Letzte Aktualisierung: um 21:23 Uhr

Protest mit Weihnachtsbaum

Kabinen- und Cockpitcrews von Swiss zeigen sich frustriert

Kabinencrews protestieren mit einem Weihnachtsbaum, der Cockpitcrew-Verband warnt mit drastischen Worten. Swiss selber sieht die Personalsituation nicht so kritisch.

Im Frühjahr 2022 protestierten Kabinencrew-Mitglieder von Swiss so, dass die Fluggäste es sahen. Sie trugen Buttons mit dem Bild einer Zitrone an ihren Uniformen. Die Botschaft des von der Kabinengewerkschaft Kapers organisierte Protests: «Die Zitrone ist ausgepresst.» Da Swiss nicht genug Personal habe, seien vorhandene Crews oft müde und frustriert.

Auch aktuell herrscht Unzufriedenheit und erneut organisierte Kapers Protest – dieses Mal aber intern. In der operativen Zentrale von Swiss am Flughafen Zürich, dem Operations Control Center, kurz OPC, stellte die Gewerkschaft einen Weihnachtsbaum auf.

«Viele sind am Anschlag»

An den Baum hängten Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter aber keine Kugeln, sondern sogenannte «Defective Labels», die für Schadensmeldungen gedacht sind. Darauf schrieben sie ihren Frust und ihre Sorgen nieder, wie die Aargauer Zeitung berichtet. Der Baum ging schließlich ans Management unter Führung des neuen Airline-Chefs Jens Fehlinger.

Zum einen geht es in der Kabine erneut um den Vorwurf einer zu dünnen Personaldecke. «Der Frust ist groß», so eine Flugbegleiterin zur Zeitung. «Viele sind am Anschlag.»

«Ferieneingabe ist Glücksspiel»

Ebenfalls für Ärger sorgte demnach, dass die Lufthansa-Tochter Verspätung hat bei der Umsetzung einer Maßnahme aus dem Gesamtarbeitsvertrag, der seit Anfang des Jahres 2024 in Kraft ist. Er sieht vor, dass ab Anfang 2025 sogenannte «Cabin Duty Regulations» die Planbarkeit der Einsätze verbessern. Das gelingt aber nicht pünktlich, weshalb sich Swiss und Kapers auf eine einmalige Zahlung von je 400 Euro als Entschädigung einigten.

Im Magazin der Cockpitcrew-Verbände Aeropers und Swiss Alpa äußert auch Präsident Clemens Kopetz Frust: Pilotinnen und Piloten hätten nur «marginalen Einfluss auf unseren Dienstplan», so Kopetz. «Die Ferieneingabe ist immer noch ein Glücksspiel». Auch hier gebe es Verzögerungen in Sachen Gesamtarbeitsvertrag. «Die Fluktuation im Cockpitkorps ist klein, doch die Anzahl Kolleginnen und Kollegen, die in ein Teilzeitmodel flüchten, steigt», so Kopetz. «’Flüchten’ deshalb, weil sie die Hoffnung aufgegeben haben, ihr Sozialleben mit den schlecht funktionierenden Planungssystemen der Firma organisieren zu können.»

Swiss verteidigt Personalpolitik

Kopetz schreibt, die Ergebnisse von Swiss seien ansprechend, es stünden Flottenerneuerung und Wachstum an. «Anstatt Frust sollte eigentlich Freude herrschen», so der Präsident. «Aber ich habe das Gefühl, wir stehen jetzt schon ausgebrannt und nach Luft schnappend neben dem Wegrand, und der große Anstieg hat eben erst begonnen.» Mit drastischen Worten warnt er, er sehe die Firma im roten Bereich laufen – und fragt: «Wie lange können wir uns in diesem Bereich noch aufhalten? Wann bricht das System zusammen?»

Zur Aargauer Zeitung sagt ein Swiss-Sprecher dagegen: «Wir schätzen die Personalsituation gesamthaft als gut ein.» 2024 habe man in der Kabine, im Cockpit sowie am Boden insgesamt 1700 Personen eingestellt. «Wir sehen uns daher gut gewappnet, weiterhin einen zuverlässigen Flugbetrieb sicherzustellen.» 2025 würden zudem voraussichtlich rund 100 Pilotinnen und Piloten sowie mehrere hundert neue Kabinencrew-Mitglieder rekrutiert.

Mehr Reserven für Spitzenzeiten

«Wir sehen die Personalsituation in unseren fliegenden Korps weiterhin auf Kurs», so der Sprecher, «wollen aber in Spitzenzeiten noch mehr Reserven haben.» Ziel sei es, «Spitzenbelastungen wie bei kurzfristigen Abmeldungen möglichst lückenlos abfedern zu können». Swiss sei sich des außerordentlichen Einsatzes ihrer Angestellten bewusst und zahle auch dieses Jahre ans fliegende Personal und Mitarbeitende am Boden eine Sonderprämie von 2000 Franken, rund 2160 Euro. «Dies geschieht unabhängig von allfälligen weiteren Boni, die wesentlich höher ausfallen», sagt der Sprecher.