Zusätzliche Inspektionen
Boeing findet Werkzeuge und Lumpen in 737-Max-Tanks
Der Flugzeughersteller muss alle seit dem Grounding geparkten 737 Max inspizieren. Boeing fand bei mehreren Jets Fremdobjekte in den Flügeltanks.
Boeing 737 Max: In den Tanks in den Tragflächen wurden mitunter Fremdobjekte entdeckt.
Boeing 737 Max: In den Tanks in den Tragflächen wurden mitunter Fremdobjekte entdeckt.
Bis eine Boeing 737 Max wieder fliegen kann, gibt es viel zu tun. Flüssigkeiten wechseln, Triebwerke überprüfen, Software updaten und testen, Testflüge durchführen – die Liste der Aufgaben nach der Aufhebung des Groundings ist lang. Und sie ist soeben noch länger geworden. Denn der Flugzeugbauer bestätigt, dass alle rund 400 seit dem weltweiten Flugstopp gebauten 737 Max inspiziert werden müssen.
Die Maßnahme wird nötig, weil Boeing bei mehreren 737 Max sogenannte Fremdobjekte – im Branchenjargon Foreign Object Debris oder kurz FOD genannt – gefunden hat. Entdeckt wurden die Dinge, die dort nicht hingehören, in den Flügeltanks. Es handelt sich offenbar um zurückgelassene Werkzeuge und Lumpen.
«Oberste Priorität»
Die Funde sind besorgniserregend. Werkzeuge können in den Tanks zu Beschädigungen von Bauteilen wie Pumpen führen. Lumpen können Leitungen verstopfen. «FOD ist absolut inakzeptabel», heißt es denn auch in einer Mail von Boeing an die Mitarbeiter, über die das Portal Leeham News zuerst berichtete. «Das muss oberste Priorität für das ganze Team haben.»
Eine Inspektion dauert zwei bis drei Tage pro Flugzeug. Zuerst muss allenfalls vorhandener Treibstoff abgepumpt werden. Dann kann ein Mechaniker die Tanks in den Tragflächen mit Spezialwerkzeug begutachten.
Auch bereits ausgelieferte 737 Max müssen inspiziert werden
Nicht nur die rund 400 bereits gebauten, aber noch nicht ausgelieferten Boeing 737 Max müssen untersucht werden. Der Hersteller empfiehlt Fluggesellschaften auch Inspektionen bei Fliegern, die übergeben wurden, aber seit länger als zwölf Monaten geparkt sind, wie ein Sprecher der Zeitung Seattle Times sagte. Ob auch der Rest der 385 bereits an Kunden ausgelieferten Jets geprüft werden muss, sei noch nicht entschieden. Man werde aber das tun, was am besten für die Sicherheit sei.
Boeing hat inzwischen Maßnahmen eingeleitet, um dem Problem Herr zu werden. So wurden die Prozesse neu definiert. Der Hersteller glaubt zudem nicht, dass die Funde den Zeitplan für die Rückkehr der 737 Max beeinflussen. Zuletzt hatte er von «Mitte 2020» als möglichem Datum für die Wiederzulassung durch die Behörden gesprochen. Fluggesellschaften annullieren 737-Max-Flüge mitunter bereits bis September.
Fremdobjekte kein neues Problem
Für Boeing ist der neueste Fund ein weiterer Imageschaden. Das Problem von Fremdobjekten ist allerdings nicht neu. Vergangenes Jahr waren diverse Missstände im Dreamliner-Werk in Charleston bekannt geworden. Unter anderem waren auch dort Dinge in fertigen Flugzeugen gefunden worden, die dort nicht hingehören. Oftmals wurden scharfe Metallrückstände in der Nähe von Verkabelungen unter den Cockpits entdeckt, im Extremfall wurde sogar eine ganze Leiter im Heck vergessen.
Dasselbe Problem tauchte auch bei der Produktion des Tankers KC-46 auf. Die United States Air Force fand in fertig gebauten Flugzeugen liegen gelassene Werkzeuge und andere Fremdobjekte.