Behörde fordert Strafe
Boeing-Manager setzten 787-Kontrolleure unter Druck
Manager des Flugzeugbauers haben Mitarbeiter unter Druck gesetzt, die im Auftrag der Luftfahrtbehörde handelten. Nun soll Boeing dafür eine niedrige Millionen-Strafe zahlen.
Boeing 787-9 von United Airlines: Erneut Ärger um North Charleston.
Boeing 787-9 von United Airlines: Erneut Ärger um North Charleston.
Es ist ein umstrittenes System und es heißt ODA, Organization Designation Authorization. ODA ermöglicht es der amerikanischen Luftfahrtbehörde FAA, Aufgaben an Mitarbeiter der Unternehmen zu delegieren, die sie kontrolliert. Diese Firmen stellen dafür Mitarbeiter ab. Im Zuge der Untersuchungen zur Boeing 737 Max geriet das System schon in die Kritik.
Nun schlägt die FAA vor, Boeing mit Strafen von insgesamt 1,25 Millionen Dollar zu belegen, weil der Hersteller bei der Dreamliner-Produktion in North Charleston gegen die ODA-Regeln verstoßen habe. Zum einen sollen von Boeing abgestellte ODA-Mitarbeiter an Boeing-Vorgesetzte berichtete haben, die dem Programm gar nicht angehörten.
Gedrängt, schikaniert, gedroht
Zum anderen sollen mindestens vier leitende Boeing-Manager in dem Werk unangemessen Druck auf ODA-Mitarbeiter ausübt haben, die mit der Überwachung der Qualitätskontrolle bei der Produktion des 787 Dreamliners beauftragt waren. Die Führungskräfte haben die abgestellten Mitarbeiter demnach unter anderem zu schnelleren Freigaben gedrängt, sie schikaniert und ihnen gedroht, sie ersetzen zu lassen.
Einen Fall im Februar 2020 erwähnt die FAA separat. Dabei soll Boeing versäumt haben, bei einer Überprüfung einer 787-9 die Qualitätskontrollprozesse zu befolgen, da der Jet schnell an United Airlines ausgeliefert werden sollte. Auch im Rahmen dieser Freigabe wurden ODA-Mitglieder laut FAA unangemessen unter Druck gesetzt.
Boeing erinnert Manager an Respekt
Boeing hat nun 30 Tage Zeit, auf die Vorwürfe zu antworten. Wie die Zeitung Seattle Times berichtet, wandte sich die Boeing-Führung schon in einem Schreiben an das Ingenieursmanagement. Boeings Status als ODA-Inhaber sei ein Privileg, das man sich jeden Tag verdienen müsse, heißt es darin. «Wenn Boeings ODA-Vertreter delegierte Autorität ausüben, dann sind sie die FAA, und sie müssen mit dem gleichen Respekt und der gleichen Achtung behandelt werden, die wir unserer Regulierungsbehörde schulden.»
Boeings Dreamliner-Werk in North Charleston stand schon öfters in der Kritik. Abfälle in der Nähe wichtiger Verkabelungen waren ein Punkt. Auch wird der Vorwurf von Versäumnissen bei der Qualitätskontrolle nicht zum ersten Mal erhoben. Zudem sollen sich etliche Airlines unzufrieden mit Jets aus dem Werk gezeigt haben. Der Flugzeugbauer stellt die 787 in North Charleston sowie in Everett her – einer der beiden Standorte wackelt allerdings.