Luxus-Angebot von Smartwings
An dieser Reise ist nichts gewöhnlich – in 23 Tagen um die Welt in einer Boeing 737
Luxusreiseunternehmen bieten schon länger Weltumrundungen für gut Betuchte an. Auch für Crews sind das besondere Erlebnisse. Ein Kapitän berichtet.
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Crew des Fluges in Laos: Ein besonderes Erlebnis.
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Crew des Fluges in Laos: Ein besonderes Erlebnis.
Der Wunsch der Menschheit, die Welt zu umrunden ist bereits Jahrhunderte alt. Bereits im Jahr 1519 brach der portugiesische Seefahrer Ferdinand Magellan mit fünf Schiffen und 244 Besatzungsmitgliedern zu einer Weltumrundung auf. Drei Jahre später kehrten nur noch 18 Überlebende zurück – jedoch ohne Magellan, der bei seinem Versuch ums Leben gekommen ist.
Erst mit der Veröffentlichung von Jules Vernes Roman «In 80 Tagen um die Welt» im Jahre 1873 wurde das Streben nach einer Weltumrundung jedoch zum Thema für eine breite Öffentlichkeit. Am 20.April 1924 begann dann schließlich auch die Ära der Weltumrundungen mit einem Flugzeug, als vier Wasserflugzeuge der US Air Force aufbrachen und nach 157 Tagen wieder erfolgreich zu ihrem Ausgangspunkt zurückkehrten.
23 Tage, 12 Stopps, 10 Ländern, 5 Kontinente
Spätestens seit den 1960er Jahren, als die Zivilluftfahrt immer verlässlicher wurde und die Nachfrage nach Luxusreisen weltweit stieg, konzentrierten sich einige Reiseveranstalter auf exklusive Weltumrundungen, die dem Kunden eine Vielfalt an Reiseeindrücken innerhalb kürzester Zeit offerieren sollen. Seit dem Jahr 2012 organisiert auch das slowakische Reiseunternehmen Leonardo-Oscar für betuchte Reisende Weltumrundungen an Bord einer umgebauten Smartwings Boeing 737-800.
Kurz vor Jahreswechsel flog erstmals eine Mannschaft des slowakischen Ablegers Smartwings Slovakia 55 Weltenbummler ab Bratislava in 23 Tagen mit 12 Stopps in 10 Ländern auf 5 Kontinenten rund um den Globus, dabei standen Destinationen wie die Osterinsel, Tahiti, Palau, Laos, Rio de Janeiro, Samarkand, Sydney oder Auckland am Programm standen.
Ich wusste, dass uns viele spezielle Flüge erwarten und ich in Erdteile komme, in denen ich zuvor noch nicht geflogen bin
Für die Crews ist das etwas besonderes. Smartwings-Slovakia-Pilot und Managing Direktor Kamil Cibulka und Flugkapitän Peter Mikula hatten gemeinsam mit ihrer Crew von drei Piloten und sechs Flugbegleiterinnen und Flugbegleitern die Aufgabe, die Reisenden auf ihrer Weltumrundung über einer Distanz von 47.150km auf 16 Flügen zu befördern. Insgesamt standen den Urlaubern ein 9-köpfiges Smartwings Team, bestehend aus Cockpit, Kabinencrews sowie Technikern für die gesamte Reise zur Seite, um einen reibungslosen Flugverlauf zu gewährleisten.
Wie Kamil Cibulka im aeroTELEGRAPH Gespräch erzählt, sei es für ihm immer schon wichtig gewesen, eine möglichst große Abwechslung in seinen beruflichen Alltag zu haben und nicht nur Linie von A nach B zu fliegen. Als das Angebot für den Weltumrundungsflug kam, war die Vorfreude deshalb groß: «Ich wusste, dass uns viele spezielle Flüge erwarten und ich in Erdteile komme, in denen ich zuvor noch nicht geflogen bin» erzählt er.
Vom Flugingenieur zum Piloten zum Manager
Der Traum einer Pilotenkarriere begann für Kamil Cibulka gegen Ende der neunziger Jahre, als er nach dem erfolgreichen Abschluss seiner Universitätsausbildung als Frachtmanager bei der slowakischen Regionalfluglinie Tatra Air begann. Als junger Flugingenieur auf einer Slovak-Airlines-Tupolew 154M, sammelte Cibulka bereits früh erste Cockpiterfahrungen, bevor er im Jahr 2005 seine Pilotenkarriere auf einer Boeing 737-300 der Slovak Airlines begann. Nach Zwischenstopps bei den Fluglinien Air Slovakia und Seagle Air, kam er 2010 schließlich zu Smartwings, wo er heute als Flugkapitän, 737 Type Rating Ausbildner und Managing Direktor der slowakischen Smartwings-Tochter arbeitet.
Da Cibulka am liebsten jeden Tag einen neuen Flughafen anfliegen würde, kam ihm die Weltumrundung sehr gelegen: «Als ich gesehen habe, dass mich unsere Flugstrecke unter anderem nach Palau bringen würde und wir die Gelegenheit bekamen, auf die abgelegenen Osterinseln fliegen zu können, war ich voller Begeisterung.»
Auf der Osterinsel bleibt kein Platz mehr für Alternativen
Gerade der Anflug der Osterinseln war ein spezieller Flug für die ganze Crew, dessen Flugvorbereitung bis ins letzte Detail geplant werden musste. «Die Osterinsel ist aufgrund der begrenzten Reichweite und dem Erreichen des ‘Point of no return’, ein isolierter Flughafen für ein Flugzeug wie unsere Boeing 737-800. Es bleibt kein Platz mehr für Alternativen, weshalb wir versucht hatten, auf dem direktesten Weg zu unserem Zielflughafen zu gelangen», berichtet er.
