr) am größten deutschen Airport und landet rund sechseinhalb Stunden später am frühen Morgen Ortszeit im Oman (damals 04:15 Uhr, jetzt 05:40 Uhr).

Buchung/Reservierung: ★★★★☆. App und Webseite von Oman Air gefallen mir gut durch ihr schlankes, schickes, übersichtliches und dadurch nutzerfreundliches Design. Die Inhalte laden stets schnell, die Bedienung klappt problemlos. Einziges kleines Minus: Ich mag es, Zahlungsmöglichkeiten wie Paypal zu haben. Bei Oman Air braucht man derzeit aber eine Kredit-, Debit- oder Prepaid-Karte mit Visa- oder Master-Card-Logo, um online zu zahlen. Immerhin verspricht die Fluglinie auf ihrer Webseite: «Wir arbeiten an der Bereitstellung anderer Online-Zahlungsmethoden.» Wenn es soweit ist, vergebe ich fünf Sterne.

Check-in/Lounge/Einsteigen: ★★★★☆. Oman Air ist in Frankfurt im Terminal 2 zuhause. Natürlich gibt es hier nicht wie am Heimatflughafen Muscat einen großen, luxuriösen Bereich für den Business-Class-Check-in, aber einen eigenen Check-in-Schalter für die Geschäftsreiseklasse, an dem es keine Schlange gibt und der mit einer freundlichen Angestellten besetzt ist. Oman Air gestattet in der Business Class bis zu 50 Kilogramm Aufgabegepäck und zwei Handgepäckstücke, die jeweils bis zu 7 Kilogramm wiegen.

Nach der Gepäckaufgabe gehe ich zur Lounge des Anbieters Primeclass in Flugsteig E, die Oman Airs Business-Class-Reisende nutzen können. Es handelt sich um eine solide, kleine Lounge mit 70 Plätzen. Ich esse etwas Pasta vom Buffett und trinke eine Cola. Dann gehe ich zum Gate, an dem ich noch die Sicherheitskontrolle absolvieren muss. Das Boarding startet verspätet – und auch nach der Durchsage, dass es nun gleich losgeht, dauert es wieder eine Weile. Das nervt etwas. Insgesamt beginnt das Einsteigen rund zehn Minuten vor der ursprünglichen Abflugzeit. Der Bereich um den Schalter, der hinter einer Ecke liegt, ist nicht riesig. Dennoch klappt das Boarding problemlos und recht zügig.

Primeclass Lounge im T2 des Flughafens Frankfurt. Bild: aeroTELEGRAPH

Crew: ★★★★★. Die Kabinenbesatzung arbeitet aufmerksam, schnell und professionell. Besonders fällt mir auf, dass sie großen Wert auf Details und Perfektion legt, etwa beim Platzieren von Tellern, Schälchen und Besteck. Genau so soll es sein in der Business Class.

Kabinenausstattung: ★★★★★. Die Business Class hat 30 Plätze in leicht versetzter 2-2-2-Konfiguration, jeder Sitz hat Zugang zum Gang. Platz fürs Gepäck gibt es zur Genüge, allerdings ist auch nur rund die Hälfte der Sitze besetzt, weshalb die Gepäckkapazität nicht auf die Probe gestellt wird. Toiletten gibt es zwei vorne und eine hinten in der Business Class. Die Kabine ist hell gestaltet mit Weiß-, Grau- und Beigetönen sowie Braun bei den Kopfstützen der Sitze. Die Decken im Türkis von Oman Air bringen ein Tupfer Farbe hinein.


Der Sitzplan der Boeing 787-9 von Oman Air in der Variante mit 30 Plätzen in der Business Class.
Bild: aeroLOPA

Sitz: ★★★★★. Verbaut ist die Apex Suite. Ich habe einen Fensterplatz. Der Zugang ist zwar etwas eng, dafür gibt es einen Vorteil: Von außen kann kaum jemand hineinschauen (außer auf die Füße vielleicht), was am Gangplatz durchaus möglich ist, da der Sitz zwar Suite heißt, aber nicht verschließbar ist. Drinnen ist es sehr geräumig – um den Bildschirm zu berühren, muss ich aufstehen. Mein Platz (11K) hat dreieinhalb Fenster – großartig.

