Letzte Aktualisierung: um 13:56 Uhr

Flugtest

Das bietet Flydubai in der Business Class

Die Emirates-Schwester bietet in der Business-Class ihrer Boeing 737 ein Produkt, das man sonst von Langstreckenflugzeugen kennt. Doch wie gut ist Flydubai wirklich? Wir haben es getestet.

Flydubai ist die kleine Schwester von Emirates. Den Betrieb der Fluggesellschaft kann man im Wesentlichen in zwei Aufgaben einteilen: Die erste ist der kostengünstige Punkt-zu-Punkt-Verkehr von und nach Dubai. Dieser ist insbesondere auf Routen innerhalb des Nahen Ostens, sowie nach Russland, Pakistan und Indien relevant. Die zweite Aufgabe ist der Zubringer für das Netzwerk der großen Schwester.

Emirates ist mit ihrer Flotte von Boeing 777 und Airbus A380 insbesondere dann eingeschränkt, wenn es um Routen mit geringerer Nachfrage geht. Hier kommt Flydubai als reine Boeing-737-Betreiberin ins Spiel. Kürzlich nahm sie mit Basel/Mulhouse/Freiburg eine neue Destination in ihr Streckennetz auf – und damit auch in das Netz von Emirates. Und wie ist das Flugerlebnis für die Reisenden an Bord? Wir haben das auf einem Flug mit einer Boeing 737 Max von Dubai nach Basel im August getestet.


Boarding der 737 Max findet in Dubai auf dem Vorfeld statt. Bild: aeroTELEGRAPH

Buchung/Reservierung: ★★★★★. Die Buchungsseite von Flydubai ist sowohl in Desktop- als auch in Mobilvariante gut strukturiert und übersichtlich. Ebenso gibt es eine App, die alle wesentlichen Funktionen beherrscht. Bei der Buchung des Basel-Fluges erhalte ich den vorausschauenden Hinweis, dass der Flug von Terminal 3 in Dubai stattfindet, statt wie die meisten Flydubai-Flüge von Terminal 2. Ich bin sehr froh über diese Information, denn als ich meinem Taxifahrer auf dem Weg zum Flughafen sage, dass ich mit Flydubai fliege, will er mich zunächst zum Terminal 2 bringen.

Check-in/Lounge/Einsteigen: ★★★★☆. Der Check-In Prozess in Dubai ist unkompliziert. Auf ihren Europa-Strecken nutzt Flydubai das Terminal 3 von Platzhirsch Emirates, dementsprechend wendet man sich auch an den Business-Class-Check-in von Emirates, welcher sich baulich getrennt vom restlichen Terminal befindet. Danach geht man durch eine mittelmäßig effiziente Sicherheitskontrolle, nimmt einen Aufzug, und befindet sich schließlich inmitten der riesigen Terminal-3-Halle.

Ein kurzes Stück gelaufen und ich erreiche die Lounge – auch hier wird wieder die von Emirates genutzt. Sie ist so groß, dass man selbst innerhalb der Lounge auf Beschilderung angewiesen ist, um sich nicht zu verlaufen. Das Essens- und Getränkeangebot ist erwartungsgemäß groß und international vielfältig. Genervt bin ich allerdings von den zu engen Gängen und der teils mangelnden Sauberkeit der Sanitäranlagen der in die Jahre kommenden Lounge.


Der Flug ist pünktlich, aber der Einsteigeprozess verläuft etwas schleppend. Bild: aeroTELEGRAPH

Wenig überraschend bekommt die 737 Max von Flydubai im A380-Terminal von Emirates kein Gate mit eigener Fluggastbrücke. Stattdessen geht es die Rolltreppen herunter und in den Bus. Flydubai setzt getrennte Busse für Economy-, bzw. Business-Class-Gäste ein. Für Letztere ist der Bus bequemer und deutlich weniger voll. Nach 15 Minuten Fahrt kommen wir schließlich am Flieger an, wo es dann bei 38 Grad nur noch die Treppe hoch geht.