Der Flughafen Mataveri auf der Osterinsel bietet einige Besonderheiten, die es für die Crews zu beachten gibt. So benötigt jede Fluggesellschaft eine spezielle Genehmigung für den Anflug der Pazifikinsel, denn ein alternativer Ausweichflughafen liegt erst rund 2500 Kilometer entfernt – der oben erwähnte Point of no Return. Als einzige Fluggesellschaft bedient Latam täglich ab dem 3750 Kilometer entfernten Santiago de Chile mit einer Boeing 787-9 einen Liniendienst auf das abgelegene Eiland. Aus Umweltschutzgründen besteht weder die Möglichkeit, Flugzeugtoiletten zu entleeren, noch Müll zu hinterlassen. Dieser verbleibt an Bord und kann erst wieder beim nächsten Flughafen entsorgt werden.
Flugzeit zwischen zehn Minuten und sieben Stunden
Nach der Landung am Flughafen Mataveri war eine Boeing 777-200ER einer portugiesischen Wet-Lease Fluglinie im Anflug, erzählt Cibulka. Bevor diese landete, machte Sie noch einen Low Pass über den Flughafen, schwenkte zu einer großzügigen Flughafenrunde ein und landete schlussendlich auf der abgeschiedenen Insel. «Noch im Cockpit scherzten wir, dass die Crew der XL-Boeing mit ihrer großzügigen Reichweite von rund 14 Stunden Flugzeit, wesentlich entspannter als wir die Insel im Südostpazifik anfliegen konnten.»
Point of no Return. (Foto: ZVG)
Kamil Cibulka schwärmt auch Wochen nach seiner Rückkehr nach Bratislava vom interessanten Flugrouting, das sich ihm Rahmen der Weltumrundung ergab. «Viele Flüge, wie jene über Pazifik, waren für uns ein besonderes Erlebnis, denn wir flogen noch nie zuvor in Neuseeland, Australien oder über Papua-Neuguinea.» Die durchschnittliche Flugzeit pro Flugabschnitt betrug rund fünf Stunden. Der längste Flug zwischen den Osterinseln und Tahiti dauerte rund siebeneinhalb Stunden, während der kürzeste Flug gerade einmal zehn Minuten dauerte – zum Betanken der Boeing 737-800 ging es von Boa Vista nach Sal auf den Kapverden.
825 verzehrte Mahlzeiten, 900 Snacks, 50 Kilo frisches Obst, zweihundert Flaschen Wein
Und obwohl auch Kapitän Peter Mikula auf eine lange Pilotenkarriere mit mehr als 15.800 Flugstunden auf den Typen Let-410,Saab 340 und Boeing 737 zurückblicken kann, meint er: «Du musst dich auf alle Eventualitäten perfekt vorbereiten, weil du erstmals in einer dir unbekannten Region fliegst.»
Egal, wie lange die Flüge jedoch gedauert haben, die Passagiere genossen während der 23-tägigen Tour sichtlich den Service der Crew an Bord der Boeing 737-800. Es schlugen rund 825 verzehrte Mahlzeiten, 900 Snacks, 50 Kilo frisches Obst, zweihundert Flaschen Wein sowie hunderte alkoholischen wie antialkoholischen Getränken zu Buche. «Unsere Mitarbeiter in der Kabine waren wirklich gut ausgelastet, nachdem sich der Essenservice oft über Stunden hinzog», ergänzt Mikula.
«Etwas das ich in meiner 25-jährigen Karriere so noch nie erlebt habe».
Um die Abläufe für die Passagiere so bequem wie möglich zu gestalten, hatte der Reiseveranstalter dafür gesorgt, dass die Passagiere teilweise in VIP-Terminals an den großen Flughäfen abgefertigt wurden. Wie Kamil Cibulka erzählt, ist seine Crew zumeist schon drei Stunden vor Abflug am Flughafen gewesen, um alles für den bevorstehenden Flug vorzubereiten. Weil die Kabinenbesatzung sehr ausgelastet war, war es auch für die Piloten selbstverständlich, bei der Vorbereitung der Kabine auszuhelfen.
Im Verlauf der Reise wurden nicht nur unter den Passagieren, sondern auch zur Crew zahlreiche Bekanntschaften geschlossen. Die Passagiere wurden so etwas wie Familienmitglieder erzählt Cibulka. Am letzten Abend der Reise hatte der Airline Manager in Samarkand in Usbekistan die Aufgabe, den Gästen eine Zusammenfassung des Reiseverlaufes zu präsentieren: «Zu meiner Verwunderung wurde die ganze Crew mit Applaus für unsere Arbeit von den Passagieren belohnt». Genauso überraschend war dann auch die Verabschiedung der Passagiere nach der Ankunft in Bratislava. Es sei sehr emotional gewesen, «etwas das ich in meiner 25-jährigen Karriere so noch nie erlebt habe».
Am liebsten sofort auf zur nächsten Reise
Auf die Frage, was rückblickend der beste Teil der Reise war, hat Kamil Cibulka keine Antwort, alles war wunderbar. «Wir waren müde, aber als wir nach 23 Tagen in Bratislava angekommen sind, habe ich zu meiner Crew noch im Cockpit gesagt, lasst uns am besten gleich morgen wieder zu einer neuen Welttour starten.»