Zwischen dem Nebensitz und meinem kann ich eine Wand hoch- und herunterfahren. Da dort niemand sitzt, lasse ich sie unten. Auf der Fußablage kann bei den Fensterplätzen alternativ auch eine kleine Person auf der anderen Seite des Ausklapptisches platznehmen. Das sehe ich bei Eltern mit Kind, die so auf einem Fenster- und einem Gangplatz zu dritt essen. Der Sitz lässt sich in ein komplett flaches Bett verwandelt. Das geschieht über Knöpfe mit rauer Metalloberfläche, die wertig wirken. Der Sitz ist bequem und hat als Extra eine kleine, nette Massagefunktion für den unteren und mittleren Rücken.

Es gibt zwei übereinander liegende Staufächer, in die zwar kein Rucksack oder Ähnliches Platz hat, aber in die doch einige Dinge hineinpassen – für meine Ansprüche genau richtig.

Blick auf die beiden Sitze vor mir (10 J und 10 K). Bild: aeroTELEGRAPH

Sauberkeit: ★★★★★. Es ist erst der vierte Tage im Linienbetrieb für diesen Dreamliner mit dem Kennzeichen A4O-SK und so ist das Flugzeuge perfekt sauber. Keine Krümel, kein Schmier an den Fenstern, auch die Toiletten sind stets gereinigt – alles perfekt.

Mahlzeiten: ★★★★★. Das Essen ist neben dem exzellenten Service der Crew für mich das Highlight dieses Fluges. Ich beginne mit einem Lemon Mocktail zur Begrüßung. Dazu gibt es eine leckere Dattel. Als wir in der Luft sind, lasse ich mir einen Tee servieren, zu dem es eine Stück geröstetes Brot und ein Gläschen Marmelade gibt.

Die Mahlzeit in der Business Class wird serviert, wann der Gast es wünscht, aber ich wähle den normalen Service, der schnell beginnt, da ich später schlafen möchte auf diesem Nachtflug. Als Vorspeise zur Auswahl stehen eine Tomatensuppe, ein Salat der Saison und arabische Mezze, für die ich mich entscheide. Dazu gehört Hummus, Lamm, Hähnchen, Spinatgebäck, arabisches Brot und besonders köstlich ist das Auberginenpüree Mutabbal. Für die Kerne der Oliven gibt es ein eigenes kleines Schälchen – auch hier Perfektion.

Als Hauptgang wähle ich den Fisch statt dem geschmorrten Lamm oder den Rigatoni mit Tomatensauce. Dazu trinke ich einen Pouilly-Fuissé-Weißwein. Serviert wird Kingfish mit einer würzigen Tomaten-Basiklium-Sauce auf Kartoffelpüree, das einen schönen Gegensatz bietet. Dazu gegrilltes Gemüse. Alles in allem sehr lecker. Beim Nachtisch entscheide mich gegen Früchte und für Schokoladenkuchen. Das Stück ist recht groß, nicht sehr fluffig und dadurch etwas mächtig – aber das ist Meckern auf sehr hohem Niveau.

Es gibt übrigens auch eine Expressoption: Man kann zwei der Dinge aus der Karte wählen, die so schnell wie möglich serviert werden, damit man danach möglichst lange ruhen kann.

Ein Frühstück gibt es nicht, aber das brauche ich auch nicht, da wir gegen 02:15 Uhr deutscher Zeit und 04:15 Uhr Ortszeit landen. Wer vor der Landung dennoch etwas essen möchte, findet in der Menükarte als «Refreshment Service» Früchte und dänisches Gebäck.

Unterhaltungssystem: ★★★☆☆. So großartig das Essen ist, so enttäuschend finde ich das Unterhaltungssystem. Und das, obwohl die Ausgangslage eigentlich gut ist: Das Bild des 17-Zoll-Bildschirms ist gestochen scharf, die Farben sind einwandfrei. Der Kopfhörer mit Geräuschunterdrückung, für den es eine eigene Aufhängung gibt, stellt mich voll zufrieden.

Da der Touchscreen so weit vom Sitz entfernt ist, bin ich allerdings auf die Fernbedienung angewiesen. Sie springt auf Knopfdruck aus ihrer Mulde, aber nicht sehr weit. Wer längere Fingernägel hat, ist beim Herausnehmen klar im Vorteil. Auf der Fernbedienung gibt es drei Knöpfe und einen kleinen Touchscreen-Bildschirm. Ich brauche gefühlte Ewigkeiten, um zu verstehen, wie ich damit am besten durch das Angebot auf dem großen Bildschirm vor mir navigiere. Stelle ich mich womöglich nur ungeschickt an? Das kann durchaus sein. Aber genau darum geht es ja bei intuitivem Design: Dass auch ungeschicktere Menschen damit klar kommen. Und alleine bin ich mit der Herausforderung nicht. Als ich nicht mehr in der Lage bin, die Flugkartenansicht zu verlassen, bitte ich eine Flugbegleiterin um Hilfe. Auch sie braucht mehr als eine Minute, um mich zurück ins Hauptmenü zu bringen.