Crew und Service: ★★★★★. Ich bin offenbar der einzige Fluggast, der auf diesem Flug auf einem der zehn Business-Class Plätze sitzt. Das verschafft nicht nur mir mehr Platz und Ruhe, sondern erlaubt auch der freundlichen Flugbegleiterin, sich besonders schnell und zugleich ausführlich um den Service zu kümmern. Obwohl ich ihr einziger Business-Class-Gast bin, wird der Service nicht aufdringlich. Die Crew hat scheinbar ein gutes Auge dafür, wann ich etwas zu trinken gebrauchen könnte, oder wann ich mich lieber ausruhe. Als ich zwischendurch meinen und den Nachbarsitz ausgiebig teste und fotografiere, kommt sie vorbei, um bei den Fotoeinstellungen zu helfen.

Einen Onboard Shop gibt es bei Flydubai übrigens nicht, aber das sehe ich keinesfalls als negativ. Es kann auf manchen Flügen ganz schön nervig werden, wenn ständig versucht wird, einem Parfüm, Uhren oder Tabak zu verkaufen. Wer wirklich shoppen will, der ist am Flughafen Dubai ohnehin viel besser aufgehoben.

Kabinenausstattung: ★★★★★. Das Flugzeug ist eine moderne Boeing 737 Max, ausgestattet mit Stimmungslicht und allem, was man in einem neuen Mittelstreckenjet so erwartet. Zusätzliche Spielereien wie etwa die Business-Class-Bar im Airbus A380 von Emirates gibt es hier nicht – aber da rechnet auch niemand mit. Es gibt eine Art Kleiderschrank, in dem ich meine Jacke aufhängen kann.

Die Bestuhlung der Business-Class ist in einem versetzten 2-2, 1-1, 2-2 Layout angeordnet. Das macht die Sitze 2B und 2E zu den besten im Flugzeug für Alleinreisende, da sie als einzige sowohl Fenster als auch direkten Zugang haben. Fliegt man zu zweit in Reihe 1 oder 3, hat man, neben der Aufteilung zwischen Fenster und Gang, weniger Stauraum zur Verfügung.


Zwei Sitze vorne, einer in der Mitte, zwei dahinter. Bild: aeroTELEGRAPH

Sitz: ★★★★★. Hier punktet Flydubai deutlich. Nicht nur ist der Sitz eine positive Überraschung in einer Boeing 737. Er braucht sich auch nicht vor einem Vergleich mit Großraumflugzeugen zu verstecken. Der Sitz lässt sich flexibel verstellen und mühelos in ein Bett verwandeln.

Rechts neben mir befindet sich die intuitive elektrische Steuerung für den Sitz, sowie ein Lichtschalter. Direkt daneben steckt eine kleine kabelgebundene Fernbedienung für das Unterhaltungssystem, welches man aber auch per Touch-Screen steuern kann. Letzteres finde ich einfacher, die Fernbedienung wird allerdings ganz schnell zur praktischeren Option, wenn man den Sitz runterfährt oder ganz zum Bett macht.

Auf beiden Seiten vom Sitz in Reihe 2 ist reichlich Fläche, sodass man Snacks und Getränke auch problemlos abstellen kann, ohne den Tisch ausklappen zu müssen. Auch Stauraum gibt es zu Genüge, darunter ein schließbares Fach, welches auch im Falle von Turbulenzen Gegenstände sicher verstaut. Zu meiner Rechten befindet zwischen einem verstellbarem Leselicht und einem USB-Anschluss eine Kopfhörerhalterung, wo man die Kopfhörer aufhängen kann. In einer kleinen Flaschenhalterung steht eine Wasserflasche zur Verfügung.


Stauraum, Licht, Kopfhörerhalterung und USB-Anschluss. Bild: aeroTELEGRAPH

Sauberkeit: ★★★★★. Auch in punkto Sauberkeit gibt es im Flugzeug nichts zu bemängeln. Alles war sauber, und Gebrauchsspuren waren an dem Sitz nur sehr wenige zu finden.

Mahlzeiten: ★★★☆☆. Zunächst zum Positiven: Nicht lange nach dem morgendlichen Start in Dubai wurde mir eine Karte mit der Auswahl an Frühstück gereicht. Hier hatte man die Auswahl zwischen einen herzhaften mediterranen, einem süßen westlichem und einem arabischen Frühstück. Alle drei Optionen scheinen der Beschreibung zufolge mit ordentlich Sortiment daher zu kommen. Ich habe mich für die süße Option entschieden.

