Interview
Azur Air will mit Boeing 737 und 757 wachsen
Die neue deutsche Charterairline Azur Air startet im nächsten Frühling. Im Interview sagt Geschäftsführer Hakan Bakar, warum er an den Erfolg glaubt und wie wie er Destinationen und Flotte entwickeln wird.
Boeing 767 in den Farben von Azur Air: Start im Frühling.
Boeing 767 in den Farben von Azur Air: Start im Frühling.
Der Chartermarkt in Deutschland ist nicht gerade von einem knappen Angebot gekennzeichnet. Warum glauben Sie, dass Azur Air dennoch Erfolg haben wird?
Hakan Bakar*: Wir gehören zu einer erfolgreichen Unternehmensgruppe mit eigenem Veranstalter: für unseren Reiseveranstalter Anex Tour werden wir vor allem fliegen und können dementsprechend unser Geschäft steuern.
Was kann denn Azur Air bieten, was andere Airlines nicht haben?
Durch unser exzellentes Netzwerk in vielen Zielgebieten und dank einer mehr als zwanzigjährigen Erfahrung haben wir viel Know-How im Betrieb einer Fluggesellschaft. Durch unseren eigenen Veranstalter bieten wir unseren Kunden integrierten Service.
Ihre Reiseziele sind aber ganz klassisch… Mallorca, Kanaren, Dominikanische Republik. Warum haben Sie da keine Nische gesucht? Da wir zusammen mit dem Pauschalreiseveranstalter Anex Tour die Reiseleistung aus einer Hand bieten – vom Flug bis hin zur Ankunft im Zielgebiet, Hotelbuchung und die Betreuung vor Ort – waren unsere Zielgebiete von Beginn an klar definiert. Wir suchen nicht die Nische, sondern bieten ein Produkt für die breite Öffentlichkeit an.
Die Betriebslizenz für die Airline, das AOC für Azur Air Deutschland, ist beantragt. Wann rechnen Sie mit der Erteilung?
Im Frühjahr 2017.
Im Frühling wollen Sie dann gleich auch den Flugbetrieb aufnehmen. Ist das noch immer realistisch?
Ja, unser Team ist bestens aufgestellt und vorbereitet. Wir gehen davon aus, dass wir alle Kriterien erfüllen werden.
Wie läuft es mit der Rekrutierung? Woher kommen die Kandidaten?
Wir haben Stellenanzeigen und Angebote im Markt, die schon von Hunderten potenzieller Mitarbeiter gesehen wurden, deren Unterlagen wir bereits vorliegen haben.
Spüren Sie, dass die Probleme bei Air Berlin die Suche einfacher machen?
Natürlich verfolgen wir die Geschehnisse und Entwicklungen im Markt, die sich auch bei den zahlreichen Bewerbungen bemerkbar machen. Generell verzeichnen wir ein großes Interesse an qualifizierten Bewerbern sowohl für Cockpit und Kabine als auch für die Technik, die wir im Moment an unserem Heimatflughafen Düsseldorf aufbauen.
Sie versprechen Passagieren einen Vollservice an Bord. Was muss sich der Reisende konkret darunter vorstellen?
Das ist nicht ganz richtig. Wir werden, wie die meisten Airlines auf kurz und Mittelstrecke ein üppiges Angebot an Getränken und Snacks kostenpflichtig anbieten. Auf den Langstrecken werden wir unseren Gästen kostenlose Mahlzeiten mit Getränken servieren.
Mit 330 Passagieren packen Sie ihre Boeing 767 ganz schön voll…
Das ist eine gängige Bestuhlung für diesen Flugzeug-Typ ohne Business und First Class. Daraus ergeben sich sehr attraktive Angebote für mehr Passagiere.
Warum setzen Sie auf die Boeing 767 – ist das Flugzeug gerade für Europaflüge nicht zu groß?
Wir fliegen in Massen-Zielgebiete wo es eine große Nachfrage gibt. Mehr Sitzplätze ermöglichen ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis, daher ist das Fluggerät für uns genau passend.
Wie sehen Ihre Expansionspläne aus?
Wir werden uns hier in erster Linie nach den Expansionsplänen der Anex Tour und an dem Bedarf unserer weiteren Partner richten. Geplant ist, zusätzliche Flugzeuge des Typs Boeing 757 ab Winter 2017/18 und zusätzliche Flugzeuge des Typs Boeing 737 ab Sommer 2018 auf den Mittelstrecke-Destinationen einzusetzen. Somit werden unsere Boeing 767 hauptsächlich für Flüge in die Karibik und Asien eingesetzt werden können. Fakt ist, dass die Azur Air nicht gegründet worden ist, um nur aus 3 Flugzeugen zu bestehen.
* Hakan Bakar ist Geschäftsführer von Anex Tour Deutschland. Zuvor arbeitete er als Tourismusmanager in Deutschland, der Türkei und in den Vereinigten Arabischen Emiraten.