Muss man herausfinden: So funktioniert die Bedienung am besten. Bild: aeroTELEGRAPH

Die Filmnavigation hat viele Untermenüs. Das hat auch – wenn auch nicht ausschließlich – damit zu tun, dass es ein kulturell breites Angebot gibt, etwa nicht nur «European Cinema» in verschiedenen Sprachen, sondern auch Filme in Urdu und Sinhala. Insgesamt finde ich das Angebot der für mich verständlichen und interessanten Filme und Serien allerdings nicht sehr groß. Was ich mich auch frage: Warum steht die Grusel-Kategorie «Fright Night Flick» mit Horrorfilmen wie «Es» direkt neben «Kid’s Corner»? Ich gucke schließlich Dune 2.

Wifi/Strom: ★★★☆☆. Es gibt eine herkömmliche Stockdose sowie zwei untereinander angeordnete USB-A-Anschlüsse. Da diese etwas versteckt liegen, gibt es eine kleine eigene Beleuchtung dafür. Auch wenn ich damit auskomme, frage ich mich: Warum gibt es in einem brandneuen Dreamliner keinen USB-C-Anschluss?

Schnelligkeit und Stabilität des Wifi fallen aus der Bewertung leider heraus, da das Internet in diesem frisch in Dienst genommenem Flugzeug noch nicht funktionierte. Generell gibt es bei Oman Air aber vier Pakete: Speedy Social bietet für 6 US-Dollar 5 MB Daten für Social Media Apps für eine Dauer von 30 Minuten. Stay Social für 12 US-Dollar liefert 10 MB Daten für 120 Minuten. Quick Connect bietet 20 MB für eine Stunde und kostet 19 Dollar. Easy Connect 40 MB für drei Stunden für 29 Dollar. Besonders attraktiv wirkt das alles nicht.

Extras: ★★★★☆. Business-Reisende bekommen ein Amenity Kit in einem Täschchen aus Kunstleder. Darin befinden sich Mundwasser, Lippenbalsam, Gesichtscreme, Ohrenstöpsel, Desinfektionsgel, Schlafmaske, Socken und Parfüm. Zahnbürste und Zahnpasta sind nicht enthalten, die gibt es aber in den Waschräumen. Für den Sitz bekommen die Reisenden zum Schlafen eine Decke, ein Kissen und eine Sitzauflage, die als Minimatratze dient – alles sehr bequem. Es gibt an den Extras nichts auszusetzen, aber für die volle Punktezahl fehlt mir in der Business Class etwas Besonderes, was ich nicht bei fast jeder Fluggesellschaft finde.

Das Amenity Kit in der Business Class von Oman Air. Bild: aeroTELEGRAPH

Gesamtnote: 4,3 – Gut
(Skala: Sehr gut = über 4,5, Gut = 3,7 bis 4,4, Befriedigend = 2,7 bis 3,6, Schlecht = 2,0 bis 2,6, Sehr schlecht = unter 2,0)

Fazit: Wer in der Business Class von Oman Air fliegt, kann sich auf großartiges Essen, eine tolle Crew, eine schöne Kabine und bequeme Sitzen freuen – sollte aber etwas Geduld mitbringen, wenn es ums Unterhaltungssystem geht. Unter dem Strich eine gute Wahl.

In der Bildergalerie oben sehen Sie weitere Fotos des Flugtests. Ein Klick aufs Bild öffnet die Galerie im Großformat. Unten sehen Sie unseren Flugverlauf vom 2. September:

Der Testflug verursachte 4100 Kilogramm CO2. Wie bei allen Dienstreisen reduzierte aeroTELEGRAPH diese Emissionen über den Partner Myclimate durch Maßnahmen zum Vermeiden, Verringern oder Beseitigen von Treibhausgasemissionen außerhalb der eigenen Wertschöpfungskette (Beyond Value Chain Mitigation) .

Das Flugticket für den Test wurde von der Fluggesellschaft zur Verfügung gestellt. aeroTELEGRAPH hatte beim Urteil trotzdem freie Hand. Die Fluggesellschaft nahm weder Einfluss auf den Inhalt des Artikels noch stellte sie irgendwelche Bedingungen. Das würde dem Verhaltenskodex von aeroTELEGRAPH widersprechen.