Letzte Aktualisierung: um 12:03 Uhr

Wirbelschleppen eines Emirates-Jets

Boeing 777 sorgt für Dachschaden bei Düsseldorf

Luftverwirbelungen eines Langstreckenfliegers von Emirates haben in Ratingen ein Hausdach beschädigt. Was geschieht nach solch einem Vorfall?

Wer in der Einflugschneise eines Flughafens lebt, muss sich nicht nur mit Lärm beschäftigen, sondern manchmal auch mit sogenannten Wirbelschleppen. Diese langlebigen Luftwirbel entstehen an den Flügelspitzen und können für Probleme hinter dem Flieger sorgen – bei geringer Überflughöhe etwa an Hausdächern.

So geschehen nun in Ratingen bei Düsseldorf. Am Dienstagabend (3. September) sorgte dort eine Boeing 777 von Emirates für einen Dachschaden an einem Haus. Während in Social-Media-Gruppen davon die Rede ist, dass Dachziegel von Häusern gerissen wurden, beschwichtigt der Flughafen. «Es ist kein großer Schaden entstanden», sagt ein Sprecher des Flughafens Düsseldorf, wo der aus Dubai kommende Langstreckenflieger mit der Registrierung A6-ECQ landete. «Einzelne Dachpfannen haben sich verschoben, ein geöffneter Dachfensterflügel hat sich verklemmt.» Die Schadensregulierung laufe bereits.

Boeing 777 flog in korrekter Höhe

Auch wenn der Vorfall nicht dramatisch ist, eignet er sich gut, um zu verstehen, was nach einem Wirbelschleppenschaden an einem Haus geschieht. «Erhalten wir als Flughafen Kenntnis über einen Schaden, der möglicherweise durch eine sogenannte Luftwirbelschleppe eines Flugzeugs entstanden sein könnte, nehmen unsere Mitarbeiter zeitnah mit einem Dachdecker eine Schadensbegutachtung, Sicherung oder sofort Reparatur vor», erklärt der Sprecher. Der Flughafen und die Deutsche Flugsicherung würden prüfen, welches Flugzeug den Schaden verursacht haben könnte. Der Airport leiste bei der Schadensregulierung finanziell eine Vorleistung. «Lässt sich eine Airline als Verursacher ermitteln, gibt der Flughafen die Sache entsprechend weiter.»

Ein Wirbelschleppenschaden bedeutet dabei nicht unbedingt, dass das Flugzeug zu tief geflogen ist oder die Piloten einen Fehler gemacht haben. Auch zum aktuellen Fall in Düsseldorf sagt ein Emirates-Firmensprecher, man habe keine Unregelmäßigkeiten bei den Düsseldorf-Flügen am Dienstag verzeichnet. Ein Sprecher der Deutschen Flugsicherung bestätigt, Flugspur und -höhe der Boeing 777 seien «absolut korrekt und normal» gewesen. Es gebe in dieser Hinsicht nichts zu beanstanden.

Fünf bis zehn Vorfälle pro Jahr

«Die Höhe lag im angesprochenen Bereich bei circa 240 Meter, das entspricht in diesem Bereich der normalen Anflughöhe auf dem Gleitweg des Instrumentenlandesystems», so der Sprecher der Flugsicherung. Bei ungünstigen Witterungsverhältnissen könnte es trotzdem zu Wirbelschleppenschäden kommen.

Solche Vorfälle gibt es natürlich auch an anderen Flughäfen. Der Airport Frankfurt hat daher ein Vorsorgeprogramm zur Dachsicherung für rund 6000 Gebäude in Gebieten beim Flughafen entwickelt. Betreiber Fraport koordiniert die Maßnahmen, setzt sie um und kommt für die Kosten auf. Auch der Flughafen Düsseldorf biete Maßnahmen zur Vermeidung von Schäden durch Luftwirbel an, so der Sprecher. «Der Flughafen finanziert in den Einflugschneisen vorbeugende Schutzmaßnahmen.» So würden die Kosten für die Verklammerung jeder zweiten Dachpfanne und die Anbringung von Schneefanggittern übernommen. Vorfälle mit Schäden gebe es pro Jahr nur etwa fünf bis zehn.

Auch im Flug

Wirbelschleppen entstehen an den Flügelspitzen von Flugzeugen, wo der Unterdruck der Tragflächenoberseite und der Überdruck der Tragflächenunterseite zusammentreffen. Sie können nicht nur Dächer beschädigen, sondern auch nachfolgende Flugzeuge gefährden. Daher arbeiten am Flughafen Wien das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt DLR und die österreichische Flugsicherung Austro Control daran, die Luftwirbel kurz über der Landebahn durch Platten am Boden schneller aufzulösen.

Das soll zum einen für mehr Sicherheit sorgen. Zum anderen soll es möglich machen, dass kleinere Flieger hinter größeren Jets mit geringeren Abständen anfliegen. So könnte die Kapazität der Airports steigen. Hausbesitzern in der Nähe von Flughäfen bringt diese Forschung wenig Trost.