Das Frühstück hat gleich meine Erwartungen übertroffen. Die Pancakes waren nicht nur lecker, sondern auch ziemlich sättigend. Die Früchte und der Joghurt sind eine gute Ergänzung. Und als Liebhaber französischen Blätterteiggebäcks freue ich mich sehr über die überraschend guten Croissants.


Ein süßes Frühstück über dem Iran. Bild: aeroTELEGRAPH

Doch was ich zu dem Zeitpunkt noch nicht weiß ist, dass es in Sachen Catering dabei bleiben soll. Über die weiteren fünf Stunden Flugstunden werden zwar immer wieder Getränke angeboten und einmal erhalte ich Snacks (bestehend aus einer kleinen Chips-Dose und einem Schokoriegel), doch auf ein Mittagessen warte ich vergebens. Die Ankunftszeit in Basel liegt planmäßig bei 12:35 Uhr. Angesichts dessen, dass es in Dubai dann bereits 14:35 Uhr sind, und das Frühstück über fünf Stunden her ist, habe ich eigentlich mit einer weiteren Mahlzeit gerechnet. Am Ende bin ich etwas hungrig aus dem Flugzeug gestiegen.

Unterhaltungssystem: ★★★★☆. Das Unterhaltungssystem ist von der Menge an Auswahl definitiv gut aufgestellt. Allerdings ist es – trotz des diversen, multinationalen Streckennetzes – nur auf drei Sprachen verfügbar: Englisch, Arabisch und Russisch. Ebenso ist das Angebot an bekannten westlichen Filmen und Serien etwas eingeschränkt. Dafür gibt es recht viel Auswahl im russischen und indischen Kino.

Wifi/Strom: ★★☆☆☆. Anders als in der Economy, wo bei Flydubai lediglich ein USB-Anschluss zur Verfügung steht, gibt es in der Business Class an jedem Sitz einen Universalstecker. Wonach man jedoch vergeblich sucht, ist W-Lan. Das Internet bei Flydubai scheint eine etwas merkwürdige Geschichte zu sein. Die Airline hatte einige Flugzeuge (nicht das, mit dem ich fliege) bereits mit Wifi ausgestattet und dieses ihren Passagieren angeboten. Allerdings stellte Flydubai Anfang des Jahres sämtliche Internetversorgung auf ihren Flügen wieder ab. Ein bedauerlicher Rückschritt, für den es in der Bewertung Punktabzug gibt.

Extras: ★★☆☆☆. Ein Amenity Kit, wie man es von einer richtigen Langstrecken-Business-Class gewohnt ist, gibt es nicht. Ein Kissen, eine Decke und geräuschunterdrückende Kopfhörer werden zur Verfügung gestellt, aber damit war es das auch schon mit den Extras an Bord des Fluges.


Decke, Kissen und Kopfhörer bilden die Ausstattung. Bild: aeroTELEGRAPH

Gesamtnote: 4,0 – Gut
(Skala: Sehr gut = über 4,5, Gut = 3,7 bis 4,4, Befriedigend = 2,7 bis 3,6, Schlecht = 2,0 bis 2,6, Sehr schlecht = unter 2,0)

Fazit: In einer Boeing 737 eine Business Class umzusetzen, die auch auf einem siebenstündigen Flug ihren Namen verdient hat, schaffen leider nicht viele Fluggesellschaften. Flydubai ist es gelungen, dass ich während des Fluges komplett vergessen habe, dass ich gar nicht in der Business eines Großraumflugzeugs sitze. Alles, was mir wirklich gefehlt hat, um den Flug perfekt zu machen, war Wifi und ein warmes Essen vor der Ankunft.

In der oben stehenden Bildergalerie sehen Sie weitere Bilder des Flugtests von Flydubai. Ein Klick aufs Bild öffnet die Galerie im Großformat.

Der Testflug verursachte 1300 Kilogramm CO2. Wie bei allen Dienstreisen reduzierte aeroTELEGRAPH diese Emissionen über den Partner Myclimate durch Maßnahmen zum Vermeiden, Verringern oder Beseitigen von Treibhausgasemissionen außerhalb der eigenen Wertschöpfungskette (Beyond Value Chain Mitigation)